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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Windböe durchs Fenster in den Flur wehte. »Die Chitinverbindung, in der die Kohlenstoffverbindungen integriert werden, wirkt als natürlicher Konservierer. Ähnlich wie ein steinzeitliches Insekt, das sich vor Millionen von Jahren in Baumharz verfangen hat und das man heute in einem Bernstein wiederfindet.« Sie nickte kurz zwei Kollegen zu, die den Flur in der dritten Etage entlangliefen. »Die Käfer sind tot, das Opfer ist tot, aber die DNA existiert noch.«
    Winterfeld schwieg eine Zeit lang. »Glauben Sie, der Killer weiß das?«, fragte er dann. »Wie dieser Käfermetabolismus abläuft?«
    »Ich hoffe nicht«, entgegnete Clara.
    »Je nachdem, wie lange der Mord am ersten Opfer her ist, kann dieser Käfer schon längst tot sein?«
    Clara nickte.
    »Das heißt, der Killer muss versehentlich einen oder mehrere der toten Käfer gemeinsam mit den lebenden Käfern aufbewahrt und in die Wohnung von Jasmin Peters mitgenommen haben?« Er schnaufte. »Nicht sonderlich wahrscheinlich, oder?«
    Clara zuckte die Schultern. »Auch nicht sonderlich wahrscheinlich, dass wir weiterkommen, wenn wir diese Spur nicht nutzen.«
    Winterfeld fuhr sich durch die Haare und schaute auf die Uhr. »Nun, dann bekommen unsere Freunde aus der Rechtsmedizin einiges zu tun. Das heißt dann doch, dass sie jetzt Hunderte von Käfern untersuchen müssen?«
    »Genau«, sagte Clara. »Deshalb brauche ich Ihre Unterstützung. Es muss klar sein, dass die Mordkommission hinter diesem Aufwand steht. Ich will nicht, dass die Rechtsmedizin sich hintenrum bei Bellmann über mich beschwert und ich den Ärger kriege.«
    » Sie?« Winterfeld grinste spitzbübisch. »Wenn jemand Ärger mit Bellmann kriegt, dann bin ich es, und das wissen Sie genau.« Er lächelte weiter und blies Rauch in die Luft. Manchmal hatte er wirklich etwas Jungenhaftes.
    Clara lächelte ebenfalls. »Große Schiffe halten stärkere Stürme aus als kleine. Sollten Sie als Hamburger doch wissen. Besonders, da Ihnen der kalte Herbstwind nichts auszumachen scheint.« Sie deutete mit einer knappen Geste aus dem Fenster.
    »Schöner Vergleich. Señora, an Ihnen ist eine Diplomatin verloren gegangen.«
    »Also?«, fragte Clara. »Geht das klar?«
    »Im schlimmsten Fall ein paar Hundert Käfer und vielleicht fünfzig Stunden Arbeit in Moabit?«
    »Im schlimmsten Fall, ja.« Clara nickte.
    Winterfeld atmete aus, schnippte die Kippe aus dem Fenster und schob die Hände in die Taschen. Clara fragte sich, wie viele Kippen wohl schon da unten lagen und ob jemand sie wohl aufsammelte.
    »Also dann, zum Angriff.« Winterfeld fuhr sich ein letztes Mal durch die Haare.
    »Aye, aye, Sir.« Clara legte die Hand zum Gruß an die Stirn und ging in ihr Büro, um MacDeath anzurufen.
***
    Clara und Dr. Martin Friedrich alias MacDeath standen in der Abteilung für Insektenforschung des rechtsmedizinischen Instituts der Charité. An den Wänden reihten sich Glaskästen mit präparierten Käfern, Schmetterlingen, Maden, Tausendfüßlern und Spinnen. Von Weinstein nahm seine Designerbrille ab und rieb sich die Augen, denen man die Müdigkeit noch immer oder schon wieder ansehen konnte.
    »Wir haben hier bestimmt dreihundert tote Käfer, die die Spurensuche sowohl in den Zimmern als auch in den Leichen von Jasmin Peters und Jakob Kürten gefunden hat«, sagte er. Seiner Stimme war der Missmut anzuhören. »Außerdem haben wir mindestens fünfhundert lebende Käfer, die wir derzeit noch in zwei Terrarien aufbewahrt haben. Einem Jasmin-Peters- und einem Jakob-Kürten-Terrarium.« Er atmete demonstrativ aus und setzte die Brille wieder auf, während er seinen weißen Kittel zurechtzog. »Und Sie wollen, dass wir die toten Käfer sezieren, um dann die lebenden mit Gas einzuschläfern und ebenfalls zu sezieren?«
    Clara nickte.
    »Du lieber Himmel, das sind fast tausend Mini-Obduktionen! Wir müssen die Viecher aufschneiden, den Chitinpanzer unters Mikroskop legen, den Chemikalientest machen und dann auch noch die DNA abgleichen, sofern wir welche finden.«
    »So ist es.« Clara schaute zu MacDeath, der ebenfalls nickte. »Tausend Käfer, vielleicht auch weniger, je nachdem, ob und wie schnell wir in diesen Käfern DNA finden, die nicht von Jasmin Peters oder Jakob Kürten stammt.«
    »Das ist völlig verrückt«, sagte von Weinstein. »Das dauert Ewigkeiten. Und selbst wenn wir damit fertig sind, haben wir immer noch keine Sicherheit, dass wir die DNA zuordnen können.«
    Er machte mit der Hand eine Geste über die

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