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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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stand.
    „Gehen wir zusammen?“, fragte Lucy.
    „Ich denke schon“, antwortete Tom. „Wenn sie uns raus werfen, dann sind wir jedenfalls zu dritt.“
    Finn wurde es unbehaglich zumute, aber er stellte keine Fragen. Die beiden schienen recht genau zu wissen, was sie taten, und irgendwann würde er sicher alles erfahren.
    Tom öffnete die schwere Tür, ohne zu klopfen. Das hätte auch wenig Sinn gehabt, wie Finn sofort erkannte, denn aus der geöffneten Tür drang ihnen neben Schwaden von Tabakqualm und dem Geruch von Alkohol auch vielfaches Stimmengewirr entgegen. Schnell betraten sie den Raum und zogen die Tür hinter sich zu. Niemand beachtete die Kinder, die sich in Richtung der Theke bewegten.
    Nur der Wirt zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Dann jedoch schien er Lucy zu erkennen, und über sein rotes, glänzendes Gesicht zog sich ein amüsiertes Grinsen.
    „Na, wenn das mal nicht die kleine Lucy ist!“, polterte er vergnügt. „Bist wohl wieder auf der Suche nach dem Herrn Erzeuger, was?“
    „Ja“, sagte Lucy höflich. „Ich soll ihn nach Hause holen.“
    „Das kann ich mir denken!“, nickte der Wirt. „Leider muss ich dich enttäuschen. Er war schon eine ganze Zeitlang nicht mehr hier. Versuche es doch die Straße runter im ‚Goldenen Hahn‘, oder noch ein bisschen weiter im ‚Hirschen‘.“
    „Danke schön“, sagte Lucy höflich und überraschte Finn damit, dass sie einen kleinen Knicks machte. Dann schoben sich die Kinder wieder nach draußen.
    „Es wäre auch zu einfach gewesen“, schimpfte Tom leise, während er fröstelnd den Kragen seiner abgewetzten Jacke hochzog.
    „Dein Vater?“, fragte Finn erstaunt und sah Lucy an.
    „Er verbringt hier gerne seine Abende“, seufzte Lucy. „Mama will nicht, dass er sein ganzes Geld für Alkohol ausgibt, aber er sagt, er hätte sonst nichts im Leben und es sei schließlich sein Geld. Die beiden haben dauernd Streit deswegen.“
    Finn wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Lucy tat ihm leid, und außerdem war ihm nicht ganz klar, wie ihnen ein Mann, der vermutlich gerade jetzt schon betrunken war, weiter helfen sollte.
    So trottete er weiter hinter den beiden her und sagte nichts.
    Im ‚Goldenen Hahn‘  und im ‚Hirsch‘ geschah dasselbe wie im ‚Wilden Eber‘. Auch hier erkannte man Lucy – es schien wohl eine ihrer Aufgaben gewesen zu sein, den Vater zu suchen und, wenn möglich, gleich nach Hause zu bringen. Allerdings setzte der Wirt des Hirschen, der sich kaum von den Wirten der beiden anderen Wirtshäuser unterschied, noch hinzu, dass Lucys Vater ihm eine Menge Geld schulde, und das solle Lucy ihm doch ausrichten.
    Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Die drei Kinder standen frierend auf der Straße und beratschlagten, was zu tun sei.
    Es gab einfach zu viele Wirtshäuser in dieser Gegend, und wenn sich Lucys Vater nicht in seinen ehemals bevorzugten Wirtshäusern aufhielt, konnte er eigentlich überall sein. Wenn sie Pech hatten, würden sie die ganze Nacht über suchen müssen.
    „Es sei denn“, schlug Tom vor, „wir teilen uns auf! Zu dritt können wir dreimal so viele Wirtshäuser abklappern.“
    Lucy war sofort mit dem Vorschlag einverstanden, aber Finn hatte Bedenken. Er wusste ja nicht, wie Lucys Vater aussah und würde ihn gar nicht erkennen. Außerdem – aber das wagte er seinen Begleitern kaum zu sagen – machte ihm die Atmosphäre in den Wirtshäusern, die alkoholgeschwängerte Luft und das zum Teil aggressive Stimmengewirr einfach Angst.
    „Ich beschreibe dir meinen Vater einfach“, schlug Lucy vor, „und zur Not kannst du ja den Wirt auch fragen, ob er es wirklich ist. Aber das wird wohl nicht nötig sein. Er ist ziemlich auffällig.“
    „Stimmt“, bestätigte Tom mit einem schiefen Grinsen. „Er ist riesig, bestimmt zwei Meter groß, ziemlich dick, und hat dieselben roten Haare wie Lucy. Ach ja, und er heißt Konrad. Weber mit Nachnamen, wie Lucy.“
    „Konrad Weber“, wiederholte Finn, um sich den Namen zu merken. „Und wo soll ich lang gehen?“
    Tom zeigte auf die nächste Querstraße.
    „Da gibt es bestimmt noch fünf Wirtshäuser. Lucy und ich gehen die beiden anderen Straßen entlang. Wenn einer von uns ihn findet, kommt er zurück zu dieser Kreuzung. Dann gehen wir zusammen zu ihm und fragen ihn, was er weiß.“
    „Versteck dich ein bisschen im Dunklen“, schlug Lucy vor. „Wenn die Männer betrunken aus dem Wirtshaus  kommen, sind sie manchmal wirklich unangenehm.“
    Und mit

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