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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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hat?«
    »Keine Ahnung.« Walde spielte mit. »Abendkasse, Vorverkauf, Schwarzmarkt.«
    »Sie stammt aus dem Kontingent von Freikarten, die Orthauser erhalten hat. Da wurde genau drüber Buch geführt, wahrscheinlich, weil Freikarten nicht versteuert werden müssen.«
    »Das könnte also auch heißen, dass Orthauser die Einzelkarte für Gorzinsky besorgen wollte, normalerweise geht man ja nicht allein in die Oper«, vermutete Gabi.
    »Seltsam, dass sich Orthauser daran nicht mehr erinnert«, sagte Walde.
    »Das sollten wir ihn nachher mal fragen«, sagte Grabbe. »Ich hab mich um eins mit ihm im Metzer Hof verabredet. Heute Abend ist die letzte Vorstellung der Elektra.«
     
    »Andreas Gorzinsky ist zwar insgesamt in einer miserablen körperlichen Verfassung, scheint aber einen harten bajuwarischer Schädel zu haben.« Der Stationsarzt schaute interessiert auf Waldes Kopfverband. »Noch ein, zwei Tage Bettruhe, dann ist das Schlimmste bei ihm überstanden.«
    »Er hat also keinen Schädelbruch oder ein Blutgerinnsel?«, wollte Grabbe wissen.
    Der Arzt schüttelte den Kopf.
    »Dann können wir jetzt zu ihm?«
    »Ich möchte Sie nur bitten, ihn nicht allzu sehr aufzuregen und ihren Besuch auf zwanzig Minuten zu beschränken.«
     
    Gorzinsky lag in dem Bett an der Wand auf der linken Seite des länglichen Drei-Bett-Zimmers. Das Bett gegenüber war mit einem Überzug abgedeckt. Dahinter, am Fenster, lag ein Mann um die dreißig. Er trug Kopfhörer und schaute hoch zum Fernseher, wo ein Motorradrennen lief. Sein Laken wölbte sich über einem fast einen halben Meter hohen Tunnel, wie Walde sie aus dem Garten als Abdeckung von Beeten kannte. Darunter kam ein bandagierter Fuß zum Vorschein.
    Gorzinsky war wach. Weder eine Zeitschrift noch ein Buch lagen auf dem Nachtschrank. Um ihn herum gab es keine Apparate, nicht einmal mehr eine Infusion. Sein Händedruck war schwach.
    »Hallo, Herr Gorzinsky, wie geht es Ihnen?«, begrüßte ihn Grabbe.
    »Es geht schon wieder.« Der bleiche Mann musste sich räuspern.
    Da es nur einen Stuhl im Zimmer gab, blieben beide stehen.
    »Wir haben da noch ein paar Fragen.« Grabbe schob seine rechte Hand in die Hosentasche. »Können Sie sich heute erinnern, wie das mit Ihrer Kopfverletzung passiert ist?«
    Im Zimmer roch es nach Zigarettenrauch. Walde fragte sich, ob der andere Patient vielleicht gerade vom Rauchen zurückgekommen war. Aber der Galgen mit dem Haltegriff über dem Bett und die Pfanne in der untersten Lade des Nachtschranks sowie das Fehlen von Krücken sprachen dagegen. Der Mann war nicht in der Lage, das Bett zu verlassen.
    »Ich muss wohl auf dem Weg zum Klo gestolpert sein«, sagte Gorzinsky.
    »Und mit solcher Wucht mit dem Kopf gegen den Türrahmen …«
    »Shit happens.« Der Fotograf hob die Hand, auf deren Rücken in Dunkelblau und Grün die Spuren der vergeblichen Versuche des Notarztes zu sehen waren, eine Infusion zu legen, und ließ sie auf das flache Oberbett fallen.
    »Um welche Uhrzeit ist das passiert?«, bohrte Grabbe nach.
    »Keine Ahnung, ich kann mich wirklich nicht erinnern.
    Ich hab mich vielleicht um eins schlafen gelegt, und dann waren irgendwann die Sanitäter da.«
    »Warum haben Sie das ›Bitte-nicht-stören‹ -Schild rausgehängt?«
    »Ich wollte ausschlafen.«
    »Könnte es auch sein, dass jemand Sie niedergeschlagen hat? Die Tür war nicht abgesperrt.«
    »Nein.« Gorzinsky schüttelte den Kopf. »Warum auch?«
    »Es scheint so, als ob jemand etwas bei Ihnen gesucht hat. Ihr Laptop und alle Speicherkarten aus den Kameras sind verschwunden.«
    »Und die Kameras und Objektive?«, Gorzinsky klang erschrocken.
    »Keine Sorge, die sind noch da«, versuchte Grabbe ihn zu beruhigen.
    »Haben Sie jemanden erpresst?«, fragte Walde. Er blickte kurz zu dem Mann am Fenster und sah mit Erstaunen, dass der sich gerade eine Zigarette anzündete.
    »Wie kommen Sie denn darauf?« Gorzinsky verzog das Gesicht, als habe er Schmerzen.
    »Wenn ja, dann befinden Sie sich noch immer in Gefahr«, sagte Grabbe. »Uns machen immer noch die beiden schwarzen Felder stutzig, die wir auf dem Ausdruck mit den Fotos aus der Tatnacht gefunden haben.«
    »Da hatte ich vielleicht noch den Deckel drauf.«
    »Wollen Sie uns verschaukeln?« Walde sah, wie der Mann aus dem Bett am Fenster einen Aschenbecher aus der Schublade des Nachtschranks zog. In dem gläsernen Gefäß waren zahlreiche Kippen zu sehen. »Sagen Sie mir, ob Sie die beiden Fotos irgendwo im Internet abgelegt

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