Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
vertrauen?“
„Weil es ihre Eltern sind!“, sagte Jacob und runzelte die Stirn. „Die meisten Kinder würden alles für ihre Eltern tun.“
„Woher sollen wir das wissen? Wir haben keine“, sagte Tom, bevor er wütend hinzufügte: „Ich bekomme diese Knoten nicht auf!“
„Guck doch mal in der Schreibtischschublade nach“, schlug Jacob vor. „Mein Vater hat immer ein Messer zum Bleistiftspitzen in der Schublade.“
Schnell sprang Tom auf, lief zum Schreibtisch und zog die Schublade auf. „Hier liegt allerlei merkwürdiger Kram, aber ein Messer ist nicht dabei“, stellte er fest. „Oder doch… Moment!“ Erleichtert zog er eine große Schere aus der Schublade und lief zu dem Stuhl, auf dem Jacob saß. Innerhalb von Sekunden gelang es ihnen jetzt, die Fesseln zu zerschneiden. Erleichtert sprang Jacob auf und rieb sich die Handgelenke.
„Lasst uns sehen, wie wir hier verschwinden können“, sagte er und lief zum Fenster. Das Fenster ließ sich leicht öffnen. Zwar war es von hier oben ein ganzes Stück bis hin zum Boden, aber direkt unter dem Fenster stand eine Leiter!
„Das kommt mir fast schon ein wenig zu einfach vor“, murmelte Tom.
„Lasst uns hinterher darüber nachdenken“, sagte Jacob schnell und begann, aus dem Fenster zu klettern. „Ich möchte diesen Leuten jedenfalls so schnell nicht wieder begegnen.“
Keine Minute später standen die Kinder auf dem Rasen, genau dort, wo früher der Gemüsegarten gewesen war. Schnell liefen sie zur Hausecke – und prallten erschrocken zurück. Das giftgrüne Auto fuhr mit rasender Geschwindigkeit auf den Parkplatz und bremste abrupt ab. Gleichzeitig kam Angelika aus dem Haus gerannt und lief auf ihre Eltern zu.
„Sie sind in eurem Zimmer“, rief sie mit schriller Stimme. „Ich habe sie eingesperrt, und es sind drei, und sie sehen alle genau gleich aus!“
Das Paar sprang aus dem Auto. Die Frau fasste ihre Tochter an der Hand und gemeinsam liefen sie in das Gebäude.
„Blöde Petze!“, sagte Tom leise.
„Egal, nichts wie weg!“, schlug Jacob vor.
„Aber wenn wir hier vorne lang laufen, kann man uns von drinnen sehen!“, sagte Finn und sah sich panisch um. „Früher gab es hinten am Grundstück eine kleine Pforte, aber ich weiß nicht…“
„Egal, wir sind schneller!“ Entschlossen gab Jacob Finn einen Schubs und gemeinsam rannten die Kinder über den kleinen Parkplatz und vom Grundstück fort. Hätte Alfons in diesem Moment nach draußen geblickt, hätte er sich sicher gewundert. Aber er war viel zu sehr damit beschäftigt, dem Ehepaar und seiner Tochter zuzusehen, die wie eine Horde Elefanten die Treppe hinauf stürmten.
So schnell sie konnten, rannten die Kinder durch die Gassen. Ohne sich absprechen zu müssen, liefen sie zur Wohnung von Richard, die ihnen in diesem Moment als sichere Zuflucht erschien. Schließlich kamen sie in der Siedlung an, in der sich die Wohnung befand. Ein ums andere Mal sahen sie sich hektisch um, aber von dem giftgrünen Auto war nichts zu sehen. Erst im Hauseingang wagten sie, Luft zu holen.
„Jacob, was ist eigentlich passiert?“, fragte Tom schließlich noch ganz außer Atem. Jacob wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Ich verstehe das selber nicht so ganz“, keuchte er. „Aber lasst uns doch erst einmal in die Wohnung gehen. Da kann uns keiner überraschen.“
Die Wohnung war verlassen, was den Jungen ganz recht war. Wortlos liefen sie in die Küche, wo Tom sofort den Kühlschrank öffnete. Als er hinein blickte, überzog ein seliges Grinsen sein Gesicht – ganz offensichtlich war Richard in der Zwischenzeit da gewesen. In der Tür standen zwei große Flaschen mit Coca Cola!
„Es waren eine Frau und ein Mann“, berichtete Jacob. „Sie kamen auf mich zu und ich dachte mir gar nichts dabei. Ich nahm an, sie wollten nach dem Weg fragen oder so etwas. Auch dass sie mit einem merkwürdigen grauen Kasten herum spielten, fand ich nicht so sonderbar. Das machen ja heutzutage anscheinend alle Leute, und meistens scheinen diese Kästen ja Telefone zu sein. Aber dann richtete die Frau den Kasten auf mich, und er fing an zu piepsen, und die Frau rief ‚Das ist er!’. Da bekam ich schon etwas Angst. Die Frau fasste mich an der Schulter und sagte, sie müsse unbedingt mit mir reden. Natürlich wollte ich nicht, und da hat sie mich einfach in ihr Auto geschubst.“ Er trank einen großen Schluck von seiner Cola. „Erst war ich wie erstarrt, aber dann fing ich an zu schreien. Das
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