Fine, die kleine Blumenelfe
Freunde zu haben – oder alte wieder zu treffen, wie Gloria!
Kapitel 4
Der Zwerg
Als Fine sich schon recht gut eingelebt hatte, hörte sie auf ihrem abendlichen Rundflug über den Garten plötzlich ein klirrendes Geräusch. Nein, dachte sie, so klang keine Blume. Es musste etwas passiert sein. Zuerst konnte sie nichts sehen, dann machten ihre Augen jedoch eine Bewegung hinter den Tomaten aus. Etwas Rotes bewegte sich hinter dem Strauch. Hmmm, dachte Fine. Wandernde, klirrende Tomaten? Sehr merkwürdig. Als sie näher flog, hörte sie jemanden schimpfen und erschrak. Elfen schimpfen doch nicht. Aber es war ja auch gar keine Elfe – es war ein Zwerg mit roter Zipfelmütze, der versuchte, mit seiner kleinen Schaufel die Erde um die Tomaten zu lockern, und dabei ständig mit dem Schaufelblatt auf kleine Kieselsteine stieß.
»Herrje, hast du mich erschreckt!«, rief Fine und der Zwerg hörte mit dem Schaufeln auf.
»Dich kenne ich ja gar nicht«, rief der Zwerg zurück. »Wo kommst du denn her?«
Fine flatterte näher heran und schwebte knapp über einer tiefroten Tomate. »Ich heiße Fine und bin zu Besuch aus dem anderen Garten mit dem großen Apfelbaum«, erklärte sie dem Zwerg.
Der Zwerg stützte sich auf seine Schaufel und verschnaufte. Dann holte er ein großes weißes Taschentuch aus seinem grünen Wams und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Und ich bin Seppi und zuständig für diese Tomaten«, sagte der Zwerg. »Und jetzt stör mich bitte nicht weiter, ich muss noch diese Erde hier lockern. Wir hatten nicht sehr viel Regen in letzter Zeit und deshalb ist die Erde sehr trocken und zusammengebacken und es ist sehr mühsam. Wir sehen uns ein andermal wieder.« Kaum hatte er zu Ende gesprochen, rückte der Zwerg seine Mütze zurecht und machte sich wieder an die Arbeit. Kopfschüttelnd flog Fine weiter. Was für ein unhöflicher Zwerg!
Sie ärgerte sich zwar, konnte jetzt aber niemanden wecken, um über diese Sache zu sprechen, es musste also bis morgen warten. Man muss immer unterscheiden können, ob es ein Notfall ist oder nicht, bevor man andere aus dem Schlaf reißt. Während Fine sich noch so ihre Gedanken machte, war sie schon an ihrem Himbeerstrauch angekommen und kuschelte sich zum Schlafen auf ihr kleines Bettchen.
Am nächsten Morgen besuchte sie gleich Gloria und ihre anderen Freundinnen, um mit ihnen über Seppi zu sprechen.
»Ach der!«, sagte Gloria. »Er ist eben ein Zwerg. Was kann man von Zwergen schon erwarten. Sie sind immer bei der Arbeit und haben nicht viel Zeit, um ein Schwätzchen zu halten. Du darfst nicht böse auf ihn sein. Er kümmert sich sehr gut um die Tomaten und die Menschen freuen sich über die gute Ernte. Wenn du ihn erst näher kennenlernst, wirst du ihn vielleicht auch mögen!«
Fine war sich da nicht so sicher, aber sie beschloss trotzdem, auf jeden Fall nett zu Seppi zu sein, wenn sie ihm das nächste Mal begegnete. Und da sie eine sehr neugierige Elfe war, wollte sie das nächste Treffen auch nicht dem Zufall überlassen, sondern flog gleich zum Gemüsegarten, wo sie Seppi auch tatsächlich bei der Arbeit traf.
»Hallo!«, rief sie und schwebte über einer großen saftigen Tomate.
»Hallo«, murmelte Seppi und arbeitete weiter.
»Du könntest mich ruhig beachten«, maulte Fine.
»Und du könntest ehrbare Zwerge einfach arbeiten lassen«, schimpfte Seppi zurück. Er überlegte es sich dann aber anders und rammte die Schaufel in den soeben aufgelockerten Boden. Während Fine noch über der fetten Tomate schwebte, blickte Seppi zu ihr auf und musste blinzeln, weil er, um Fine zu sehen, gegen die Sonne blicken musste. »Du bist eine sehr hartnäckige Elfe«, sagte er dann.
»Und du bist ein unhöflicher Zwerg«, antwortete Fine.
Eine Weile schauten sich die beiden einfach an. Schließlich zog Seppi die Schaufel wieder aus der Erde und begann das Erdreich in der nächsten Tomatenreihe zu lockern. Dabei stieß er immer wieder auf Kieselsteine, sodass die Schaufel klirrte. Fine ließ nicht locker. Sie beobachtete Seppi immer noch und versuchte abzuwägen, ob sie ihn einfach in Zukunft ignorieren sollte oder ob sie doch versuchen sollte, nett zu ihm zu sein. Schließlich hatten Gloria und ihre neuen Freundinnen behauptet, dass Seppi eigentlich ganz nett sei.
Sie flatterte näher und stellte sich dann neben ihn, während er immer wieder seine Arbeit unterbrechen musste, um die Kieselsteine aufzulesen und hinter sich zu werfen. Unglücklicherweise
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