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Filmwissen

Filmwissen

Titel: Filmwissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Seeßlen
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erschienenen Band The Reverse of the Medal (dt. Hafen des Unglücks ) vorläge, der von Captain Aubreys Rolle bei den englisch-französischen Friedensverhandlungen handelt.
    Das Meer bleibt auch in der Gegenwart Raum der Selbsterfahrung und Initiation; in den «kleinen» Filmen des Genres stehen die Menschen nicht so sehr der kosmischen Herausforderung gegenüber, als den Brüchen im Familienroman. In Wilder Days ( Wilde Tage ; 2003, Regie: David M. Evans) etwa geht es um die Beziehung zwischen einem alten Mann und seinem Enkel, den er mit seinen Geschichten seiner Abenteuer auf See begeistert, sehr zum Unwillen des Vaters, der sich eher an ein Leben mit einem abwesenden Vater erinnert. Als der Großvater (Peter Falk) schließlich tatsächlich mit dem Jungen auf große Fahrt geht, scheinen sich die Abenteuerphantasien zu erfüllen, aber es geht auch ohne Desillusionierung nicht ab.
    Die reinigende Kraft der elementaren Natur, neben der Begegnung mit dem Bösen das Fundamentale des Abenteuers, erscheint im Zeitalter von Atavaren, Parallelwelten und GCI-Effekten hoffnungslos altmodisch.

En garde! (Encore une fois)
    Anders als andere Subgenres des Abenteuers tat sich der Mantel- und Degenfilm ausgesprochen schwer, eine lineare Weiterentwicklung zu verfolgen, doch wie die Ritter und Gladiatoren sollten auch die großen Helden und Schurken des 17. und 18. Jahrhunderts ihre zeitgemäße Relektüre erfahren. In aller Regel geschah dies, wie bei der Neuverfilmung der Drei Musketiere in den Studios der Bavaria (2011), um dem jugendlichen Publikum keine allzu komplizierten und nach gängigen Mustern verjüngten Identifikationsfiguren zu geben. So diente schon in der Neuverfilmung von Alexandre Dumas’ The Man in the Iron Mask ( Der Mann mit der eisernen Maske ; 1998, Regie: Randall Wallace) Leonardo di Caprio in der Doppelrolle des tyrannischen König Ludwig XIV. und seines, im Kerker schmorenden und hinter einer Qual bereitenden Maske verborgenen, Zwillingsbruders für den Appeal beim jungen Publikum. Um ihm zu helfen tun sich die in die Jahre gekommenen Musketiere Athos (John Malkovich), Portos (Gérard Depardieu) und Aramis (Jeremy Irons) noch einmal zusammen.
    Viel Neues wird außer der Starbesetzung dem Stoff und dem Genre nicht hinzugefügt. Ganz anders freilich in einem schwarzen und «erwachsenen» Historienfilm wie Alatriste (2006, Regie: Augustin Diaz Yanes), der von dem Hauptmann Diego Alatriste (Viggo Mortensen) erzählt, der im Spanien des 17. Jahrhunderts auf Befehl des Königs Phillip IV. in Flandern kämpft. Als er nach Madrid zurückkehrt, soll er für den Großinquisitor Bocanegra (Blanca Portillo) einen Auftragsmord erledigen, doch Alatriste weigert sich und wird zurück nach Flandern geschickt. Der Film basiert auf einem Roman der fünfteiligen Serie von Arturo Perez-Reverte, der fiktive und historische Elemente vermischt. Bildgewaltig, düster und gewalttätig bewegt sich der Film in der Bildwelt jener Zeit, zitiert Malerei und Zeichnung, um gleichsam ein Zeitalter kritisch zu besichtigen. Velazquez’ Bild von der Übergabe von Breda wird im Film nach-inszeniert, aber auch als Gemälde vorgeführt, und ähnlich geht Diaz mit vielen historischen Details um.
    Eine neue Interpretation der Geschichte gab es auch in Los Borgias ( Die Borgias ; 2006, Regie: Antonio Hernández): Nachdem Rodrigo de Borgia (Lluis Homar) zum Papst gewählt worden ist, will er als Alexander VI. in Italien eine eigene Königsdynastie errichten und macht seinen Sohn Juan zum Heerführer, während Cesare (Sergio Peris-Mencheta) Kardinal wird. Seine Tochter Lucrezia (Maria Valverde) soll politisch verheiratet werden. Doch die Grausamkeit wie die Ranküne der Borgias bringen das Volk gegen sie auf. Immer neue Terrorakte sind die Folge.
    Mit so viel blutigem und schmutzigem Realismus, und so viel politischem Bewusstsein, wollte sich das Genre in aller Regel nicht belasten. Man kehrte lieber immer wieder zu den Klassikern zurück. Gérard Depardieu gab einer Fassung von Le Comte de Monte Cristo ( Der Graf von Monte Cristo ; 1998, Regie: Josée Dayan) die schauspielerischen Weihen, die als vierteilige Fernsehproduktion in europäischer Koproduktion zwar einen längeren erzählerischen Atem aufweist als die Kinovorläufer, aber die charismatischen Darstellungen von Robert Donat (1934) und Richard Chamberlain (1975) als Edmond Dantès kaum übertrifft. Depardieu tut sich zunächst doch etwas schwer, den von Haft und Entbehrung gezeichneten

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