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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Gewinne auch sein mochten. Sie hatte zwei Männer gesehen, die über sich hinausgewachsen waren, zwei Spitzensportler auf dem Gipfel ihres Könnens. Es ließ sich nicht leugnen: Es war großartig, es war wunderbar gewesen. Und das machte das, was sie Moriarty sagen wollte, umso schwieriger.
    Eleanor wusste, dass ihrer beider Zukunft nicht auf der Aschenbahn, sondern auf der Bühne lag. Moriarty und seine Männer mussten über ihre schnellen Beine hinausdenken. Das Fundament für das »Theater des Westens« bildeten jetzt Eleanor, Mandy und Hettie sowie die weniger begeisterten Moriarty, Buck und Billy Joe. Moriarty hatte bereits gezeigt, dass er das Zeug zum Intendanten und Direktor hatte. Mit einem festen Standort würde er sein schauspielerisches Talent zur vollen Entfaltung bringen können, und das galt für sie alle.
    Die Sache eskalierte, als sie an ihrem ersten Abend auf See am runden Tisch des leise schwankenden, halbleeren Speisesaales saßen und Moriarty eine Runde Champagner ausschenkte. Das Licht der Lampen flackerte, und Bucks Triumph in Barnsley glühte noch wohlig nach.
    »Jetzt steht dir die ganze Welt offen«, sagte er leicht beschwipst und sah zu Buck hinüber. »Keine Englische Methode mehr. Haben wir nicht mehr nötig. Die sollen ruhig kommen, die besten Läufer der Welt. Die putzt du weg, Buck, von der Startlinie an.«
    Buck grinste, ohne Billy Joes Schweigen und Eleanors ernste Zurückhaltung zu bemerken. Er schwelgte noch immerin seinen Hochgefühlen. Als Moriarty Eleanor nachschenken wollte, hielt sie die Hand übers Glas.
    »Nein, danke. Nicht für mich.«
    Sie goss sich einen Schluck Wasser ein und sah zu Mandy und Hettie hinüber, die ihr beide zunickten. Eleanor nippte an ihrem Wasser, stellte das Glas vor sich ab und umfasste den Stiel mit beiden Händen.
    »Wir müssen dir etwas sagen, Moriarty«, hob sie an.
    Moriarty goss Billy Joe Champagner nach und hielt inne.
    »Wer ist ›wir‹?«, fragte er argwöhnisch.
    Eleanor blickte wieder zu Mandy und Hettie hinüber, die sie erwartungsvoll ansahen.
    »Mandy, Hettie und ich. Während du Buck auf das Match in Barnsley vorbereitet hast, haben wir unser eigenes Training in Grafton Hall absolviert.«
    Moriarty schenkte weiter Champagner aus und griff nach Hetties Glas. »Ich weiß. Und ich hab gesehen, was dabei herausgekommen ist. Das haben wir alle. Es war großartig, das Beste, was ihr je gemacht habt, stimmt’s, Jungs?«
    Buck und Billy Joe hoben zustimmend die Gläser.
    »Aber wir haben uns in Grafton nicht nur um die Schauspielerei gekümmert«, sagte Eleanor. Sie tat einen tiefen Atemzug. »Wir sind zu einem gemeinsamen Entschluss gekommen.« Sie machte eine Pause. »Wir sind bereit.«
    »Bereit für was?«, fragte Moriarty.
    »Fürs Sesshaftwerden. Für San Francisco, Denver, einen festen Standort. Fürs ›Theater des Westens‹.«
    »Aber Eleanor. Buck ist Weltmeister, Billy Joes Schenkel ist vollständig wiederhergestellt, und in meinen Beinen steckt auch noch ein bisschen Pfeffer. Wir können unser ganzes Leben noch auf der Bühne stehen. Aber Laufen können wir nur jetzt.«
    »Das gilt auch fürs Theater.« Es war Mandy, die gesprochen hatte. »Sieh mal, Moriarty«, sagte sie, »ich verdanke dir sehr viel. Aber meine Arbeit mit Mr. Irving in Grafton Hall hat mir gezeigt, was tatsächlich in mir steckt, mir ist esgenauso gegangen wie Buck und Billy Joe auf der Aschenbahn.«
    »Mandy hat recht.« Hetties sanfter schottischer Singsang hatte einen harten Unterton. Sie blickte Moriarty direkt in die Augen. »Ihr Jungs müsst mal erwachsen werden. Booth und Irving sind genauso professionell wie Headley. Aber euer ›Theater des Westens‹ ist es nicht, zumindest noch nicht. Profi zu sein bedeutet nicht nur, Geld zu verdienen. Profi zu sein ist eine Weltanschauung. Ihr seid gut, aber nicht gut genug. Und daran wird sich erst etwas ändern, wenn wir gemeinsam daran arbeiten.«
    Moriarty sah zu Buck und Billy Joe hinüber, die ausnahmsweise einmal nicht wussten, was sie sagen sollten.
    »Wir haben genug Geld«, sagte Eleanor mit fester Stimme. »Wir müssen nur noch ein Theater mieten und unsere eigene Truppe auf die Beine stellen. Und sollten wir in, sagen wir mal, drei Jahren noch immer auf keinen grünen Zweig gekommen sein, dann kommen wir plus/minus null raus und können uns wieder auf Wanderschaft begeben. Gib uns diese Chance, Moriarty. Du bist es uns schuldig.«
    Moriarty stürzte seinen Champagner hinunter und versuchte, seine

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