Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
alles? 1,68? Darauf hab ich 10000 Dollar gewettet? Und Eleanor – die glaubt, es sind nur 6000!«
    Buck warf Billy Joe einen alarmierten Blick zu. »Wir haben auch jeder 2000 im Topf, vergiss das nicht«, sagt er und hielt Billy Joe sein Hemd hin.
    »Aber 1,68!«, stöhnte Moriarty. Er griff in seine Innentasche, zog einen vergilbten Zeitungsausschnitt hervor und reichte ihn Buck.
    »Du bist der Trainer, Buck«, sagte er. »Also, lies das. Es geht ums Springen, ist von einem gewissen Professor Schmidt. Ich werde nicht schlau draus. Irgendwas mit Schwerpunkt.«
    Buck nahm den Zettel und las, während Billy Joe ihm über die Schulter schielte.
    Moriarty hob seine Jacke auf, klopfte sie aus und schlüpfte hinein. Billy Joe reichte ihm den Hut. Dann sahen Buck und Billy Joe ihm nach, wie er langsam und mit gesenktem Kopf zu seinem Pferd zurückstapfte.
    »Lass uns nur machen, Moriarty«, rief Buck hinter ihm her und hielt den Zeitungsausschnitt hoch.
    »Genau«, rief Billy Joe. »Schwerpunkt, Moriarty, Schwerpunkt.«
    Eleanor war nicht überrascht, dass Moriarty nach seiner Rückkehr von der Ranch kaum etwas erzählt hatte. Beiden Jungs gehe es gut, das Training laufe gut, und natürlich würde das Springertalent Billy Joe diese Pfeife von Whitby in die Pfanne hauen. Das war alles, was ihr Mann sich entlocken ließ. Moriartys Wortkargheit beunruhigte sie nicht weiter. Sie kannte die Geheimniskrämerei, wenn es um die Vorbereitung auf einen sportlichen Wettkampf ging, und war sich sehr wohl im Klaren, dass es umso besser war, je weniger sie wusste, sonst hätte sie womöglich noch wichtigeInformationen ausgeplaudert, die sich auf die Quoten niederschlagen konnten.
    Sehr viel mehr Kopfzerbrechen machte ihr die Unterhaltung, die sie am Morgen während der Proben für den Kaufmann von Venedig mit Mandy gehabt hatte. Das Problem war Billy Joe Speed. Von Anfang an hatte sich Mandy zu ihm hingezogen gefühlt, doch der Texaner verhielt sich ihr gegenüber gleichgültig, wenn nicht gar ablehnend. Billy Joe, dem vom Sprinten bis zum Schauspielern alles zuzufliegen schien, driftete in eine entlegene, stille Welt, zu der sie keinen Zugang hatte.
    Zu Buck hingegen hatte sie ein ganz unkompliziertes Verhältnis. Der stets freundliche und aufmerksame Buck rang sich auf der Laufbahn und der Bühne Erfolge ab, die Billy Joe mühelos und mit links erzielte, und war bereits zu einem engen Freund geworden. Und sosehr sie diese Freundschaft schätzte, so sehr wünschte sie sich von Billy Joe etwas, das darüber hinausging.
    Eleanor war verständnisvoll gewesen. Sie erzählte Mandy von ihrem ersten Zusammentreffen mit dem unsicheren Moriarty im Künstlerzimmer. Damals hatte sie die Initiative ergreifen müssen, doch das war es wert gewesen. Vielleicht, so riet sie Mandy, hatte es etwas mit der selbstbezogenen Introvertiertheit des Sportlers zu tun. Solchen Menschen fiel es schwer, aus sich herauszukommen und auf andere zuzugehen. Auf keinen Fall sollte Mandy den Grund seines Verhaltens bei sich selbst suchen, denn die Verehrer, die sich allabendlich vor dem Bühneneingang des Jenny Lind Theatre scharten, sprachen für sich. Mandy müsse einfach nur Geduld haben und den rechten Moment abwarten. Und der würde kommen.
    Moriarty wusste nicht, weshalb er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, Rittmeister Whitby ausspionieren zu lassen. Schließlich war es doch nur ein Pferd, gegen das sie antraten, nicht einer von Barnums Freaks, und ein Pferdwar ein vierbeiniges Tier, das der liebe Gott mit besonderen Gaben fürs Laufen und Springen gesegnet hatte. Billy Joe hatte zwar einmal eines über 50 Meter geschlagen, doch das war eine denkbar kurze Strecke, und dank der von Billy Joe gestellten Bedingungen war er schon halb im Ziel gewesen, ehe sich der Gaul überhaupt in Bewegung gesetzt hatte. Doch diesmal waren die Voraussetzungen für beide gleich, und das, was Moriartys Spione ihm aus Barnums Zirkus zutrugen, ließ seinen Mut noch tiefer sinken. Denn obwohl sich Whitby während seines Trainings stets absolute Diskretion ausgebeten hatte, hatte sich einer von Moriartys Informanten, ein kleiner Australier namens Boyle, in einem Hindernis verstecken können und miterlebt, wie Salamander unglaubliche Höhen überwand, womöglich 1,80 Meter und mehr. Kein Wunder, dass Whitby mit seiner Stute zufrieden war und sie am Ende jeder Übungsstunde mit Pralinen verwöhnte.
    Moriarty hatte es nicht gewagt, zur Ranch zurückzukehren und sich nach Billy Joes

Weitere Kostenlose Bücher