Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
Vom Netzwerk:
Jasmin, ein silbernes Apple MacBook Pro. Die Forensik hatte bereits das Blut auf dem Umschlag eindeutig als das von Jasmin Peters identifiziert. Selbst an dem Lippenstift, mit dem die CD beschriftet worden war, hatte man DNA-Partikel der jungen Frau gefunden. Die CD hingegen enthielt außer der Mediendatei mit der Ermordung nichts – keine versteckten Rootkits, keine Würmer, keine Viren. Doch die Tatsache, dass die definitiv tote Jasmin Peters gestern noch etwas gepostet hatte, ließ ohnehin alles andere unwichtig erscheinen.
    »Das letzte Posting ist von gestern?«, fragte Clara noch einmal. Sie konnte es immer noch nicht glauben, auch wenn ihr bewusst war, dass es unmöglich Jasmin selbst gewesen sein konnte, die die Nachricht gesendet hatte.
    Hermann kaute Gummibärchen, nickte und hielt Clara die Tüte hin. Doch ihr war nicht nach Süßigkeiten zumute.
    » Jasmin Peters ist in Shanghai «, las Hermann kauend vor. Der Name des Nutzers stand in fetten Buchstaben, wie bei Facebook üblich. Dann kam das, was der User über sich selbst erzählen wollte. Er las weiter vor: » Heute auf dem Pearl Oriental Tower gewesen nach zwei Stunden Schlange stehen. Tolle Aussicht. «
    Clara hörte gespannt zu und las gleichzeitig den Text mit. Auf Jasmins Facebook-Seite waren Bilder der Skyline von Shanghai zu sehen. Hermann las weiter vor:
    »... dann erfahren, dass man auch den Club im zweiundneunzigsten Stock des Shanghai Financial Centers besuchen kann. Der ist noch viel höher und kostenlos, und Schlange stehen muss man auch nicht. «
    Hermann blickte Clara an und las den letzten Satz vor. » Hinterher ist man immer klüger. Zwölf Kommentare, zwanzig Personen gefällt das.«
    Clara stand auf, biss die Lippen zusammen und überlegte. »Dieser raffinierte Mistkerl«, sagte sie dann. »Er schickt Jasmin virtuell nach China, sodass sie hier in Berlin niemand vermisst.« Sie schaute auf den Bildschirm. »Wie lange ist sie schon dort?«
    »Wie es aussieht, war sie im Februar noch in Berlin und hat ihr Studium beendet«, sagte Hermann, »das steht in ihrem Google-Mail-Account, in den wir uns auch eingehackt haben.«
    »Was hat sie studiert?«
    »Kulturwissenschaft und BWL an der Humboldt-Uni«, sagte Hermann und griff wieder in die Tüte.
    »Und dann?«
    »Und dann hat sie ihren Freunden und Eltern mitgeteilt, Last Minute eine Weltreise zu machen.« Er schaute Clara an. »Am elften März. Dann gibt es Postings aus Indien, Thailand, Japan, Südkorea und China. Als Nächstes steht Australien auf dem Programm.«
    Clara blickte finster vor sich hin. »Hat sie wirklich eine Weltreise vorgehabt, oder ist das sein Plan?«
    Hermann kratzte sich den kahlen Schädel. »Am Wochenende des neunten und zehnten März hat sie ihre Eltern in Hannover besucht, ihnen aber offenbar noch nichts von einer möglichen Weltreise erzählt.« Hermann klickte durch die Seiten, während er noch einmal in die Gummibärchentüte griff. Clara fragte sich immer, wie Hermann das machte. Er war zwar nicht gerade ein Strich in der Landschaft, nahm aber von dem Junkfood bei Weitem nicht so zu, wie man es erwarten sollte. »Hier«, sagte er. »Freitag, neunter März, vierzehn Uhr: Wieder ein Facebook-Posting, wahrscheinlich auch wirklich noch von ihr: Jasmin Peters setzt sich gleich in den Zug, um ein erholsames Wochenende in Hannover zu verbringen. « Er scrollte durch die Seiten. »Fünf Personen gefällt das«, sagte er. »Einer wollte noch am Hauptbahnhof einen Kaffee mit ihr trinken, eine Freundin fragt, ob sie nächsten Mittwoch in Clärchens Ballhaus dabei ist, und so weiter.«
    »Der Killer hat also möglicherweise durch dieses Posting gewusst, dass Jasmin an dem Wochenende nicht zu Hause ist?«, fragte Clara.
    »Ja, und er konnte alles in Ruhe vorbereiten.« Hermann kaute auf einer neuen Hand voll Gummibärchen. »Früher gab es diese Trottel, die mit großen Namens- und Adressschildern an ihren Koffern am Flughafen herumgelaufen sind, sodass potenzielle Einbrecher nicht nur wussten, wer längere Zeit nicht zu Hause ist, sondern auch schnell ablesen konnten, wo sich die Wohnung befindet.« Er kaute andächtig und fuhr dann fort: »Heute machen die Blödmänner das über Facebook, ohne zu bedenken, dass potenzielle Kriminelle mitlesen. Nicht unbedingt solche Kaliber wie unser Killer, aber ein Flohmarkt für Einbrecher ist das allemal. Hausratversicherungen sind dazu übergegangen, solche Einträge genau zu überprüfen, wenn bei jemandem eingebrochen

Weitere Kostenlose Bücher