Filmwissen
kommen sollte. In der Zeit zwischen 1961 und 1974 entstanden, oszillierend zwischen Abenteuer- und Westerngenre, mehr als ein Dutzend italienischer Zorro-Filme. Zorro nahm sich die drei Musketiere als Kampfgefährten, in Zorro e i tre moschettieri ( Zorro und die drei Musketiere / Das Phantom und die drei Musketiere ; 1965, Regie: Luigi Capuano), kämpfte gegen Napoleon in Zorro Marchese di Navarro ( Zorro, Marquis von Navarro ; 1969) und kehrte gelegentlich nach Kalifornien zurück wie in Il Giuramente di Zorro ( Zorros grausamer Schwur ; 1964, Regie: Richard Blasco).
Erst 1974 kam ein neuer Fernseh-Zorro heraus, ein direktes Remake von The Mark of Zorro unter der Regie von Don McDougall mit Frank Langella in der Hauptrolle. Eine neue Version schuf im selben Jahr Duccio Tessari mit Alain Delon in der Hauptrolle, der sich mit diesem Film einen Kindertraum erfüllte. Zorro ( Zorro ; 1974, Regie: Duccio Tessari) zeigt ihn als einfältigen Tropf und als mysteriösen Rächer für den Tod seines Freundes. Der Film kann sich zwischen Action und Komödie nicht recht entscheiden und bot von beidem zu wenig, um eine wirkliche Renaissance des Themas zu bewirken. 1980 drehte Peter Medak mit Zorro and the Gay Blade ( Zorro mit der heißen Klinge ) eine Parodie: Zorros Sohn (George Hamilton) nimmt Maske und Degen seines Vaters an und bekämpft mit Hilfe seines schwulen Bruders und einer frühen Frauenrechtlerin den schurkischen Gouverneur. Gewidmet hat der Regisseur seinen Film Rouben Mamoulian, der 1940 mit The Mark of Zorro das Meisterstück des Subgenres gefertigt hatte. Das ist wohl einer der wenigen gelungenen Scherze dieser Arbeit.
1989 machte man sich an eine neue TV-Version der Geschichten um den maskierten Helden, die sich ein wenig an den Disney-Serienklassiker hielt. Auch hier gibt es den komischen Gegenspieler (James Victor als Sergeant Mendoza), das romantische Love Interest (Patrice Camhi als Victoria Escalante), den schurkischen Machthaber (Michael Tylo als Alcalde von Los Angeles) und einen Zorro (Duncan Regehr), der ebenso akrobatisch zu kämpfen weiß wie aufrecht zu denken. Der neuen Serie gelingt es gelegentlich, etwas von dem romantischen Flair des Stoffes einzufangen, aber auch hier zeigt sich, wie schwer es ist, einen «gebastelten» Mythos zusammenzuhalten: Zorro ist einer dieser Helden der populären Kultur, die einem intensiveren Blick nicht standhalten; allzu leicht zerfallen sie in ihre Einzelteile, in die komischen, romantischen und heroischen Aspekte ihres Wesens, das nie wirklich seine Heimat im Traumland des Abenteuers gefunden hat.
Die letzten Abenteurer
Die phantastischen historischen, sozialen und geografischen Räume, in denen die klassischen Spielarten des Abenteuerfilms angesiedelt sind, ermöglichen jene Schwerelosigkeit, ohne die vom Abenteuer nur die action übrigbleibt. Damit ist es aus, wird der soziale Ort des Helden präzis identifizierbar und die Topografie des Geschehens naturalistisch beschrieben. Die Schritte des Abenteurers werden langsamer, Widerstände machen sich bemerkbar, um so mehr, als seine Reise und/oder Flucht in eine realistische Handlung eingebettet scheint.
Die Desillusionierung durch den Zweiten Weltkrieg lenkte den Blick auf die Realität, und zugleich schwand der Optimismus, sie zu meistern. Mit Vehemenz warf sich der Abenteuerfilm nach dem Krieg auf die Produktion seiner Traumreisen, zugleich aber brachte er auch eine kritische, wenn man so will, sogar ein wenig schwarze Spielart hervor. Da wird der Tatendrang des Abenteurers geschluckt von dem Gefühl, den Mächten eher ausgeliefert zu sein, mit denen der klassische Abenteurer, der swashbuckler und seine Nachfolger, spielte. Je mehr sich der Abenteuerfilm der Gegenwart annähert, was seine historische Geografie und das Denken seiner Helden anbelangt, desto mehr bekommt er melodramatische Züge. Er kann eine Dimension des Komischen, des Grotesken erhalten, oder seine Fabel wird durch eine Rahmenhandlung zur politischen oder sozialen Metapher. Und der Abenteurer lernt etwas, das ihm nicht bestimmt schien, er lernt zu leiden.
Gedreht werden Abenteuerfilme freilich weiterhin, denn das Bedürfnis nach Abenteuer und Glück ist ja größer denn je. So wird die abenteuerliche Tat zum Trotzdem oder bedarf komplizierter Motivation und ausführlicher epischer Einleitungen.
Dem gebrochenen, reflektierenden Helden der «moralischen» Krise geht der Negativheld der materiellen Krise voraus. Den Schwung der «Big
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