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Finger, Hut und Teufelsbrut

Finger, Hut und Teufelsbrut

Titel: Finger, Hut und Teufelsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Seifferheld, dass Sie momentan so aufbrausend sind, könnte eine hormonelle Ursache haben. Vielleicht leiden Sie an einer postnatalen Depression«, schlug Roll vor.
    Susanne verstummte.
    Ola-Sanne verstummte ebenfalls.
    Olafs Zittern hörte abrupt auf.
    Ein Hormonungleichgewicht? Hm, damit konnte Susanne leben. Warum hatte sie nicht gleich daran gedacht? Natürlich, deswegen war sie in letzter Zeit so unzufrieden mit sich selbst. Das kannte sie von sich gar nicht. Ihrer Meinung nach waren die meisten Menschen, die an Unsicherheit litten, völlig zu Recht unsicher. Sie dagegen hatte sich immer stark und unbesiegbar gefühlt. Ihr Spiegel hatte zwar keine Knutschflecke, aber – ohne übertrieben selbstbewusst zu sein – war sie sich ihrer Einzigartigkeit doch immer bewusst gewesen. Bis zur Geburt ihrer Tochter. Ola-Sanne war wie ein Anruf von Galileo Galilei, der ihr mitteilte, dass sie doch nicht der Mittelpunkt des Universums war.
    Also ja … postnatale Depression, das musste es sein!
    Susanne lächelte.
    Plötzlich war alles wieder gut. Sie würde irgendwelche bunten Pillen einwerfen und wieder ganz die Alte sein. Und Galileo Galilei würde einknicken, wie damals vor dem Papst, und alles widerrufen, und sie würde wieder zum starken Mittelpunkt ihrer Welt werden. Mit Olaf und Ola-Sanne und dem Rest ihrer Familie als liebenswerten Trabanten.
    Auf einmal war Susanne wie verwandelt, war wieder die coole, rationale Managerin, die mit jeder noch so unerwarteten Situation souverän fertigwurde. Olaf hatte sich noch nie so angetörnt gefühlt wie gerade jetzt.
    »Sie haben vollkommen recht, Herr Polizeiobermeister«, sagte Susanne mit dieser kühlen Stimme, die sonst für Vorstandspräsentationen reserviert war. »Ich werde mich sofort in medizinische Behandlung begeben. Bitte entschuldigen Sie meine ungebührliche Reaktion. Was jedoch die Anzeige angeht, so verlange ich, dass sie zurückgezogen wird.«
    »Wir sprechen mit der betreffenden Person«, versprach Roll.
    Olaf seufzte auf. Sollte nun alles gut werden?
    Nee, natürlich nicht!
    Verhütung ist Männersache!
    Dass der Plastikstuhl unbequem war, kümmerte Fela Nneka an diesem Morgen nicht. Ihn bekümmerte das Leben an sich und seine prekäre Lage im Besonderen. Es sollte die Pille für den Mann geben. Ja, wirklich. Verhütung musste dringend Männersache werden! Es war doch viel sicherer, die Kugeln aus der Knarre zu nehmen, als eine schusssichere Weste zu tragen.
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr.
    Nie und nimmer war dieses Balg von ihm. Dieser … Chinesenbastard!
    Karina schaute aus dem Fenster, während der Knirps auf ihrem Schoß thronte und sein Babyfäustchen gen Decke reckte, wo die Sonne Schattenspiele veranstaltete.
    Die Luft im Raum war zum Schneiden.
    Da ging die Tür auf. Ein Arzt trat ein. Ein Arzt mit Mandelaugen. Fela stockte der Atem.
    Der Mediziner trug einen ehemals weißen Kittel mit Flecken in undefinierbarer Farbe darauf. Rot würde auf einen Chirurgen hinweisen, gelbliches Braun auf einen Urologen, Dunkelbraun auf Kaffee. Diese hier waren dagegen Lila. Aber Fela hatte andere Sorgen als eine simple Fleckendiagnose.
    »Guten Tag, mein Name ist Dr. Wong. Sehr erfreut.« Der Arzt reichte ihnen die Hand.
    Felas Stirn legte sich in Falten. Er gehörte nicht zu denen, die an die große Weltverschwörung glaubten. Aber ganz ehrlich: Ein Asiate hatte den Vaterschaftstest durchgeführt? In Fela kochte die Ursuppe verletzter Männlichkeit hoch. Wollte dieses Schlitzauge ihm
seinen
Bastard unterschieben? Steckten Wong und Karina unter einer Decke? Bildlich und buchstäblich? Für wie blöd hielten die ihn eigentlich?
    Fela verschränkte die Arme und guckte grimmig. Und wenn ein sehr großer, sehr schwarzer Mann grimmig guckte, dann war das schon Furcht einflößend, weswegen Prominente ja mit Vorliebe sehr große, sehr schwarze Männer als Bodyguards anheuerten. Ja, ein beängstigender Anblick. Auch wenn dieser spezielle sehr große, sehr schwarze Mann ein niedliches gelbes Teletubby-T-Shirt trug.
    Dr. Wong schien von alledem nichts zu bemerken. »Also gut, was haben wir denn hier?«, sagte er und summte leise in seinen nicht vorhandenen Bart.
Chasing Pavements
von Adele. Oder
Back to Black
von Amy Winehouse. Oder was ganz anderes. Summen zählte eindeutig nicht zu Dr. Wongs Fähigkeiten. Karina hoffte doch sehr, dass er wenigstens das Vaterschaftsbestimmen beherrschte.
    Karina und Fela hielten den Atem an.
    Baby Fela krähte

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