Filmwissen
aus Falling Down , der mit innerer und äußerer Gewalt auf den Zusammenbruch seiner Macht und seines Wertesystems reagiert.
«Allie lehnt alle Systeme ab, die er nicht selbst erschaffen hat. Die Ironie des Films – eine Ironie, ohne die Film und Buch unerträglich wären – liegt eben darin, dass Allies Systeme genauso fehlerhaft sind wie die, die er ablehnt.» (Harrison Ford)
So scheitert er unter anderem auch dabei, den Einheimischen ein riesiges Kühlhaus zu bauen. Er ist der Amerikaner, der in seinem Fortschrittsglauben zugleich gestört und ungebrochen ist und ebenso in seiner Sehnsucht nach der Vor-Zivilisation der Grenze. Als schließlich drei schwerbewaffnete Söldner in das Dorf kommen und die Einwohner terrorisieren, versucht Allie, sie zunächst durch Gastfreundschaft zu besänftigen, bietet ihnen Unterkunft in seiner neuen Eisfabrik an und sprengt die Schlafenden in die Luft. Aber nicht nur die Terroristen, sondern auch das ganze Dorf ist zerstört. Nun wird Allie erst recht zum Tyrannen, lässt keine Flucht zu, keine Rückkehr (« Amerika existiert nicht mehr. Ein Kataklysmus! … Ein blendender Blitz … Das Ende jener Welt ») . So baut er ein Floß, mit dem sie den Fluss hinabfahren und zu einer idyllischen Bucht kommen, in der sich die Familie wieder notdürftig einrichtet. Auch von diesem Ort, den Allise selbst schon durch seine Starrheit und seine Tyrannei unbewohnbar gemacht hat, werden sie durch eine Sturmflut vertrieben. Schließlich finden sie in einer Missionsstation Unterschlupf, wo die Kinder darum bitten, vor dem tyrannischen Vater gerettet zu werden. Die Flucht wird von ihm vereitelt, und er steckt die Missionskirche in Brand, was den bisher so friedfertigen Missionar so tief kränkt, dass auch er zum Gewalttäter wird und auf Allie schießt und ihn schwer verwundet. Mit dem sterbenden Vater treibt die Familie den Fluss hinab. Seine Einsicht kommt zu spät: «Die Natur ist krumm. Ich wollte rechte Winkel, gerade Linien.» Es ist die Geschichte einer gescheiterten Zivilisationsflucht, aber auch einer gescheiterten Restauration des Patriarchats. «Die ganze Idee des Vaters, des Familienvaters als Tyrann des Haushalts, als Stammeshäuptling ist uns allen vertraut», meint Regisseur Peter Weir. «Ich glaube, für einige wird dieses Wiedererkennen schmerzlich sein; wenn sie Allie Fox in sich selbst, in ihren Beziehungen zu ihren Kindern wiedererkennen, in ihren Ambitionen.» Aber Mosquito Coast ist auch die Befreiungsgeschichte des Sohnes (River Phoenix), der als Erzähler des Romans fungiert und auch im Film diese Rolle innehat. Das Prinzip der Veränderung steht gegen das Prinzip des Mythos (« Ich bin der letzte Mann», sagt Allie Fox einmal zu seinem Sohn), und gegen die Unwandelbarkeit der Vorstellungen setzt sich die positive Reaktion auf die Realität durch. «Unser Film zeigt, wie ein einzelner Mann an seinen Träumen zerbricht», sagt Weir, und das tut er mit einer metaphorischen Überdeutlichkeit, die den Genuss gelegentlich erheblich trübt. Der antivizilisatorische Impuls von Allie Fox wendet sich stets ins Gegenteil. Er, der gegen die Umweltzerstörung kämpfte, vergiftet mit seiner Maschine die Natur. Er reagiert auf den Angriff der Terroristen mit terroristischen Mitteln. Und in der Familie erweist sich der Rebell als normaler Faschist.
Castaway ( Castaway – Die Insel ; 1987, Regie: Nicolas Roeg) handelt von einem zivilisationsmüden Schriftsteller (Oliver Reed), der ein Jahr auf einer einsamen Insel verbringen will und dazu die passende Gefährtin sucht. Er findet sie durch eine Anzeige in Lucy (Amanda Donohoe), und auf Anordnung der Einwanderungsbehörde muss auch formell eine Eheschließung vollzogen werden. Doch auf der Insel verhalten sich die beiden gegensätzlichen Charaktere alles andere als paradiesisch. Die Segnungen der Zivilisation, beginnend mit einem Kühlschrank und Nahrungsmitteln, machen sich als Mangel bemerkbar, aber er liegt nur faul herum, anstatt tatkräftig eine Robinson-Unterkunft zu produzieren; und auch mit der Liebe gibt es kein Glück, sie verweigert sich ihm um so mehr, als deutlicher wird, wie unterschiedlich ihre Vorstellungen von der Weltflucht sind. Seine immer heftigeren Annäherungsversuche werden mit ebenso heftiger Zurückweisung beantwortet. Gerald wird krank und immer schwächer, und Lucy muss ihn pflegen und zugleich tatkräftig den Tücken der Wildnis begegnen. Nachdem er wieder genesen ist, will Gerald das Unternehmen beenden,
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