Filmwissen
action -Kinos. Der Glanz des Abenteuers fehlte so sehr, wie ihn der im gleichen Jahr gedrehte Against All Flags vermissen ließ, wo Flynn als «Milch- und Wasser- swashbuckler » wirkte, wie Lionel Godfrey wenig schmeichelhaft bemerkte.
Der ambitionierte Vista-Vision-Film The Mountain ( Der Berg der Versuchung ; 1956, Regie: Edward Dmytryk) wendet die Altersproblematik im Genre moralisch. Es ist eine in die Höhen der Alpen verlegte Schatzsuchergeschichte. Wieder geht es um das Phänomen grenzenloser Habgier. Über einer unzugänglichen Gegend der französischen Alpen stürzt eine Linienmaschine ab. Alle Rettungsunternehmen scheitern, zumal der erfahrenste Bergführer (Spencer Tracy) sich zurückgezogen hat und seine Hilfe verweigert. Sein jüngerer Bruder (Robert Wagner) bedrängt ihn aber, den Aufstieg zu wagen, um das Wrack zu plündern. Nach dem gefahrvollen Aufstieg erreichen sie ihr Ziel. Einer Plünderung allerdings steht die einzige Überlebende des Absturzes, eine junge Inderin (Anna Kashfi), im Wege. Es kommt zum Bruch zwischen den Brüdern, als der jüngere seine Absicht äußert, die Frau zu beseitigen, während der ältere ohne Zögern ihre Rettung vorbereitet. Er bringt sie wohlbehalten ins Tal und überlässt seinen Bruder sich selbst, den Habsucht und Unerfahrenheit schließlich in den Tod führen.
Dmytryk betonte in seiner Autobiografie, dass er in seiner Eigenschaft als Regisseur und Produzent von The Mountain keine Kompromisse einzugehen hatte. Die Bergszenen wurden on location in der Nähe von Chamonix gedreht, was alle Beteiligten mit hohen physischen und technischen Anforderungen konfrontierte. Doch steht der hohe Grad von Authentizität in einem etwas unglücklichen Gegensatz zu der allzu naiv moralisierenden Geschichte vom weisen älteren und dem bösen jungen Bruder. Das Abenteuer findet gewissermaßen ein doppeltes Ende: durch den Tod für den «bösen» Abenteurer, durch Auflösung in Pflicht und Menschlichkeit für den «guten» Abenteurer, den das Alter adelt.
Natürlich gab es unter den Schatzsucherfilmen auch dieser Zeit ganz geradlinige, unproblematische und unmelodramatische Beispiele, die mit allerlei Voodoo-Zauber und der Vorstellung vom antiken Schatz als magischer Botschaft versunkener Kulturen den Thrill des Geheimnisses innerhalb des Motivs bewahrten. Als Beispiel dafür kann der von dem B-Picture-Spezialisten Budd Boetticher gedrehte Film City Beneath the Sea ( Die Stadt unter dem Meer ; 1952) gelten, mit Robert Ryan und Anthony Quinn als von Gangstern engagierten Tauchern auf der Suche nach einem Goldschatz vor Jamaikas Küste. Dabei stören sie die Geister der versunkenen Stadt Port Royal, die sich mit einem Unterwasserbeben gegen die Eindringlinge zur Wehr setzen. Ein anderes Beispiel ist Secret of the Incas ( Das Geheimnis der Inkas ; 1964, Regie: Jerry Hopper) mit Charlton Heston und Robert Young in den Hauptrollen. Es geht um die Jagd nach einem Schmuckstück von unschätzbarem Wert aus der Zeit der Inkamacht. Charlton Heston, gewandelt durch die Zuneigung einer Frau (Nicole Maurey), verzichtet schließlich auf das Juwel, um den Nachkommen der Inkas das Symbol ihrer großen Geschichte nicht zu nehmen.
In nahezu allen Schatzsuchergeschichten im Genre des Abenteuerfilms ist die Belohnung nicht der materielle Wert des Schatzes, sondern das Abenteuer der Suche selbst. Der Verzicht unterscheidet den guten vom bösen Abenteurer, und sehr oft muss der, der den Schatz nicht im rechten Augenblick loslassen kann, dafür mit dem Leben bezahlen. Denn würde der Abenteurer mit dem Schatz wirklich in die Zivilisation zurückkehren, aus der er ihn gelockt hat, was sollte er damit anfangen? Was würde die Zivilisation mit ihm anfangen? Nein, der Triumph liegt an anderer Stelle, und auch Tom Sawyer wußte, dass es völlig gleichgültig ist, wo man mit der Suche beginnt und wohin sie führt, wenn sie nur das Abenteuer bringt.
Das genaue Gegenteil zur abenteuerlichen Schatzsuche, bei der man sich um eine mythische Identität bemüht, ist das Abenteuer, bei dem es um die eigene Haut geht, fast nichts sonst. Der Realismus, um den sich John Huston in The Treasure of the Sierra Madre bemüht hatte, setzte sich auch in Le Salaire de la peur ( Lohn der Angst ; 1952, Regie: Henri-Georges Clouzot) fort. Mit geradezu epischer Ausführlichkeit und in hartem Schwarzweiß zeichnet er die Trostlosigkeit eines von aller Welt abgeschnittenen südamerikanischen Dorfes und der Gestalten, die darin
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