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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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wollten Gorzinsky, und vielleicht auch andere, Tiefenbach mit allen Mitteln in Misskredit bringen, um seiner Aussage das Gewicht zu nehmen, und auch, wie es scheint, aus persönlicher Rache. Wenn Tiefenbach verurteilt worden wäre, hätte er im Prozess auch gegen Sie aussagen müssen.«
    Orthauser schob sich das letzte Stück Fleisch in den Mund. Er seufzte. »Timing ist wichtig, nicht nur in der Musik. Auch die Münchner Staatsanwaltschaft scheint ihr Handwerk zu verstehen.«
    »Wo waren Sie in der Nacht von Montag auf Dienstag?«
    »Da sind wir abends mit der zweiten Aufführung der Elektra in die Konstantinbasilika ausgewichen. Ich bin erst spät in mein Hotel in Luxemburg gekommen.« Er lächelte so freundlich wie immer und schien von der Frage nicht im Geringsten irritiert zu sein.
     
    »Was meinst du, sollen wir was essen gehen?«, fragte Walde, als sie wieder im Wagen saßen. »Ich lade dich ein.«
    »Dann übernehme ich die Getränke.« Grabbe legte sich eine Hand auf seinen Zustimmung grummelnden Bauch.
    *
    Als Gabi am Nachmittag ihr Büro betrat, saß Walde mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf ihrem Stuhl.
    »Wo kommst du her?«, fragte Grabbe, als habe er seit Stunden auf sie gewartet.
    »Ich hatte was zu erledigen.«
    »Aha.«
    »Ja, was guckst du wie ein Scharfrichter? Was Privates, zum Teil wenigstens, es ging um mein Auto, das nutze ich ja auch dienstlich. Ich kenn da jemanden, der …«
    »Hast du jemanden kennen gelernt?« Walde verkniff sich,.schon wieder’ zu sagen.
    »Das auch.« Sie wuchtete ihre schwere Handtasche auf den Schreibtisch, was den gewohnt scheppernden Klang erzeugte. »Aber das hat nichts mit der Geschichte heute Mittag zu tun. Ich hab das kleine Problem an meinem Auto beseitigen lassen.«
    Walde wollte sich von ihrem Stuhl erheben.
    »Bleib ruhig sitzen, ich hole mir auch noch einen Kaffee.«
    »Das Verdeck?«, fragte Walde.
    Sie nickte »Und ich war noch mit Markus essen. Und was gab es bei euch?«
    »Wie bitte?«
    »Das habt ihr doch auch gemacht.«
    »Aber nicht mit Markus. Einem Mann, der als Zweitbesetzung durchaus ein Motiv haben könnte«, sagt Walde.
    »Quatsch, wie oft soll ich dir das noch sagen? Der bringt doch wegen zwei Auftritten niemanden um!«, empörte sie sich. »Außerdem habe ich von ihm erfahren, dass Hertha Bergmann und Tiefenbach was miteinander hatten.«
    »Und das ist kein Klatsch, mit dem Markus von sich ablenken will?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Soviel Menschenkenntnis habe ich.«
    Walde verkniff es sich, sie daran zu erinnern, dass sie in einem zurückliegenden Fall schon mal einen Tatverdächtigen falsch eingeschätzt hatte. Er berichtete ihr vom Besuch bei Gorzinsky im Krankenhaus.
    »Nicht zu fassen, da qualmt einer im Krankenhausbett«, entrüstete sich Gabi.
    »Was sollen die Ärzte mit einem Kerl wie ihm machen, der nicht aufstehen kann? Bevor er durchdreht, lassen sie ihn lieber rauchen«, sagte Grabbe. »Gorzinsky hatte ebenfalls einen Aschenbecher in seinem Nachtschrank.«
    Die Grillen in Waldes Ohr begannen wieder mit ihrem Konzert.
    »Gestern hat doch der Arzt gesagt, Gorzinsky hätte eine Leberzirrhose«, sagte Gabi. »Ich hab mit Walter gesprochen. Der meint, unser Paparazzo mache es höchstens noch ein, zwei Jahre.«
    »Was schätzt du denn, was da beim Prozess in München auf Gorzinsky zugekommen wäre?«
    »Bei seiner Vorgeschichte und Tiefenbachs Aussage schätze ich mal mindestens drei, schlimmstenfalls fünf Jahre. Was jetzt wird, steht in den Sternen.«
    »Das wäre vielleicht länger gewesen als seine geschätzte Lebenserwartung«, sagte Grabbe. »Im Knast wäre vielleicht seine Leber geschont und damit seine Lebenserwartung verlängert worden.«
    »Tolle Aussicht. Diät halten, keinen Alkohol, weniger Drogen, durch Gitter gefilterte Luft.« Gabi nahm eine kleine Wasserflasche aus ihrer Handtasche und setzte sie an den Mund.
    »Folglich ging es bei ihm auch um sehr viel. Da frage ich mich, ob ein Pinkelfoto wirklich geholfen hätte, die Aussage eines Hauptbelastungszeugen zu entkräften«, sagte Grabbe.
    Sie setzte abrupt die Flasche ab. »Du meinst, er hätte auch …«
    »Ein Motiv hatte er auf jeden Fall, aber ich denke, er war immer eine kleine Nummer und wurde instrumentalisiert, und dann hat er durch die Bilder eine Chance bekommen und sie auch ergriffen.«
    »Und so ist er vom Regen in die Traufe gekommen.« Sie trank den Rest und stopfte die leere Flasche in ihre Handtasche zurück. »Und Orthauser wird mindestens

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