Filmwissen
wie in Los Buccaneros del Caribe ( Unter der Flagge der Freibeuter ; 1960, Regie: Gene Martin) und Sklavenbefreiungen wie in Gordon, il pirata nero ( Der schwarze Seeteufel ; 1961, Regie: Mario Costa) stehen im Vordergrund, und die Handlung wird entsprechend häufig auf das Land verlegt, um kostspielige Seeaufnahmen zu sparen. In Morgan il pirata ( König der Seeräuber; 1960, Regie: André de Toth) und in Il Dominatore dei sette mari wurde historischen Seeräubergestalten ein filmisches Denkmal gesetzt (im letzteren Fall handelt es sich um Sir Francis Drake, gespielt übrigens von dem amerikanischen Westerndarsteller Rod Taylor), und in Stenos I Moschettieri del mare ( Die drei Musketiere des Meeres ; 1961) tun sich gar die drei Dumas nachempfundenen Helden mit einem Piraten zusammen, um einem schurkischen Vizegouverneur das Handwerk zu legen.
Eine kleinere Anzahl von Piratenfilmen wurde auch in England produziert, vor allem von der auf Horrorfilme spezialisierten Firma Hammer, die ihre in diesem Genre populären Schauspieler auch in ihren Piratenfilmen herausstellte. The Pirates of Blood River ( Piraten am Todesfluss ; 1961, Regie: John Gilling) betonte, wie die meisten Filme der kurzen Serie, die thrill -Elemente, und es gibt eigentlich nur einige wenige eingestreute Szenen, die auf See spielen. dasselbe gilt auch für Devil Ship Pirates ( Die Teufelspiraten ; 1963, Regie: Don Sharp), wo wiederum Dracula-Darsteller Christopher Lee den Bösewicht gab. Captain Clegg ( Die Bande des Captain Clegg ; 1962, Regie: Peter Graham Scott) ist mehr eine Schmuggler- als eine Piratengeschichte und in der Atmosphäre am ehesten dem gothischen Horror von Hammer verpflichtet. Die Titelfigur, ein Pirat, der sich als Vikar ausgibt, wird von Peter Cushing, dem Darsteller des Barons Frankenstein in einer Anzahl von Hammer-Filmen, verkörpert. Ein wenig verdankt der Film wohl auch dem Vorbild, das Alfred Hitchcock mit Jamaica Inn ( Riff-Piraten ) aus dem Jahr 1939 gegeben hat.
Nur wenig Neues hatte unterdessen auch der italienische Piratenfilm zu bieten, dessen Entwicklung sich dem Ende zuneigte. Auf der einen Seite standen Filme, in denen sich Dramatik und Gewalt häuften. So erzählt Lo Sparviero dei Caraibi ( Die tollen Hunde der Karibischen See ; 1962 , Regie: Piero Regnoli) von einer Gruppe Strafgefangener, die sich bei einem Schiffsuntergang retten und in blutigem Kampf ein anderes Schiff in ihre Gewalt bringen, mit dem sie als Freibeuter auf Kaperfahrt gehen. Für das Versprechen der Amnestie stellen sich die Piraten schließlich jedoch auf die Seite des Vizekönigs und kämpfen gegen die Engländer. Der Piratenkapitän (Johnny Desmond) opfert sich selbst, um seine Mannschaft zu retten (er steuert allein das mit Pulver voll beladene Schiff gegen die angreifenden Engländer), der aber durch eine Intrige die versprochene Amnestie verwehrt wird. Die Härte solcher Filme korrespondiert mit einer Art Zynismus, ja Depressivität, die sich vielleicht einer ähnlichen Stimmung verdankt, wie sie den Italowestern möglich machte. Auf der anderen Seite setzte sich eine in manchen naiven Genrefilmen der Frühsechziger begonnene komödiantische Linie fort, die in Il Corsaro Nero ( Freibeuter der Meere ; 1971, Regie: Vincent Thomas) ihren Höhepunkt fand. Der kommerzielle Erfolg stellte sich für diesen Film allerdings erst ein, als seine Hauptdarsteller Terence Hill und Bud Spencer als komödiantisches Duo in mehr oder weniger unblutigen action -Filmen populär geworden waren.
Eine andere Entwicklung brachte eine Reihe von «modernen» Piratenfilmen mit gelegentlich etwas allegorischer Anlage hervor. Die Piraten in diesen Filmen haben einen beängstigenden Grad von Absurdität, grausamer Wurzellosigkeit angenommen; sie sind nicht mehr die romantischen, lachenden Abenteurer, sondern Ausgestoßene, für die jeder Gedanke an eine Rückkehr ins bürgerliche Leben sich verbietet. Und alle ihre Tugenden wenden sich gegen sie selbst. Eine solche Geschichte erzählt Alexander Mackendricks A High Wind in Jamaica ( Sturm über Jamaika ; 1964), der nach dem 1929 erschienenen gleichnamigen Roman des Walisers Richard Hughes entstand. Es ist zugleich so etwas wie eine Reflexion über das Abenteuer, wie es sich aus kindlicher Perspektive ansieht, und über seine reale Unmöglichkeit. Sieben Kinder geraten in Jamaika im 19. Jahrhundert in die Gewalt von Piraten, und sie reagieren auf diese Situation mit einer Mischung aus Furcht und Abenteuerlust. Ebenso
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