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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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unterschiedlichen Produktionsebenen in den Erzählmaschinen wieder verankert. Sogar deutsche Billigvarianten des Gladiatoren-Themas konnten nun einen Platz im globalen Markt erobern: Ralph Möller spielte in Held der Gladiatoren (2003, Regie: Jorgo Papavassiliou) den Sklaven Germanus, der von dem Gladiatoren-Ausbilder Palaestrio zum neuen Superkämpfer herangebildet werden soll. Doch Germanus – das kennen wir doch? – ist eigentlich nur auf einer Rache-Mission in der Arena gelandet. Er will den Gladiator Lagos bezwingen, der einst Germanus’ Bruder mit unsauberen Methoden im Kampf bezwungen und getötet hat.
    Auf der anderen Seite der Anspruchsskala steht ein Film wie Agora ( Agora – Die Säulen des Himmels ; 2009) von Alejandro Amenábar, der als Hintergrund für eine Behandlung der Widersprüche zwischen Wissenschaft und Religion, eine Legende aus der Spätantike nutzt: Im Alexandria des Jahres 391 n. Chr. lehrt die Philosophin und Tochter eines Philosophen Hypatia (Rachel Weisz) an der Bibliothek Mathematik und Astronomie. So erfolgreich sie auch mit ihrer Arbeit sein mag, die männlichen Kollegen und Konkurrenten verhalten sich ihren neuen Lehren und eigenwilligen Erkenntnissen gegenüber misstrauisch bis missgünstig: Hypatias Berechnungen des Himmels legen die Existenz eines Sonnensystems nahe, nicht mit der Erde im Mittelpunkt und ohne Olymp der Götter. Und diese Lehre findet ihre erbittertsten Feinde in den Vertretern des, auch in Alexandria zu dieser Zeit, erstarkenden Christentums. Und in dem scheinbar unausweichlichen Religionskrieg gerät die Gelehrte zwischen die Fronten, zumal auch ihre persönlichen Beziehungen voller Widersprüche sind. Da ist der Sklave Davus (Max Minghella) und da ist ihr aristokratischer Schüler Orestes (Oscar Isaac). Aber in beiden Fällen entscheidet sich Hypatia nicht für die eine oder die andere Sache, sondern für das, was sie in ihrer Wissenschaft findet, für das Ideal der Wahrheit. Die etwas sonderbare Mischung aus Ideendrama, Kostümfilm und Melodram machten den Film zumindest in Spanien zu einem Publikumserfolg, offenbar traf er einen Aspekt der eigenen Kulturgeschichte.
    Längst also hatte sich das Genre wieder aufgesplittert in diverse Grundlinien: der «materialistische» antike Historienfilm, der B-Film-Actioner, der neben dem «Sandalenfilm» einen anderen Begriff im Genre wieder aufgriff: «Muskelprotz-Film», der apokalyptische Gewaltfilm im antiken Gewand, der «diskursive» Antikfilm, die griechisch-römische Seifenoper und schließlich der Fantasyfilm mit Anleihen bei der griechischen Mythologie. In Jason and the Argonauts ( Jason und der Kampf um das Goldene Vlies ; 2000, Regie: Nick Willing) wurde die bereits mehrfach verfilmte und von Ray Harryhausen mit den beeindruckenden Stop Motion-Tricks versehene Geschichte um den jungen Helden, der als Kind vor dem Mörder seines Vaters, dem schurkischen Pelias (Dennis Hopper) fliehen musste und nun als jugendlicher Held (Jason London) zurückkehrt. Pelias offeriert ihm den Königsthron unter der Bedingung, dass er das Goldene Vlies findet, ein Widderfell, das seinem Besitzer große Macht zu geben verspricht. Jason versammelt eine Mannschaft tapferer Männer um sich und sticht mit der «Argos» in See.
    Auch Clash of the Titans ( Kampf der Titanen ; 2010, Regie: Louis Leterrier), das lockere Remake des Ray Harryhausen-Klassikers, erzählt die Geschichte von Perseus (Sam Worthington), dessen Adoptiveltern von Hades (Ralph Fiennes) mit der Wucht der dunkleren Fantasy getötet wurden. Nun bricht der Held mit einer Gruppe von Kriegern auf, um am Todesgott Rache zu nehmen. Sie kämpfen mit Fabelwesen wie den Harpyen oder der Medusa, doch trotz der dabei großzügig eingesetzten CGI-Effekte war dem Studio der Film zunächst nicht spektakulär genug, so dass Nachdrehs anberaumt wurden und das fertige Produkt am Ende auch noch auf ein ursprünglich nicht vorgesehenes 3-D-Verfahren aufgerüstet wurde. Dem Film selber half dies kaum, der Publikumszuspruch war eher mäßig.
    So war es folgerichtig, dass man zu einer eher leichteren, betont familienfreundlichen Erzählweise im Genre zurückkehrte: Percy Jackson & The Olympians – The Lightning Thief ( Percy Jackson & The Olympians – Diebe im Olymp ; 2010, Regie: Chris Columbus) ist eine deutlich von den Harry Potter -Filmen beeinflusste Antiken-Fantasy nach den populären Romanen von Rick Riordan: Der junge Held Percy ist einerseits der Sohn des Poseidon, der mit den

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