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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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fadenscheiniges Herrenhemd im Wind.
    „Guten Tag“, grüßte Finn höflich. Anna sah sich erstaunt um. Für einen Moment erkannte sie Finn und ihr Gesicht entspannte sich, um sogleich einem fassungslosen Ausdruck Platz zu machen, als ihr Blick auf Tom fiel.
    Auch Tom lächelte höflich und begrüßte sie.
    „Na, da soll mir doch einer…“, stotterte Anne verblüfft. Eine Weile huschten ihre Augen von einem Jungen zum anderen, dann lachte sie plötzlich. „Und wer von euch beiden ist Finn?“, fragte sie, „Und vor allem, warum hat er sich verdoppelt? Auf diese Geschichte bin ich gespannt!“
    Ein ungutes Gefühl beschlich Finn. Anna war zweifellos freundlich, aber ebenso zweifellos würde sie mit der Neuigkeit, dass der Waisenhausjunge zurück gekommen war und sich dabei noch verdoppelt hatte, gleich zu den Nachbarn laufen, und innerhalb kürzester Zeit wäre die Geschichte in aller Munde. Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, das zu verhindern.
    „Wir wollten gerade zu Deinem Vater“, erklärte er. „Wir müssen ihn dringend sprechen. Komm mit rein, dann müssen wir nicht alles zweimal erzählen!“
    Ohne zu zögern und begierig auf eine gute Geschichte ließ Anna Wäsche Wäsche sein und betrat mit den Kindern das Haus.
    Es gab nur eine Stube, in welcher der alte Wilhelm gerade auf einer Holzbank lag und schlief. Unter der vielfach geflickten Decke guckte oben nur ein spärlicher grauer Haarschopf hervor, während unten ein paar löchrige Socken zu sehen waren, die zu stopfen sich niemand die Mühe gemacht hatte.
    Finn war es ein wenig peinlich, einen Erwachsenen aus dem Schlaf zu wecken, aber Wilhelms Tochter hatte diese Bedenken nicht. Resolut schüttelte sie ihren Vater: „Aufwachen, du hast Besuch!“
    Leise stöhnend kam der alte Mann zu sich. Er zog sich die Decke vom Gesicht, sah sich verwirrt um und sein Blick fiel auf Finn. Schon wollte er sich die Decke wieder über den Kopf ziehen, als er den Knaben daneben erblickte. Einen Moment lang schienen seine Augen aus dem Kopf springen zu wollen; dann richtete er sich abrupt auf, wobei er die Decke vor seinen Bauch zog.
    So, im Sitzen, betrachtete er die Jungen eine Weile.
    „So viel hab ich nun auch nicht getrunken“, murmelte er, was seiner Tochter ein Schnauben entlockte, ähnlich wie das eines Pferdes.
    „Lach du nur“, sagte der Alte würdevoll. „Ich weiß, was ich sehe, und das hier sind zwei Jungen, von denen nur einer Finn sein kann. Aber du kannst mich treten, ich weiß nicht, welcher der beiden es ist.“
    Wieder sah er von einem Jungen zum anderen.
    „Ihr könntet es mir auch einfach sagen“, murrte er.
    Tom lachte.
    „Das wäre doch zu einfach, oder?“, sagte er.
    „Bestimmt gibt es irgendetwas, wie man uns auseinander halten kann?“, setzte Finn hinzu.
    „Da hol mich doch der…“, kicherte Anna. „Sogar die Stimmen sind gleich!“
    „Also raus mit der Sprache!“, befahl der alte Wilhelm mit aller Autorität, die ein alter Mann im Nachthemd und mit löchrigen Socken nur aufbringen konnte. „Wer von euch ist mein Finn? Und wer ist der andere? Und dann erzählt ihr mir, was ihr von mir wollt, ja?“
    „Ich bin’s“, gab Finn zu. „Das andere ist mein Bruder Tom. Und wir haben ein paar Fragen dazu, wie du mich damals gefunden hast.“
    „Ach Jungchen!“, seufzte Wilhelm, „Das habe ich dir doch schon so oft erzählt.“
    „Ja“, bestätigte Finn, „nur habe ich das Gefühl, da war noch etwas mehr!“
    „Wir wissen zum Beispiel“, mischte sich plötzlich Tom zu Finns Überraschung ein, „dass Finn gar nicht in einer alten Decke, sondern in einer ganz neuen und sehr schönen Decke gefunden wurde!“
    Das Gesicht des alten Wilhelm wurde schlagartig erst blass und dann flammendrot.
    „Ich hab dem Polizisten immer gesagt, das sei keine gute Idee, die Decken auszutauschen“, murmelte er. „Aber er meinte, ich solle sie ruhig nehmen und verkaufen, so ein bisschen Geld könnte ich ja sicher auch gebrauchen.“
    Finn wagte kaum Luft zu holen, aber sein Bruder schien dieses Problem nicht zu haben.
    „Und was war es, was der Polizist dafür behalten hat?“, forschte er streng.
    „Na, da war dieser Stein“, erwiderte der alte Mann verlegen. „Und da war dieser Zettel, auf dem irgendein Gedicht stand. Irgendwas mit ‚Zeit und Raum‘ oder so. Ich hab’s vergessen. Zu lange her.“
    „Und du hattest vermutlich auch einen über den Durst getrunken“, mischte sich Anna überraschend ein. Der alte Mann richtete seine

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