finde-mich-sofort.de (German Edition)
klinge. Schon wieder keine Spur von Coolness. Was macht dieser Mann nur mit mir? Ich verabscheue es, nicht Herrin der Lage zu sein, und blicke verwirrt auf mein Wein-glas.
»Wenn du willst«, antwortet er, »schlafe ich auf dem Sofa. Du musst nicht mehr nach Hause fahren. Außerdem hast du getrunken.«
Ich schaue ihn dankbar an. Sein Blick lässt keinen Hintergedanken erkennen und gibt mir das Gefühl, über den Ablauf der nächsten Stunden frei entscheiden zu können. Bis jetzt weiß ich noch nicht, ob ich mit ihm schlafen werde heute Nacht. Ich spüre, dass wir Zeit haben.
Aber vielleicht … wäre es ja schön. Und außerdem kann ich einen 1,95-Meter-Mann nicht auf einem Zweisitzer im verqualmten Wohnzimmer schlafen lassen, denke ich und sage: »Danke, aber wir sind ja erwachsen. Du brauchst dich hier nicht auf dem kurzen Sofa rumzuquälen.«
Er äußert sich nicht zu meinem Angebot, gibt mir stattdessen fürsorglich ein großes Schlafshirt, legt mir eine Zahnbürste und ein Handtuch zurecht. Sollte er aufgeregt sein, so merkt man ihm das nicht an. Im Bad fällt mir auf, wie aufgeräumt und sauber alles bei ihm ist. Während ich mir die Zähne putze, durchs Fenster auf den Hauptbahnhof und den Fernsehturm schaue und Carsten s schöne große Eckbadewanne bewundere, lasse ich meinen Fantasien freien Lauf – ein Bad zu zweit, das macht hier bestimmt Spaß. Später!
Draußen klappert Geschirr. Ich schlüpfe in sein Shirt und wenige Sekunden später in sein Doppelbett. Ich bin müde von der Aufregung und kuschele mich ins typisch mann-braun-karierte Bettzeug. Kurz nach dem Klappen der Tür liegt Carsten neben mir. Vorsichtig streichelt er über mein Haar, wünscht mir eine gute Nacht und drückt mir einen feuchten Kuss auf den Mund. Er löscht das Licht. Es ist ganz still und ganz dunkel. Da liege ich emanzipierte Frau, die immer große Reden über Gleichberechtigung im Bett schwingt, verklemmte Geschlechtsgenossinnen milde belächelnd, und habe keine Ahnung, was ich sagen oder machen soll. Statt wenigstens Carsten s Hand zu greifen, liege ich steif wie ein Brett neben ihm und grübele, ob entsprechend der Feng-Shui-Theorie der dominante Partner rechts oder links schläft und der rechts von mir liegende Carsten eher Macher ist oder doch anmachende Frauen bevorzugt. Ich verfluche meine katholische Erziehung, die jetzt genau das verhindert, was ich so gerne will. Ich möchte mich ganz dicht an ihn schmiegen und ihn riechen. Ich drehe mich leicht deprimiert zur Wand, und kurz darauf spüre ich seine sanft sich vortastende Hand unter meinem T-Shirt. Er haucht mir ins Ohr: »Sag einfach stopp, wenn ich zu weit gehe.« Ich seufze nervös und hoffe insgeheim, dass er sich selbst keine Grenzen gesetzt hat. Seine großen, weichen Hände berühren ganz vorsichtig meinen Bauch, streicheln sich bis zu meiner Brust voran, verharren an meinen aufgerichteten Nippeln. Er beugt sich über mich, küsst mich lange und leidenschaftlich auf den Mund. Ich spüre seine Barthaare an meinem Kinn und muss mich an seine Zunge irgendwie gewöhnen. Diese Kussabstimmungsschwierigkeiten habe ich immer beim ersten Mal. Er presst sich mit seinem ganzen Körper an mich, und ich stelle erleichtert fest, dass er höchstwahrscheinlich keine Testosteronpflaster benötigen wird. Seine Erektion drückt ziemlich hart an meinem Oberschenkel. Ich atme hörbar und zustimmend. Dann kniet er über mir und streift das Shirt über meinen Kopf. Schemenhaft sehe ich seine sich im schwachen, durch zwei kleine Fenster dringende Großstadtlicht abzeichnende Silhouette. Ist das ein großer Mann! So viel Mann hatte ich noch nie im Bett, geht mir durch den Kopf, als er sich von meinem Hals über den Busen in Richtung Scham ganz sanft, gewichtslos und fast keusch hinabküsst, dann zärtlich meine Beine spreizt und mich mit der Zunge dort liebkost, wo ich sonst erst nach vielen gemeinsamen Nächten die Erlaubnis zu oralen Freuden erteile. Aber darüber nachzudenken habe ich keine Zeit. Ich denke an alles Mögliche – nur nicht an Sex . Gedankenfetzen, wie: Pheromone, verstopfte Nase, ist das schön und »auf dem Rücken liegend wirkt mein Bauch flacher« schwirren mir durch den Kopf. Irritationen und Wohlgefühle wechseln sich ab. Aufregung verhindert völliges Sichgehenlassen. Ob andere Frauen da lockerer sind?
Ich kann das Nachsinnen über meine Schamhaar-Rasur und die mögliche Wirkung auf ihn einfach nicht einstellen. Konzentriere dich und genieße, mahne ich
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