finde-mich-sofort.de (German Edition)
mir gute Laune, und ich zapple im Takt auf meinem Autositz.
Die schlechten Zeiten sind vorbei. Alexandra hat ihren Equivocal , und ich habe meinen Carsten . Der Mensch ist zur Zweisamkeit geboren, und ich bin gerade unterwegs, diese wiederzufinden. Mit meinem Traummann! Hoffnungsfroh schaue ich auf die Gold-Else, die man sogar im Dunkeln dank Großstadtbeleuchtung gut sehen kann. Nach der S-Bahn-Brücke links, und ich bin da. Etwas unsicher suche ich unter den bestimmt hundert Klingelschildern nach seinem Namen. Es knarrt in der Wechselsprechanlage, und der Türsummer brummt. Im Fahrstuhl drücke ich die 14, schaue noch mal in der riesigen Spiegelwand, wie ich aussehe. Meine kurzen, blonden Haare stehen lustig in alle Richtungen ab.
Von Natur aus bin ich eigentlich brünett. Ein Kameramann beim Fernsehen hatte mir mal gesagt, dass man blonde Haare besser ausleuchten könne. Zum ersten Mal gefärbt habe ich sie aber erst, als ich mich von meinem Mann trennte. Das sei typisch, bestätigte mir meine Freundin Sabine. Immer, wenn sie verlassen wurde, habe sie auch ihre Frisur geändert. »Psycholgie und so!«, erklärte sie eindringlich mit weit aufgerissenen Augen. »Frauen sind so, sie finden sich nach einer Beziehung nicht mehr begehrt und wollen sich dann schöner machen!«
»Soso«, denke ich. Bin ich seitdem schöner, so blond-gedopt? Ich fühle mich nicht anders als vorher, aber es änderte meinen Blick auf die Männer. Was ich mit braunen langen Haaren nicht für möglich hielt, bestätigte sich blondiert. Sie stierten mir reflexartig hinterher. Ich kam mir vor, als hätte ich eine Rundumleuchte auf dem Kopf.
Zwölfte Etage, vierzehnte und stopp, der Fahrstuhl ruckelt nach, ich zupfe meinen Rock zurecht. Mein Herz klopft, die Fahrstuhltür öffnet sich, und gegen seine Wohnungstür gelehnt, nur zwei Meter von mir entfernt, steht mein Prinz und lächelt mich an. Er sieht umwerfend aus im Halbdunkel des Hausflurs. Trägt eine lässige, weite Hose, an der ein Küchenhandtuch befestigt ist, und schaut mich aus seinen jetzt dunkel leuchtenden Augen erwartungsfroh an. Wir begrüßen uns mit einer zaghaften Umarmung.
Sein modern eingerichtetes Appartement ist von Kerzen erleuchtet. Vielen Kerzen. Aus dem Radio klingt leise Musik. Während ich mich meiner Winterjacke entledige, säuselt er: »Du siehst toll aus!«
Ich überlege, ob er nun ein gnadenloser Romantiker oder skrupelloser Verführer ist, während ich ihm in die Wohnung folge und auf seinen Hintern starre. Romantik wäre mir eindeutig lieber, Verführungen mit ungewünschtem Ausgang hatte ich schon genug.
Carsten s Wohnung ist ein großer Raum mit offener Küche. Hinter den beiden geschlossenen Türen befinden sich wahrscheinlich das Bad und das Schlafzimmer. An den Wänden hängen Grafiken, vor mir im Regal stehen jede Menge alter, teuer gebundener Bücher, die meisten davon Werke russischer Autoren. Er ist ein Kunstliebhaber, natürlich, sein Nickname ist ja Art - Thinks . Ich lese die Buchrücken: Dostojewski, Scholochow, Aitmatow.
»Du hast aber viele Russen!«, wundere ich mich.
»Ja, ich finde, dass diese Autoren besonders gut erzählen! Mit geschichtlichem Tiefgang und von großen Gefühlen und romantischer Liebe ohne Zweifel.«
»Glaubst du an so was?«
Er zuckt mit den Schultern und weicht mir aus, indem er weiter im Kochtopf rührt.
»Seit meiner Schulzeit hatte ich solche Bücher nicht mehr in der Hand. Zuletzt Aitmatows ›Djamila‹ in der elften Klasse. Ich fand das damals gar nicht so schlecht.«
»Vor ein paar Jahren fiel mir Scholochows ›Stiller Don‹ in die Hände. Das hat mich sehr berührt, das war der Auslöser für meine Liebe zur russischen Literatur! – Möchtest du was trinken?«
»Ja gern, was Alkoholfreies.« Mama wäre stolz auf mich, zeige ich doch mit dieser Antwort, dass ich heute Abend noch nach Hause fahren möchte.
Er schenkt ein, ohne seinen Blick vom Herd zu lassen.
»Heinrich Heine – Liebesgedichte« lese ich. Das auch noch. Überall Liebe. Ich bin erstaunt, wie romantisch Carsten sein muss. Ich bevorzuge lustige Geschichten über Männer und Frauen: »Mondscheintarif« und »Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken« – so was eben.
Ich beobachte Carsten , wie er konzentriert würzt, rührt und schüttelt. Wie lecker das riecht! Hey, meine Nase funktioniert wieder! Ein bisschen jedenfalls. Hallo, liebes Pheromon-Nasal-Organ, fang an zu arbeiten!
Carsten schaut vom Herd auf und
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