Finger weg Herr Doktor!
sagte Terry wütend, «ich sagte nur die Wahrheit.«
»Sie waren nicht in der Dunkelkammer«, beharrte Grimsdyke sanft. »Sie waren im Röntgenmuseum. Ich selbst sah Sie dorthin gehen. Überlassen wir es dem Dean, wem von uns beiden er Glauben schenkt.«
Der Dean saß eine Zeitlang da, das Gesicht in die Hände vergraben. Schließlich sagte er: »Doktor Grimsdyke, ich glaube Ihrem Wort mehr als dem von Mr. Summerbee. Und schauen Sie nicht so selbstzufrieden drein. Ich tue das nur, weil lange Beobachtung Ihrer Spitalstätigkeit als Student und Mitglied des Jungärzteteams Ihren Versuch, Mädchen in Röntgendunkelkammern zu vergewaltigen, nicht nur plausibel, sondern höchstwahrscheinlich macht. Da Sie einer unserer Ärzte sind, muß ich Ihren sofortigen Rücktritt verlangen. Was uns auch endlosen Ärger ersparen wird«, fügte er gedankenvoll hinzu. »Wenn es Summerbee gewesen wäre, hätte ich die Schererei gehabt, diesen verdammten Ausschuß einzuberufen.«
»Das Gesuch wird morgen früh auf Ihrem Schreibtisch liegen«, versprach Grimsdyke würdevoll.
»Gut. Und jetzt gehen Sie. Beide! Und sagen Sie Ihren Studienkollegen, Mr. Summerbee, daß sie ihre Aufmerksamkeiten auf die Schwestern beschränken sollen, da diese klugerweise immer gut beleuchtet sind.«
Draußen im Gang fragte Terry erstaunt: »Warum haben Sie das getan?«
Grimsdyke legte ihm väterlich die Hand auf die Schulter. »Mein lieber Kamerad, Sie stehen erst an der Schwelle Ihrer Laufbahn. Ich habe zumindest einen Fuß zwischen die Tür gesetzt. Es bedeutet mir wenig, diese Bruchbude zu verlassen. Tatsächlich habe ich mich, da ich unerwartet andere Angebote erhalten habe, in den letzten Tagen schon gefragt, wie ich von hier wegkomme, ohne wegen Vertragsbruch oder so belangt zu werden. Sie sind noch einmal mit knapper Not davongekommen. Also gehen Sie Ihres Weges und freuen Sie sich!«
»Ich kann Ihnen nicht genug danken -«
»Bitte. Sie bringen mich in Verlegenheit. Aber Sie werden mir einen Ratschlag nicht übelnehmen?«
»Bestimmt nicht -«
»Bleiben Sie der Röntgenabteilung fern!«
Terry grinste und lief den Gang zum Aufenthaltsraum der Studenten hinunter. Grimsdyke sah ihm mit gespanntem Gesichtsausdruck nach, bis er verschwunden war. Dann wandte er sich um und eilte zur Eingangshalle. Zu seiner Freude kam Stella gerade mit einem Armvoll Filme die Stiege von der Röntgenabteilung herauf.
»Stella! Freu’ mich so, daß ich Sie erwische!«
»Hallo, Herzensjunge!« begrüßte sie ihn ohne Begeisterung. »Ich gehe gerade ins Orthopädische.«
»Darf ich Sie begleiten?«
»Bitte sehr, Herzensjunge.«
Sie gingen den Korridor hinunter. »Alles in Ordnung wegen dieser Röntgenaufnahmen, die Sie durcheinanderbrachten. Sie haben nichts mehr zu befürchten.«
»Ich mach’ Sie nicht dafür verantwortlich, Süßer.«
Grimsdyke schlug sich ein paarmal auf die Brust. »Ich hab’ die Schuld auf mich genommen.«
»Oh, wirklich?«
»Fragen Sie mich nicht, wie! Aber Sie dürfen mich fragen, warum. Ich tat es nur«, nahm er die Antwort vorweg, »um Sie zu schützen. Es endete damit, muß ich hinzufügen, daß ich selbst das Spital verlassen muß. Aber was macht das schon aus? Sie stehen erst an der Schwelle Ihrer Laufbahn, während ich zumindest bereits einen Fuß zwischen die Tür gesetzt habe.
Nun?« schloß er, Bewunderung heischend, »was sagen Sie dazu?«
»Danke.«
»Gehen Sie heut abend mit mir aus?«
»Nein, Herzensjunge. Nicht heute abend. Das ist mein Abend für den Sozialdienst.«
»Dann morgen?« fragte er eifrig weiter. »Ich hol’ Sie nach Dienstschluß ab.«
»Ich werde morgen nicht mehr hier sein, Herzensjunge. Ich gehe sowieso weg.«
Grimsdyke war mit seiner Weisheit am Ende.
»Ich hab’ einen fabelhaften Job bekommen. Assistentin von Godfri, Sie wissen, dem traumhaften Photographen. Ach, es ist so aufregend, er hat schon die phantastischsten Pläne für meine Zukunft gemacht. Ist es nicht lustig: alles nur deshalb, weil Terry mich damals im Crécy-Hotel mit ihm bekannt machte?«
»Lustig? Das ist überhaupt nicht lustig«, sagte Grimsdyke wütend. »Zuerst legen Sie Terry herein -«
»Er wird sich schon wieder ein Mädel aufreißen«, meinte sie obenhin, »sagen Sie ihm, er soll sich wieder einen Rolls ausborgen!«
»Und was wird aus mir?«
»Lassen Sie sich ausstopfen, Herzensjunge!« sagte sie süß.
Grimsdyke starrte sie an: »Herzensflittchen!«
Sie eilte davon und ließ ihn mitten im Gang stehen.
»Ich
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