Finish - Roman
ließ seine Erziehung nichts zu wünschen übrig. Als er im Juli 1858 zum ersten Mal den Demetrius am Park Theatre gab, hatte Mrs. Alice Clay als Königin Titania nicht lange gefackelt und sich seinen kurzen Besuch in ihrer Garderobe zwischen zwei Akten – er wollte ihr die Ersatzkrone bringen – zunutze gemacht. Als er eintrat, stand sie gerade hinter dem Paravent.
»Bring sie her, Moriarty«, hatte sie mit ihrer tiefen Stimme gegurrt und ihn mit bloßen Schultern über den Wandschirm hinweg angesehen. Verlegen hatte er dagestanden.
»Stell sie dahin«, hatte sie gesagt und auf den kerzenbeschienenen Schminktisch gedeutet, und er hatte brav gehorcht.
»Komm einen Augenblick zu mir.« Sie winkte ihn mit der Rechten heran. Er trat seitlich auf den Paravent zu und bekam weiche Knie: Mrs. Clay war vollkommen nackt.Sein erster, panischer Eindruck war der von weißen Rundungen und zwei riesigen, von großen, gewölbten rosa Brustwarzen gekrönten Brüsten. Er hatte noch nie eine nackte Frau gesehen und spürte, wie ihm die Röte heiß ins Gesicht schoss.
»Wir haben nicht viel Zeit, junger Mann«, sagte sie. »Also, lass mal sehen, was du drauf hast.«
Energisch zog sie ihm Strumpfhose und Hosenbeutel herunter, seine Genitalien purzelten heraus, und sein Penis wurde sichtlich steif. Sie lehnte sich zurück und musterte ihn.
»Nicht übel. Gar nicht übel.«
Sie drehte sich um, griff in einen Cremetopf, der auf einem kleinen Tischchen hinter ihr stand, und schmierte sich die Creme zwischen die Beine.
»Also, pass auf. Ich mach’s mir jetzt da drüben bequem.« Sie ging zu einem Sofa in der Ecke, legte sich darauf und spreizte die Beine. »Na, bitte. Und jetzt komm her.«
Wie benommen gehorchte Moriarty. Sie zog ihn auf sich und ließ ihn geschickt in sich hineingleiten.
»Also denn, Demetrius«, sagte sie. »Los geht’s.«
Instinktiv stieß er in sie hinein und spürte, wie ihre Hüften sich an ihn drängten. Schon bald ging Alice Clays Atem heftiger.
»Gleich komme ich«, stöhnte sie. »O Gott, gleich komme ich.«
Plötzlich wurde ihr Rhythmus schneller, und zum ersten Mal während ihres Zusammentreffens verlor Alice Clay die Kontrolle.
»Fester, fester, fester!«, rief sie, und er stieß mit aller Wucht in sie hinein.
»Ja, ja, ja!«, schrie sie bebend und krallte sich in seine Schultern und seinen Rücken. Dann beruhigte sie sich, doch Moriarty konnte nicht aufhören, und ehe er sich’s versah, war es um ihn geschehen, und er kam mit einem lauten Schrei.
Sie blickte ihn an, und ihre vollen, sinnlichen Lippen lächelten.
»Nicht übel für den ersten Versuch.«
Es klopfte, und ein Bühnenarbeiter steckte den Kopf zur Tür herein. Alice Clay lugte über den Paravent.
»Noch zwei Minuten, Mrs. Clay.«
Alice Clay nickte fröhlich, und das Gesicht des Bühnenarbeiters verschwand. Neben ihr versuchte Moriarty hektisch, seine Kleider in Ordnung zu bringen.
Die Produktion des Sommernachtstraum lief noch einen weiteren Monat, in dem Alice Clay Moriarty mit dem sexuellen Erfahrungsschatz eines ganzen Lebens vertraut machte. Mrs. Clays erster Überfall mochte zwar recht mechanischer Natur gewesen sein, doch in ihrer behaglichen, luxuriösen Wohnung in der Park Avenue offenbarte sie ihm ihre sanftere, nicht minder erotische Seite. Moriarty lernte, was ein Vorspiel war und wie er seine ungleich erfahrenere Partnerin zumindest zeitweise beherrschen konnte, indem er sie ganz allmählich oder urplötzlich zum Höhepunkt brachte. Als Alice Clay schließlich nach Boston abreiste, um an der Seite von Edwin Forrest die Lady Macbeth zu geben, hatten sie in sexueller Hinsicht zwar keinen Gleichstand, aber ein durchaus befriedigendes Gleichgewicht erreicht.
Dank Alice Clays Redseligkeit machte die Kunde von Moriartys sexueller Meisterschaft in der New Yorker Theaterwelt bald die Runde, und so wurden die schauspielerischen und sportlichen Leistungen des jungen Doppeltalents bald von einer getreuen Schar junger Anhängerinnen mit großem Interesse verfolgt. Die schottisch-calvinistische Prägung und der spartanische Trainingseifer ließen Moriarty mit seinen Liebesdiensten sparsam umgehen, was der Leidenschaft seiner Verehrerinnen jedoch keinen Abbruch tat, und so war die Zeit zwischen 1858 und 1860 in sexueller Hinsicht durchaus fruchtbar.
Sein erstes Mal mit Alice Clay war ein Schock für Moriarty gewesen, hatte er doch eine bis dahin ungeahnte Lust in sich entdeckt. Er hatte schon immer etwas für Mädchen übrig
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