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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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standen. Oben auf der Tribüne saßen Hettie, Mandy und Eleanor Hand in Hand und starrten grimmig auf die Bahn hinunter. Buck drückte Weir seinen Bademantel in die Hand. Der kleine Mann sah ihm fest in die Augen.
    »Der ist auch nur ein Mensch«, krächzte er. »Benutz’ deine Arme. Ich sag’ dir, wann.«
    Lächelnd trottete Buck zur Bahninnenseite, derweil Garforth im Innenfeld auf einen Tritt an der Startlinie stieg. Als er auf der obersten Stufe stand und die Pistole in die Höhe reckte, verstummte die Menge wie auf Kommando.
    Headley und Buck würdigten einander keines Blickes mehr. Der Mann aus Yorkshire nahm seine Position auf der Innenbahn ein, sein vorderer Fuß war fast auf der Linie, bereit für einen stehenden Start. Nur wenige Zentimeter neben ihm kauerte Buck und warf einen Blick die Bahn entlang. Die Menschenmenge am hinteren Ende war grauer Dunst; das Einzige, was er sah, war die tiefe, unberührte Schwärze der Asche und die Gerade, die in eine Linkskurve umschlug.
    »Auf die Plätze …«
    Während er sich bereit machte, das Knie knapp hinter der Linie, die Finger hinterm Knie, konnte er das Flattern der Fahnen über der Haupttribüne hören.
    »Fertig …«
    Jetzt hörte er die Fahnen nicht mehr. Buck hob die Hüften und verlagerte das Gewicht auf den vorderen Fuß und die Hände. Die kurze Stille war die reinste Qual. Sie hielt ihn gefangen, verweigerte ihm die Erlösung, die er brauchte, ersehnte.
    Die Platzpatrone krachte wie ein Kanonenschuss, gab die beiden Läufer frei und entfesselte das Johlen der Menge. Mit langen, geschmeidigen Schritten ging Headley sofort in Führung. Buck startete schnell, doch der Champion war ihm nach 20 Metern einen Meter voraus, und Buck heftete sich an seine rechte Schulter.
    Mit wirbelnden Beinen erreichten sie die erste Kurve. Buck fühlte sich leicht, glitt hinter seinem Mann her und ließ sich vom kraftvollen Tempo des Yorkshire-Läufers mitziehen. Auf der Tribüne warf Moriarty einen Blick auf seine Uhr und schluckte trocken. Es lief nicht wie erwartet. Die ersten 100 Meter waren sie in unter elf Sekunden gelaufen. Headley zog Buck ins Unglück. Kopfschüttelnd blickte er zu Billy Joe und Grimthorp hinüber, die wie gebannt auf die Bahn hinunterstarrten. Weir hatte die Augen fest geschlossen.
    In der Kurve blieb Buck dicht dran, nahm von der Asche, die ihm Headleys Spikes gegen die Brust spritzten, keine Notiz, und lief keinen Zentimeter schneller als nötig. Er lief schwerelos, die Geschwindigkeit flog ihm zu. Das Knirschen seiner Spikes deckte sich mit seinem inneren Rhythmus, der geradezu perfekt schien für den 400-Meter-Lauf, für den schmalen Grat zwischen Kraft und Erschöpfung, auf dem er gerade in vollkommenem Gleichgewicht entlanglief.
    Doch Headley ebenfalls. Moriarty, der ihn zum allerersten Mal in Aktion sah, wurde plötzlich bewusst, wie hocher gepokert hatte, als er Buck im Dezember an Bord der S.S. Harold geschickt hatte. Der Mann war großartig, seine langen, weißen Beine verschlangen die unberührte Asche der Gegengeraden und zogen Buck an einem unsichtbaren Faden hinter sich her. 50 Meter liefen die beiden in vollkommenem Einklang, die Schritte synchron, ein süßer, leichter Kräftetanz.
    Als sich die beiden Männer der 200-Meter-Marke näherten, sah Moriarty auf seine Uhr.
    »22 Sekunden«, sagte Grimthorp neben ihm.
    »O mein Gott«, stöhnte Moriarty. Buck war ein toter Mann. In Leadhills war er die ersten 200 Meter eine Sekunde langsamer gelaufen und am Ende trotzdem fast auf allen vieren gekrochen.
    Doch Buck schien das anders zu sehen. Als Headley die 200-Meter-Marke erreichte, zog Buck an ihm vorbei, und die aufspritzende Asche flog Headley ins Gesicht. Ein »Ooooh« stieg von den Rängen auf, als die Läufer in die letzte Kurve und das dritte Viertel des Rennens gingen und Headley einen ganzen Meter zurücklag.
    Buck lief aufrecht. Er konnte das Zielband förmlich schmecken. Headley war ein Stück herangerückt, er hörte ihn an seiner Schulter, doch es war ihm gleich, sein Atem ging noch immer ruhig, und seine Beine fühlten sich frisch und geschmeidig an.
    Doch auf der Tribüne konnten Moriarty und Grimthorp sehen, dass Bucks Laufrhythmus nachließ.
    Dann schlug Headley zu. 20 Meter vor dem Ende der letzten Kurve scherte er aus, zog außen an Buck vorbei, ging aus eigener Kraft einen Meter in Führung und konnte einen weiteren halben Meter gewinnen, als er sich wieder vor Buck setzte und ihn damit zum Bremsen zwang.
    Zum

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