Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
Stimme wieder gefunden hatte, forsch. Finn wusste, dass Tom nicht frech klingen wollte, und er fühlte, wie sein Bruder seine eigene Hand vor Anspannung fest drückte.
Langsam ging die junge Frau auf die Kinder zu. „Wir wissen es nicht“, sagte sie leise. „Irgendetwas muss da wohl ganz gewaltig schief gelaufen sein. Aber jetzt seit ihr da…“ Plötzlich lief eine Träne über ihr Gesicht, dann noch eine. Auch Finn fühlte, wie ihm die Tränen kamen. Er warf einen verlegenen Blick zu dem großen Mann hinüber, aber der schien gar nicht der Meinung zu sein, dass Jungen nicht weinen durften, denn er lächelte ihm zu.
„Darf ich...“, sagte die junge Frau zaghaft, „darf ich euch umarmen?“ Finn konnte nicht anders, er musste lächeln. Sekunden später lagen sie einander alle in den Armen. Und die Frau namens Gerlinde Marquart stand daneben und strahlte über das ganze Gesicht.
„Lasst uns versuchen, etwas Ordnung in die Geschichte zu bringen“, schlug der große Mann, der ihr Vater war, den Kindern vor, nachdem sich alle ein wenig beruhigt hatten. „Ich würde sagen, ihr erzählt uns zuerst einmal eure Geschichte, und danach versuchen wir, eure Fragen zu beantworten. Zuerst einmal – wer von euch ist denn nun Jacob?“
Jacob hob zaghaft die Hand. Er war der einzige, dem bei der begeisterten Begrüßung ein wenig unbehaglich zumute gewesen war. Schließlich hatte er ja Eltern, die ihn liebten, und hatte niemals Sehnsucht nach anderen Eltern gehabt. Zudem hatte er ja auch erst vor wenigen Tagen erfahren, dass er als Baby adoptiert worden war.
„Dann warst Du es, dessen Spur wir gefunden haben“, sagte ihr Vater. „Aber in den Kirchbüchern stand nicht, dass in jener Nacht drei Kinder auf den Kirchenstufen von St. Pankratz gefunden wurden.“
„Sind es auch nicht“, bekannte Tom. „Ich wurde in St. Servatius gefunden, und Finn hier“ – er zeigte neben sich – „landete in Burgfeld auf den Stufen von St. Bonifaz.“
Ihre Mutter schlug erschrocken die Hände vor dem Mund zusammen. „Das also ist passiert“, sagte sie entsetzt, und erneut kamen ihr die Tränen. Der Mann nahm sie tröstend in den Arm.
„Und Du heißt auch Finn?“, fragte er nach.
„Nein, ich bin Tom“, erklärte Tom den beiden.
„Finn, Tom und Jacob“, sagte ihre Mutter leise und wische sich energisch die Tränen weg. „Das ist wunderschön, das gefällt mir.“
„Ja, das hätten wir selber nicht besser hinbekommen“, lachte der große Mann. „Ich bin übrigens Martin, und eure Mutter heißt Inga. Und die nette Dame, die euch in Empfang genommen hat, ist meine Mutter – eure Großmutter. Vielleicht könnt ihr uns zuerst einmal mit unseren Vornamen anreden – ich nehme an, für ‚Mutter’ und ‚Vater’ sind wir euch wohl noch ein wenig zu fremd, oder?“ Er lachte dröhnend. Erstaunt sahen die Jungen sich zu Frau Marquart um. Das also war ihre Großmutter? Die Dame lächelte den Jungen aufmunternd zu. „Als ich die Milch holen ging, habe ich die beiden angerufen“, bekannte sie. „Sie haben schon so lange auf euch gewartet. Aber jetzt erzählt doch zuerst einmal. Von Jacob wissen wir, dass er wunderbare Eltern gefunden hat, aber was ist mit euch anderen?“
„Nicht so toll“, gab Tom zu. „Die Frau, die mich gefunden hat, wollte mich eigentlich gar nicht haben. Sie war nie nett zu mir, und irgendwann bin ich fortgelaufen. Ich lebte mit ein paar Freunden in einem verlassenen Haus, bis Finn mich dort gefunden hat.“
Finn sah erschrocken, dass seiner Mutter bei diesen Worten wieder Tränen in die Augen traten. Schnell erzählte er weiter: „Mir ging es aber sehr gut. Ich bin in einem Kinderheim gelandet mit einer ganz tollen Heimleiterin!“
„In Burgfeld?“, fragte Martin nachdenklich. „Ich kenne das ehemalige Kinderheim dort. Es ist jetzt ein Hotel.“
„Oh, das wissen wir“, warf Jacob ein und verdrehte die Augen. „Ich habe dort vorhin eine lustige halbe Stunde gefesselt auf einem Stuhl verbracht.“
„Du hast was ?“, fragte Martin überrascht. Schnell berichteten die Kinder von dem Ehepaar und ihrer verräterischen Tochter.
Die Erwachsenen sahen sich entsetzt an.
„Sie sind uns schon wieder auf den Fersen“, sagte Martin wütend. „All die Jahre war Ruhe, und kaum kommen die Kinder hier an, verfolgen sie uns schon wieder. Woher wissen die das nur?“
„Sie haben ein Gerät, mit dem man Zeitsprünge messen kann“, erklärte Finn. „Ihre Tochter hat uns das verraten –
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