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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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ist verlassen worden«, setzte ich halb lachend, halb weinend nach, »wegen einer Geliebten, die der Gatte schon mehrere Jahre nebenbei beglückt hat. Nach über zwanzig Jahren Ehe. Aus. Vorbei.«
    Nach einer kurzen Pause, in der ich mein alkoholumnebeltes Hirn zur Konzentration zu zwingen suchte, brubbelte ich mit schwerer Zunge: »Wie damals, in meiner Abizeit. Weißte noch? Viele Eltern haben sich getrennt, und wir schlussfolgerten damals messerscharf, dass dieses Phänomen auf die erwachsenen Kinder zurückzuführen ist. Kinder groß und Langeweile. Ach du Schreck, Papilein, du bist ja auch noch da? Ja, Mami, was machen wir jetzt miteinander so ohne Kinder?«
    »Stimmt. Der Vater meines Freundes hat plötzlich zwanzig Kilo abgenommen und sich moderne Schulterklappen auf seine Hemden gebastelt. Gab’s ja nicht zu kaufen. Wir hatten ja nüscht. Hahahaha! Die Gattin hat sich noch über die Eitelkeit ihres Alten lustig gemacht, und dann verschwand er mit seiner zwanzig Jahre jüngeren Sekretärin!«
    »Wer braucht denn so etwas? Wir nicht!«
    Nach Aufzählung dieser erschreckenden Vorkommnisse schauten wir über die Balkonbrüstung in den stillen Hinterhof. Die Bäume, die sich schwarz vom Nachthimmel abhoben, rauschten ganz leise.
    »Prost!«, hallte Alexandras Stimme in die nächtliche Ruhe.
    »Prost!«, rief ich ein wenig schleppend und das Weinglas anhebend. »Wir wollen gar keinen Mann, Partner oder Lebensgefährten. Wir wollen keine Abhängigkeit, keine Angst, verlassen zu werden. Wir lassen uns nicht länger von gesellschaftlichem Druck und katholischer Erziehung beeinflussen. Niemals!«
    »Wir sind geborene Singles und haben es jetzt erst bemerkt«, freute sich meine Schwester mit leicht schielendem Blick. Genau!
    »Wir genießen es doch, allein zu sein, mit altem Jogginganzug und grüner Creme-Maske im Gesicht auf dem Balkon bei einer Tasse Kaffee unsere Frühstückszigaretten zu qualmen.«
    »Na klar! Wir sind froh, wenn wir bis 11 Uhr nicht sprechen, niemandem sein Frühstück bereiten und zu dem Zweck sogar noch eher aufstehen müssen.«
    »Wie entspannt wir sind, wenn alles an seinem Platz steht.«
    »Du biss dann enspannt, ich nur manchma!«, artikulierte Alexandra undeutlich.
    Die von unserem Vater anerzogene Ordnungsliebe, um nicht zu sagen Pedanterie, treibt uns an, nach jedem Besuch alles immer sofort aufzuräumen. Will meine Kollegin Andrea zum Beispiel nach einem gemeinsamen Arbeitstag ihre Tasche voll mit Büchern und Materialien bis zum nächsten Tag bei mir abstellen, verstecke ich dieselbe hinter dem Sofa, damit mein Auge von herumstehenden Dingen nicht beleidigt wird. Alexandra kann ihre Wohnung nicht verlassen, bevor alle Bilder gerade hängen. Wem will man so etwas zumuten? Wir sind uns selbst genug. In den letzten beiden Jahren haben wir doch viel weniger geweint und gelitten als zu Partnerschaftszeiten!
    »Jawohl, wir bleiben allein und sind’s zufrieden. Prost, Schwester!« Auf diese erfreulich erschütternde Erkenntnis tranken wir jetzt ein Schlückchen Prosecco und freuten uns, dass es niemanden gab, der bei unseren Gesprächen die Augenbrauen zynisch hebt und die Nase rümpft, weil wir so unfraulich gekleidet sind und das Abendessen nicht auf dem Tisch steht. Wir feierten, weil kein Mann sehr spät von der Arbeit nach Hause kommt, seine stinkenden Socken in die Ecke wirft und schnarchend neben uns einschläft. Stößchen, Alu, auf dass wir nie wieder Hemden bügeln oder uns ärgern müssen, weil er zwar zu Hause, aber nicht für uns da ist, sondern sich in seinem Hobbyraum eingeschlossen hat, weil er Zeit für sich benötigt. Prösterchen, liebe Schwester, auf glückliche Tage ohne Nörgelei und Bettelei, dass Er den Videorekorder reparieren oder die Decke streichen möge. *hicks* Was für ein schönes Single-Leben! Prost! Wir ham ja uns! Das muss reichen! Jawoll! Wenn wir jetzt unsere letzten Euro im Casino verzocken, wird sich niemand aufregen und unsere Eltern werden es ja nicht erfahren. Ssssum wooolll, Sssswester! *gacker* *grins senil*
    »Goodbye My Lover!« Macht’s jut, ihr Kerle dieser Welt. Unss seita losss!

Sex oder Liebe
    Das waren keine schönen Zeiten, denke ich, und befreie mich von diesem depressiven James-Blunt-Gesäusel, indem ich einen neuen Sender im Autoradio suche. Good bye, my James! Zapp! »Dieser Weg wird kein leichter sein …« Bitte nicht jetzt auch noch die klerikale Heulboje. Zapp! »Hej Mister DJ … tralalalala …« – geht doch. Das Lied macht

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