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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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meinen es gut, aber rufen Sie ihn bitte an, oder geben Sie mir mein Handy.«
    Die Schwester seufzte, ging zum Schrank und zog das Handy aus Claras Tasche.
    »Hier«, sagte sie ein wenig vorwurfsvoll. »Sie können draußen in der Besucherzone telefonieren. Ich helfe Ihnen.«

2.
    Winterfeld fuhr sich durch die Haare und lehnte sich in dem Stuhl zurück, der an Claras Bett stand. Dann blickte er sich um und atmete schnaufend aus.
    »Hier darf man nirgendwo rauchen«, sagte er. »Nun ja, betrachten wir’s als kurzfristige Entziehungskur.« Er schaute Clara an. »Geht es Ihnen besser?«
    »Ganz ehrlich?«, erwiderte Clara. »Nein.«
    Winterfeld hatte ihr vom gestrigen Abend berichtet. MacDeath hatte Clara gefunden, neben dem Schreibtischstuhl liegend, inmitten ihres eigenen Erbrochenen. Er hatte zuvor versucht, sie anzurufen, doch niemand war ans Telefon gegangen. Der Computer war eingeschaltet, der Medienplayer geöffnet. MacDeath hatte den Pulsschlag von Clara überprüft, hatte sie in eine stabile Seitenlage gebracht und dann den Arzt gerufen. Anschließend hatten er und Winterfeld sich das Video angeschaut. Deshalb wussten sie, was der Killer Clara gezeigt hatte. Sie wussten, dass Clara genau genommen auch ein Opfer des Killers war. Er hatte sie nicht entführt, hatte ihr physisch kein Leid zugefügt. Aber er hatte ihre Seele vergewaltigt.
    »Sie wissen, was er über meine Schwester gesagt hat?«, fragte Clara. »Dass sie angeblich nicht mehr in ihrem Grab liegt?«
    Winterfeld schwieg kurz; dann nickte er gequält. »Der Fall Ingo M. wird neu aufgerollt. Wenn dieser Mann tatsächlich den Namenlosen als Jugendlichen missbraucht hat, können wir auf diese Weise vielleicht an ihn herankommen.« Er knetete seine Finger. »Damals haben wir nichts gefunden. Der Raum im Untergeschoss des Bunkers war völlig ausgebrannt, und das Feuer hatte sämtliche Spuren vernichtet. Es hatte so lange gebrannt, bis der Sauerstoff aufgebraucht war.« Er rieb sich weiter unruhig seine Hände. »Reste von einem Rechner oder einer Festplatte, auf der irgendwelche Bilder gewesen sein könnten, haben wir nicht gefunden. Wahrscheinlich hat der Killer sie mitgenommen.«
    Clara blickte aus dem Fenster auf die Äste des Baumes. Ingo M. Er hatte Kinder missbraucht, Jungen und Mädchen. Und schließlich Tote. Die klassische Gummiband-Theorie aus der Pathopsychologie, dachte sie. Spannt man ein Gummiband zu sehr, ist es irgendwann ausgeleiert und kann die ursprüngliche Gestalt nicht mehr annehmen. Eine schwache menschliche Seele konnte wie ein solches Gummiband werden. Es konnte harmlos beginnen. Mit Telefonsex und Bordellbesuchen. Irgendwann aber reichte das nicht mehr. Dann kamen SM, Kinder, Fäkalfetischismus, vielleicht irgendwann Mord, Torture Porn – und schließlich Nekrophilie, Geschlechtsverkehr mit Toten.
    Winterfeld wollte das Thema offenbar schnell abbügeln, um Clara nicht noch mehr aufzuregen, doch Clara ließ nicht locker.
    »Meine Schwester! Und ihr Grab! Ich verlange, dass eine Exhumierung durchgeführt wird.«
    Winterfeld nickte. »Das wird wahrscheinlich ohnehin geschehen. Aber wollen Sie wirklich das Ergebnis wissen? Wollen Sie sich das antun?«
    »Ich will es mir nicht antun, ich muss es mir antun.« Sie stand auf und versuchte, ein paar Meter zu gehen. Es klappte besser als zuvor, auch wenn sie sich noch immer irgendwo festhalten musste. »Die Unsicherheit, nicht zu wissen, ob sie in ihrem Grab liegt oder nicht, ist das Schlimmste.« Sie ging wieder ein paar Meter. »Ich muss hier raus«, sagte sie dann. »Ich muss diesen Kerl finden. Und vor allem muss ich wissen, wer dieser Ingo M. ist! Er ist der Grund, warum ich bei der Polizei gelandet bin, er ist der Grund, warum ich mich seit zwanzig Jahren schuldig fühle. Und gestern ist er auf einmal aufgetaucht. Als Toter. Offenbar getötet von dem Mann, den wir jagen.« Sie schaute Winterfeld an. »Ich muss mehr über ihn herausfinden, sonst werde ich wahnsinnig!«
    Winterfeld nickte. »Wir haben da nur ein Problem, Señora.« Er reckte seine Adlernase in Richtung Fenster und betrachtete die große Eiche, deren Zweige wieder tastend ans Fenster schlugen. »Bellmann hat von der Sache erfahren. Und Sie wissen ja, dass er ein Paragraphenreiter ist.« Winterfeld streckte den Daumen aus und tippte mit dem Zeigefinger der anderen Hand dagegen. »Erstens sind Sie derzeit arbeitsunfähig. Zweitens«, jetzt kam der Zeigefinger an die Reihe, »müssen wir wegen der Presse wie auf rohen

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