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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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Erinnere dich – sie sagten, es sei bitterkalt gewesen. Wir wären erfroren, wenn wir da länger gelegen hätten. Selbst in der dicksten Decke.“
    Im Flur waren die schlurfenden Schritte des Pfarrers zu hören, die langsam näher kamen.
    Schließlich betrat der alte Mann die Küche. Unter seinem Arm trug er ein dickes Buch, das er vorsichtig auf den Tisch legte.
    „Das könnt ihr mitnehmen“, sagte er. „Es ist das Buch, das ich in jener Nacht gelesen habe, als ihr… also, als du…“ – er sah von einem zum anderen. „…na ja, jedenfalls, es ist ‚Robinson Crusoe‘. Es wird euch sicher gefallen!“
    Tom starrte das Buch an, aber Finn nahm es höflich vom Tisch.
    „Das ist sehr nett von ihnen“, sagte er dankbar. „Wir werden es immer gut behandeln.“
„Ach, das denk ich doch. Ich schenke es euch. So, und nun, wenn ihr alles gehört habt, was ihr wissen wollt, macht euch wieder auf den Weg. Ich bin ein alter Mann und brauche meinen Schlaf!“
    Und wieder lachte er meckernd.
    Die Jungen standen hastig auf, bedankten sich und gingen durch den dunklen Flur zur Haustür. Dort drehte sich Finn noch einmal um.
    „Sagen Sie, hatte der Blitz denn wirklich irgendwo eingeschlagen?“, fragte er. Der Pfarrer schüttelte den Kopf.
    „Wir haben keine Spur davon gefunden“, antwortete er.
    „Danke sehr“, sagte Finn höflich und öffnete die Tür.
     
    Draußen holten die beiden tief Luft.
    „Hat uns das jetzt irgendwie weiter gebracht?“, fragte Tom.
    „Ach, ein bisschen schon“, antwortete Finn. „Allerdings würde ich wirklich zu gerne mit Lucys Mutter sprechen. Das Problem ist nur…“
    Er verstummte. Tom verzog grimmig das Gesicht.
    „Ich weiß, was das Problem ist“, sagte er. „Sie ist  nicht gerade die netteste Person. Und außerdem würde sie uns wohl nicht die Wahrheit erzählen. Allerdings gibt es da jemanden, der es vielleicht tun würde.“
„Oh, und wer ist das?“, fragte Finn interessiert.
    „Es ist noch zu früh!“, stellte Tom fest. „Heute Abend kann ich ihn dir vorstellen.“
     
    Der Tag verging für Finns Geschmack viel zu langsam. Er hatte sich im Salon ein gemütliches Lager gemacht, die Decke und seine Kleider in den Rücken gestopft und versuchte, das Buch des Pfarrers zu lesen aber ständig schweiften seine Gedanken ab.
    Solange er im Kinderheim gewesen war, hatte er sich immer wieder vorgestellt, wer wohl die unbekannten Eltern gewesen sein mochten; warum sie ihn auf den Treppenstufen der Kirche ausgesetzt hatten. An guten Tagen hatte er sie sich reich und schön vorgestellt, und hatte sich eingeredet, alles sei nur ein bedauerliches Missverständnis. Meistens aber war er realistischer, hatte eher geglaubt, dass sie arm seien und ihn nicht ernähren konnten, oder auch dass seine Eltern vielleicht nicht verheiratet gewesen waren und das Kind daher nicht gebrauchen konnten.
    Mit dem, was er nun erfahren hatte, passte keine dieser Geschichten mehr richtig. Die Eltern mussten immerhin genügend Geld für eine weiche, neue Babydecke gehabt haben, eine von denen, wie sie, der Beschreibung des Pfarrers nach, wohl in den teureren Geschäften der Stadt zu finden wären. Vielleicht waren es ja tatsächlich auch zwei Decken gewesen? Der alte Wilhelm war nicht reich, konnte es sein, dass auch er die bessere Decke für sich behalten hatte und dann später verkauft, um sich zu essen oder Schnaps davon zu kaufen?
    Finn war sich inzwischen recht sicher, dass Tom und er  von zwei verschiedenen Leuten vor den Kirchen ausgesetzt worden waren, zur gleichen Zeit, aber an unterschiedlichen Orten. Ihre Eltern vielleicht? Hatte die Mutter das eine Kind genommen und der Vater das andere?
    Als man ihn gefunden hatte, war er, wie man ihm erzählt hatte, erst wenige Wochen alt gewesen. Aber diese Wochen musste er doch bei den unbekannten Eltern verbracht haben.
    Er wünschte, er könnte sich an sie erinnern, wenigstens ein bisschen, aber da war nichts; keine Erinnerung.
    Und was war es, das die Schmidts so verzweifelt suchten? Tom war in eine wertvolle Decke gewickelt gewesen; er selber vielleicht auch, das müsste er noch herausfinden. Aber die Schmidts waren sicher nicht auf eine solche Decke angewiesen. Sie hatten genügend Geld, um sich jede Decke zu kaufen, die sie brauchten. Es musste also etwas anderes gewesen sein. Entweder etwas, das sie – oder einer von ihnen – bei sich gehabt hatte, oder aber, das war auch möglich, etwas, das mit den merkwürdigen Zetteln und den Hinweisen

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