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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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drin vor“, grübelte Finn. „Der Wächter Sohn. Vielleicht ist unser Vater ein Nachtwächter oder so?“
    Der alte Wilhelm kam ihm in den Sinn, und der Gedanke enttäuschte ihn ein wenig. Der Sohn eines Nachtwächters wie des alten Wilhelm zu sein, der im Armenhaus lebte und zu viel trank, erschien ihm nicht besonders spannend. Andererseits musste er natürlich den Tatsachen ins Auge sehen – Menschen, die etwas Besseres als Nachtwächter waren, hatten es wohl kaum nötig, ihre Kinder auf den Stufen einer Kirche auszusetzen.
    Tom schüttelte den Kopf.
    „Da steht ‚der Wächter Sohn‘, oder?“, fragte er und linste auf das Blatt, als könne er mit purer Willenskraft plötzlich lesen. „Wenn unser Vater Nachtwächter wäre, stünde da ‚ des Wächters Sohn‘. Außerdem ist nur von einem Sohn die Rede, und wir sind ja zwei. Vermutlich hat das Ganze überhaupt nichts mit uns zu tun.“
    „Hat es bestimmt“, antwortete Finn trotzig. „Du hast die Schmidts doch erlebt, sie wollten dringend etwas haben, das mit mir zu tun hat, und diese Zettel haben sicher etwas damit zu tun!"
    „Aber was soll das bedeuten? Was soll überhaupt ein ‚Kristall der Zeit“ sein?“
    „Ich habe keine Ahnung.“
    Finn zuckte die Achseln. „Aber wenn es zu einfach wäre, dann hätten die Schmidts ja schon alles herausgefunden, oder?“
    „Jedenfalls scheint der Kristall der Zeit irgendetwas zu sein, das kaputt ist“, ließ sich plötzlich Lucys helle Stimme neben ihnen vernehmen. Die beiden Jungen zuckten zusammen. Sie hatten die anderen Kinder völlig vergessen.
    „Wenn einer von euch ‚der Wächter Sohn‘ ist, dann muss er den Kristall jedenfalls wieder heil machen.“
„Das kann nicht sein.“ Finn schüttelte den Kopf. „Ich bin mir sicher, dass wir Brüder sind. Also müssen wir beide irgendetwas mit dem Kristall machen – oder keiner.“
    „Aber vielleicht wissen die gar nicht, dass ihr zwei seid?“, fragte Justus und sah von einem zum anderen. „Jedenfalls haben sie nur nach einem Jungen gesucht.“
    „Ich glaube nicht, dass die beiden das Gedicht geschrieben haben“, sagte Tom. „Sonst würden sie es wohl kaum mit sich herumtragen.“
    „Und was soll die „Dreieinigkeit‘ sein?“, fragte Lucy.
    „Die Kirche“, antwortete Finn bestimmt. „In der Kirche erzählen sie immer von der Dreieinigkeit. Vater, Sohn und Heiliger Geist!“
    „Vielleicht sind die Kirchen gemeint, vor denen ihr beiden gefunden worden seid?“, warf Lucy aufgeregt ein. „Vielleicht haben eure Eltern da ja einen Hinweis hinterlassen?“
    „Das klingt irgendwie ein bisschen weit hergeholt“, entgegnete Finn. „Ich meine, wir sind ja wirklich nicht nur ‚ein Sohn‘. Aber irgendwo müssen wir ja anfangen zu suchen, oder?“
    „Im geheimen Schloss des Grafen Wolfgang!“
    Erstaunt sahen die Kinder Rudolf an. Ihnen war nicht einmal aufgefallen, dass der große Junge die ganze Zeit über nichts zu ihrer Diskussion beigetragen hatte. Stattdessen hatte er sich das dritte Blatt Papier genommen und seelenruhig begonnen, die merkwürdig runde Schrift zu entziffern.
    Ein bisschen verlegen über die Aufmerksamkeit, die er erregt hatte, wedelte er mit dem Papier.
    „So etwas Ähnliches steht hier jedenfalls. Wartet, ich lese es euch vor.
     
    Wie so vielen hohen Herren gefiel es auch dem Grafen des Landes, Wolfgang Georg von Burgfelde, sich als Förderer der Wissenschaften zu betätigen.
    Wo aber die Hoffnung der anderen im Funde des Lapis philosophorum allein ruhte, gingen die Interessen des Grafen Wolfgang noch weiter. Bereits im zarten Alter von zwölf Jahren bewährte er sich als Adept des allseits gerühmten Linhart Wendel Christopherus des Älteren, seines Zeichens Alchemist; und später forschte er Seite an Seite mit dessen Sohn.
    Es gelang ihnen nicht, die Materia Prima zu finden, wie dies wohl nach heutigem Wissensstand niemandem gelingen kann. Dennoch führten erstaunliche Entdeckungen dazu, dass sich viele Lernende auf den langen Weg machten,  in die geheimen heiligen Gemächer des Grafen, um dort, unter dem wachsamen Auge der Kunst des Linhart Wendel Christopherus des Jüngeren, friedlich beisammen zu sein und ihr Wissen zu tauschen.
    Dann aber erwachte das Böse, und der Weg wurde versperrt.
     
    Erschöpft hielt Rudolf inne. Die Kinder starrten ihn fassungslos an.
    Endlich brach Tom die Stille.
    „Was soll denn das nun wieder heißen?“ fragte er verblüfft. „Einige von den Worten hab ich noch nie gehört!“
    „Ich

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