Fine, die kleine Blumenelfe
Blümchen unterhalten!«
»Stimmt!«, sagte Fine, als sie gerade bei den Buschwindröschen angekommen waren. Diese hatten gerade für Cilli ein Lied angestimmt und sangen noch etwas holprig: »Im Frühtau zur Sonne wir sehn, fallera – es strahlen die Blätter so schön, fallera.«
Wie peinlich, dachte Fine, als sie den Röschen zuhörte. Es klang etwas dissonant, aber es war ja gut gemeint und Cilli hatte ganz rote Bäckchen vor Freude und schwebte aufgeregt vor ihren neuen Pflegeblumen hin und her.
»Viel Spaß!«, rief Fine Cilli zu und setzte sich ein Stück weiter neben das erste Gänseblümchen.
Es war bereits Mittag, als sich Fine die erste Pause gönnte. Sie hatte den ganzen Garten abgeflogen und jedes Blümchen extra begrüßt. Ihre Angst hatte sich also als unbegründet erwiesen. Sie konnte es tatsächlich schaffen, sich um jedes Blümchen zu kümmern. Sie hatte die Blümchen sogar gezählt: Es waren dreiunddreißig Stück. Und sie kannte jedes beim Namen. Zwar musste sie sich um jedes Blümchen kümmern, aber wenn es allen gut ging, hatte sie auch Zeit, zu spielen. Elfen sind sehr fröhliche Wesen, die auch gerne feiern und tanzen. Und wenn sie ihre Blumen gut pflegen, dann haben sie viel Zeit, in der Natur herumzufliegen und neue Dinge kennenzulernen.
Fröhlich flatterte sie zu Alfred, dem Apfelbaum, um ihm von ihrem ersten Arbeitstag zu berichten. Auf dem Weg dorthin bemerkte sie zwischen einem hohen Grasbüschel ein ganz kleines Gänseblümchen, das sie vorhin gar nicht bemerkt hatte. Als sie näher kam, sah sie, dass das Blümchen ganz schlaff auf der Seite lag und sie traurig anblickte. »Was ist denn los?«, rief Fine aufgeregt und flatterte, so schnell ihre Flügel sie tragen konnten, näher.
»Oh«, sagte das Blümchen, »es ist nichts weiter. Ich bin nur schon so alt und werde jetzt in den ewigen Kreislauf eingehen.«
»Du meinst, du musst verblühen?«, fragte Fine entsetzt. »Das will ich nicht. Ich werde sofort Hilfe holen!«, rief sie und war schon unterwegs.
Das kleine Gänseblümchen konnte sie gar nicht mehr aufhalten. Es lächelte noch tapfer und verwelkte dann. Fine suchte sofort Lydia, die Lehrerin, und zwang sie, gleich mitzukommen. Sie nahm die Lehrerin bei der Hand und zog sie hinter sich her zu dem kleinen, tapferen Blümchen. Dort angekommen sagte sie zu Lydia: »Du musst dem Blümchen helfen. Schnell!«
Lydia schaute sich das welke Gänseblümchen an und nahm die kleine Fine in die Arme. »Meine Liebe, diesem Blümchen kannst du leider nicht mehr helfen. Seine Lebensspanne ist beendet und seine Energie wird jetzt in den ewigen Kreislauf der Natur eingehen. Das hat Gott so bestimmt und wir können das nicht ändern. Aber wo dieses Blümchen geblüht hat, wird bald neues Leben entstehen können, du wirst sehen.« Sanft zog Lydia die schniefende Fine hinter sich her und flößte ihr in der Krankenstation etwas aufmunternden Blütennektar ein.
So weit gestärkt schwebte Fine tiefer als sonst zu Alfred, dem Apfelbaum, und setzte sich auf einen dicken Zweig. Sie ließ die Beine baumeln und starrte zu Boden. »Hallo, Fine!«, sagte Alfred. »Du bist ja schon wieder traurig. Gefällt dir der neue Job nicht?«
»Ach, Alfred«, sagte Fine traurig. »Heute ist ein Gänseblümchen einfach verwelkt und ich konnte ihm nicht helfen. Das ist so gemein!«
Alfred dachte lange nach. Dann sagte er: »Es ist nicht gemein, Fine, es ist die Natur. Die Blüten und der Stängel welken und werden zu Dünger für neue Pflanzen. Die Blümchen sind großzügig und geben ihre Energie an die nächsten Blümchen weiter. Aber die Seele dieser Blume stirbt nicht. Sie kann an einer anderen Stelle des Gartens wieder in einer anderen Pflanze wiedergeboren werden. Überleg doch mal: Sie stand ihr Leben lang nur an einem Platz im Garten, und nun, wenn sie verwelkt, kann sie mit ihrem Humus eine neue Blume düngen und selbst wieder an einer anderen Stelle des Gartens wachsen. Wie spannend das für diese Blume ist! Sie kann auf diese Weise viele Stellen des Gartens ausprobieren und viel Erfahrung sammeln. Sie kommt sehr viel herum und kann viel erleben. Es ist zwar traurig für dich, aber es ist sehr interessant für die Blume. Du darfst nicht traurig sein.«
Fine musste erst darüber nachdenken. Sie war viel zu unglücklich, um ein langes Gespräch mit Alfred zu führen. Ganz in Gedanken versunken, schwebte sie nach Hause und versprühte sehr viel Sternenstaub für ihre Freunde, die Gänseblümchen.
Nach
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