Filmwissen
natürlich kaum nennenswert neu und dient auch nur als Aufhänger für hemmungsloses Fabulieren und Zitieren. Im Mittelpunkt steht eine im Wüstensand versunkene Geisterstadt, die von dämonischen Wesen bewacht wird. In der mongolischen Tengger-Wüste (die dem Film eine in der Tat beeindruckende Kulisse gibt) soll unter Ruinen einer versunkenen Stadt ein gewaltiger Schatz verborgen sein. Grabräuber ermorden einen Archäologen, und seine Tochter Lan-Ting macht sich auf, zugleich den Schatz und die Mörder zu finden, begleitet wird sie vom Freund aus Jugendtagen, Qiao Fei (Jay Chou) und dem Archäologen Dingbang. Als die Drei den Ort des Schatzes finden, haben sie es nicht nur mit den Gangstern, sondern auch mit metaphysischen Kräften zu tun. Sehr selbstkritisch sagt der Regisseur, der mit A Home Too Far einen der eindringlichsten Filme gegen den Krieg drehte:
«Der Film war finanziell sehr erfolgreich, darum bin ich auch sehr zufrieden damit. Im Vergleich zu A Home Too Far vermittelt der Film jedoch nichts, handelt es sich doch nur um eine reine Mainstream-Produktion. Ich denke man wird Treasure Hunter in ein paar Jahren wieder vergessen haben.»
Indiana Jones war eine postmoderne Variante des Serial-Helden (und was das anbelangt, hatten die post-postmodernen Filme mit ihrer Fake-Naivität einiges von Spielbergs Filmen gelernt), und dazu gehörte neben den ironischen Verweisen auf diese Erzählweise, die in den dreißiger und vierziger Jahren ihre Kino-Blüte erlebt hatte, auch ein durchaus amüsantes Missverhältnis zwischen Stoff und Gestaltung: Was eigentlich «billig» war, wurde sehr teuer produziert, und in dieser Ungleichung (als «Supertrash» wurden die Filme zum Beispiel in Italien durchaus liebevoll bezeichnet) ließen sich nicht nur ein paar (typisch Spielbergsche) «Botschaften» verstecken, sondern auch ein enormes Potenzial an Kino-Wissen und Kino-Gefühl: Indiana Jones war immer auch eine abenteuerliche Rückkehr zu den essentials des Kinos. Doch diese Einheit der Widersprüchlichkeiten ließ sich, wie in den obigen Beispielen sichtbar, nicht wirklich aufrechterhalten. Nostalgie, Serien-Trash, Special Effects-Feuerwerk und Helden-Reflexion brachen auseinander. Und warum nicht, mochten sich einige Produzenten gedacht haben, zurück zum puren Stoff, zur Billig-Produktion in Serie, die sich um einen Hypertext und anderen postmodernen Schnickschnack so wenig kümmert wie um allzu opulente Visualisierung. Und bevor es allzu kindisch wird, injizieren wir eine Portion Sex und Gewalt. Natürlich in dem Maße, in dem es für das Fernsehen noch sendefähig ist.
Einige dieser Billig-Varianten des Abenteurers im Serienformat schafften es auch im neuen Jahrtausend auf die Leinwand oder wenigstens in die DVD-Sammlungen, darunter ein gewisser Jack Hunter (Ivan Sergej), Archäologe aus Los Angeles, der in der gleichnamigen Serie wieder ganz zur Pulp Fiction und Trash Movie-Welt zurückkehren durfte, die Indiana Jones und einige seiner Nachfolger so erfolgreich überhöht hatten. Unter Regie von Terry Cunningham entstand 2008 eine Trilogie der (TV-) Filme, die versuchten, alle Attraktionen des Archäologie-Abenteuer-Subgenres in irgendwie preiswert zu erstellender Form anzubieten.
Gegen Indiana Jones konnte Jack Hunter seine sportliche Agilität und seine Jugend ins Spiel bringen, und in Jack Hunter and the lost Treasure of Ugarit ( Jack Hunter und die Jagd nach dem verlorenen Schatz ; 2008) bezogen sich die Drehbuchautoren allen Ernstes auf reale archäologische Entdeckungen um das hoch kultivierte Volk der Ugarit in Nordsyrien. Nach der Ermordung seines Mentors Professor Frederick Shaffer (Sean Lawlor) reist der abenteuernde Archäologe Jack Hunter also nach Syrien, denn nur er kann die Ugarit-Rätsel dort entschlüsseln. Seine Mission ist die Suche nach den Mördern und die Bestätigung der Theorie seines väterlichen Freundes, und auch für Jack Hunter wird ein schurkischer Deutscher zur Nemesis, der besessene Schatzsucher Albert Littmann (Thure Riefenstein), der bei seiner Passion über jede Menge Leichen zu gehen bereit ist – und den Fehler begangen hat, den Mentor des Helden ausgerechnet im Auftrag der russischen Mafia zu ermorden. Bei seiner Suche trifft dieser auf die so schöne wie kalte Nadia Ramadan (Joanne Kelly), die ihn zusammen mit ihrem Mitarbeiter im archäologischen Museum, Tariq (Mario Naim Bassil ), auf der Suche nach Dr. Ali Mohamed (Muhammed Cangören) begleitet, dem letzten Menschen, der
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