Fine, die kleine Blumenelfe
würde es morgen früh von den anderen Elfen erfahren. Wenigstens konnte Fine noch kurz ihre Freundin Cilli umarmen, dann musste sie schon ihrer Gastgeberin Erin folgen. Erin war eine der Lehrerinnen aus dem Gastgarten, in dem Fine die nächsten vier Wochen verbringen sollte. Und so flogen nach und nach die kleinen Elfen in alle Richtungen aus und waren sehr gespannt, was sie erwartete.
Fines Garten war zwanzig Minuten Flugzeit entfernt und lag sehr schön direkt am Waldrand. Es würde bestimmt sehr spannend werden, einmal in den Wald gehen zu dürfen! Erin machte zuerst einen Rundflug über den Garten – ganz leise, um die Blumen nicht zu wecken – und zeigte Fine die verschiedenen Sorten, die dort blühten.
Der Garten war nicht besonders dicht bepflanzt. Es gab darin nur einen hohen Rasen, in dem vereinzelt Löwenzahn und einige Gänseblümchen angesiedelt waren, ein abgetrenntes Stück Gemüsegarten, in dem Salat und Tomaten und Erdbeeren wuchsen, und einen schönen, großen Vogelbeerbaum, der mit seinen Ästen und Zweigen den Bewohnern des Hauses genügend Schatten spenden konnte, damit sie sich im Sommer gemütlich auf einen Stuhl unter den Baum setzen konnten. In den Blumenkästen rund um das Haus wuchsen hübsche Geranien, die Fine im Halbschlaf begrüßten, um dann aber gleich wieder weiterzuträumen. Es bliebe noch genügend Zeit, um sich miteinander bekannt zu machen. Insgesamt war Fine enttäuscht. Es war nicht so viel los in diesem Garten. Sie würde ihre Freundin vermissen und auch Alfred, den Apfelbaum. Ob der Vogelbeerbaum wohl genauso nett war?
»Morgen wirst du die anderen Elfen kennenlernen«, versprach Erin und führte sie zu ihrem Schlafplatz unter einem Himbeerstrauch, der ganz allein in der hintersten Ecke des Gartens stand. Fine versuchte vergeblich einzuschlafen. Sie hatte Heimweh. So stand sie am frühen Morgen noch ganz unausgeruht auf. Erin wartete schon auf sie. Sie wollte ihr die Pflanzen alle vorstellen.
Als sie im Garten von Pflanze zu Pflanze flogen, begegneten sie auch den anderen Elfen, die in diesem Garten lebten. Diese waren schon bei der Arbeit, begrüßten Fine aber trotzdem sehr höflich. Fine konnte sich die ganzen Namen gar nicht alle merken! Sie kam sich trotz der vielen Elfen ziemlich allein vor.
Plötzlich hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. »Hallo, Fine! Das ist ja eine Überraschung.«
Sie blickte um sich. Wer könnte sie denn hier erkennen? Da sah sie ein kleines Gänseblümchen, das inmitten einer Gruppe anderer Gänseblümchen stand und eifrig mit den kleinen Blättchen winkte. »Hallo, Fine, hier bin ich«, rief das Gänseblümchen und Fine schwebte ratlos näher.
»Hallo, Gänseblümchen«, sagte sie, »woher kennst du mich denn?«
Das Gänseblümchen lächelte. »Wir haben uns vor längerer Zeit in einem anderen Garten getroffen, als du versucht hast, mich vor dem Verwelken zu retten! Erinnerst du dich?«
Da fiel Fine die Geschichte wieder ein. Wie traurig war sie damals gewesen, als das kleine Blümchen verwelkte, und wie fröhlich war sie wieder geworden, als Alfred ihr erzählt hatte, dass das Blümchen in einem anderen Garten wieder blühen würde. Alfred hatte recht gehabt! Übermütig ließ sich Fine ins Gras rollen und umarmte das Gänseblümchen. »Wie geht es dir hier?«, fragte sie das Blümchen – es hieß übrigens Gloria – und Gloria erzählte ihr begeistert: »Es ist wunderschön hier und ich habe sogar Freunde, die direkt neben mir wachsen. So haben wir immer Gesellschaft und sind nie allein.«
Da musste Fine an Cilli denken und an Alfred, und eine kleine silberne Träne rollte aus ihren schönen grünen Augen an der schneeweißen Wange herunter.
»Aber warum weinst du denn?«, fragte Gloria.
»Ach«, sagte Fine, »ich musste nur eben an meinen Garten denken und an meine Freunde. Ich bin ja hier ganz allein.«
»Du musst nicht traurig sein«, antwortete Gloria, »wir sind jetzt auch deine Freunde«, und die anderen Gänseblümchen nickten eifrig mit ihren kleinen weißen Köpfen. »Und außerdem«, fügte Gloria hinzu, »gehst du ja auch bald wieder in deinen Garten zurück. Denk nur mal, was du den anderen alles erzählen kannst.«
Fine nickte. Ja, dachte sie, das stimmt. Ich bin ja nicht so lange hier und jetzt habe ich auch schon neue Freunde gefunden. Es ist ja nur ein Urlaub. Schon war sie wieder fröhlich und sie saß noch lange bei ihren neuen Freunden im Gras und erzählte von ihrem Garten. Es war so schön, neue
Weitere Kostenlose Bücher