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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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verschlafen aussah? Und so fröhlich wie Tom gerade jetzt? Finn gefiel das Gesicht; es war ein nettes, freundliches Gesicht.
    Hoffentlich ist das nicht eingebildet, wenn einem sein eigenes Gesicht gefällt, dachte er bei sich.
    „Erster auf der Toilette“, rief Tom in diesem Moment und rannte los. Ohne darüber nachzudenken rannte Finn hinterher. Gestern Abend hatten ihm die Kinder noch das kleine Plumpsklo am Ende des Gartens gezeigt, und natürlich war es eine tolle Sache, so ein Klo zu haben , aber blöd war es, wenn der eigene Bruder schneller war als man selber, so dass man nun in der Morgenkälte stehen und frieren musste, bis man selber dran kam.
    Finn überlegte einen Moment, ob er nicht einfach in die Büsche gehen sollte, aber in diesem Moment kam sein Bruder schon aus dem kleinen Holzverschlag und hielt ihm mit übertrieben vornehmer Geste die Tür auf: „Bitte sehr!“
    „Oh, vielen Dank, der Herr!“, lachte Finn und betrat das Plumpsklo mit geradezu königlicher Anmut.
    Neben dem kleinen Holzhäuschen gab es einen winzigen Brunnen. Irgendjemand hatte schon einen Eimer Wasser hochgezogen, welcher noch halb voll war mit eiskaltem Wasser, und Finn wusch sich rasch die Hände und das Gesicht, bevor er wieder ins Haus ging.
    In der ehemaligen Küche hatte Lucy inzwischen ein Feuer in dem Feuerkorb angemacht, so dass es dort ein wenig wärmer war als im Salon, in dem die Jungen geschlafen hatten.
    Lucy hatte irgendwo ein altes Geschirrtuch aufgetrieben, auf das sie einige über dem Feuerkorb geröstete Brotscheiben gelegt hatte.
    Angezogen von dem Geruch des Brotes kamen jetzt auch Mark und Justus  verschlafen herein; nur Finn und Tom waren richtig wach.
    „Wie gut so ein Morgenspaziergang zum Plumpsklo doch tut!“, lachte Tom, der offensichtlich denselben Gedanken wie Finn hatte.
    Murrend verschwanden die Jungen.
    Schließlich tauchten sie alle wieder auf; auch Rudolf, der von draußen herein kam und einen Schwung kühler Luft und guter Laune mitbrachte. Unter einem Arm hatte er ein dickes Buch, das anders aussah als das, welches er gestern gelesen hatte. Wieder hätte Finn ihn gerne danach gefragt, wurde aber davon abgelenkt, dass Lucy mit dem kleinen Mark schimpfte, der es mit dem Waschen wohl nicht allzu ernst genommen hatte. Tatsächlich waren die Nase und die Haut um die Augen herum durchaus sauber, an Mund und Kinn befanden sich aber noch eindeutige Spuren des gestrigen Tages. Jammernd ließ sich der kleine Mark von Lucy nach draußen zum Brunnen ziehen, und eine ganze Weile hörte man ihn über das kalte Wasser schimpfen
    „Wie gut, dass ihr hier keine Nachbarn habt“, sagte er zu Tom.
    „Oh, wir haben Nachbarn“, antwortete Rudolf an Toms Stelle. „Aber denen sind wir eigentlich herzlich egal. Und so früh morgens sind die auch noch gar nicht da.“
    „Außerdem sind die doch ein Stück weiter weg, die hören Marks Gebrüll gar nicht“, grinste Justus und Griff nach einem Stück Brot. Rudolf schlug ihm auf die Finger.
    „Warte, bis die beiden anderen da sind, oder Lucy wird dir was erzählen!“, warnte er. Beleidigt setzte sich der Dicke hin.
    Schließlich kamen Mark und Lucy wieder in der Küche. Marks Gesicht war ganz rot vom kalten Wasser; ganz offensichtlich hatte Lucy ihn wirklich gründlich geschrubbt.  Finn nahm sich insgeheim vor, sich solange er hier war, immer besonders sorgfältig zu waschen.
    Zu dem gerösteten Brot bekam jeder der sechs einen Apfel. Ein bisschen wehmütig dachte Finn an das Frühstück im Wirtshaus mit den weichen, weißen Brötchen und der Marmelade. Wieder fielen ihm seine beiden Geldstücke ein. Vielleicht könnte er Marmelade davon kaufen? Etwas zu Essen war vermutlich sinnvoller als ein rotes Kleid, und außerdem wäre das sicher auch viel zu teuer. Aber auch wenn es nicht viel zu essen gab, so schien doch keines der Kinder wirklichen Hunger zu leiden. Finn beschloss, noch nichts von dem Geld zu erzählen. Vielleicht bräuchte man es ja wirklich einmal für etwas Wichtiges.
     
    Nach dem Essen zog Finn sich seine alte Jacke über. Bedauernd dachte er an die neue, schöne Jacke, welche die böse Frau – Lucys Mutter, wie er sich erinnerte – ihm weggenommen hatte. Was sie wohl damit angestellt hatte? Hatte sie die Schmidts gefunden und ihnen seine Jacke gegeben um zu beweisen, dass sie ihn erwischt hatte? Oder hatte sie das wertvolle Kleidungsstück wohl gleich verkauft? Dann hätten wenigstens Lucys kleine Geschwister eine Weile genug zu essen,

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