Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
aufgeregt, „Die Sache war ihm peinlich! Ich meine, genau genommen hat er ein Baby bestohlen! Und das als Polizist! Aber wenn die beiden schon zum zweiten Mal bei ihm sind, dann wird er sicher weich werden!“
„Na, das wollen wir doch mal sehen!“, hörten die Jungen plötzlich Annas Stimme neben sich. Und ehe sie sie daran hindern konnten, verließ sie die Lücke zwischen den Häusern und lief resolut auf die Polizeiwache zu.
„Oh nein“, murmelte Finn entsetzt. „Ich glaube, wir müssen uns darauf gefasst machen, schnell zu flüchten!“
Vorsichtig reckten sie die Köpfe um die Hausecke und sahen zu, wie Anna die Wache betrat. Ihre Gedanken überschlugen sich, aber dennoch wagten sie nicht, sich zu rühren.
Eine Weile geschah gar nichts. Dann, plötzlich, öffnete sich die Tür der Wache, und Heinz und Lydia Schmidt traten heraus. Sie sahen sich nicht um, sondern gingen sofort zu ihrem Auto, setzten sich hinein und fuhren davon. Die Jungen blickten sich erstaunt an. Kaum eine Minute später öffnete sich die Tür wieder, und Anna kam heraus. Sie warf einen kurzen Blick um sich, stellte fest, dass das Auto nicht mehr da war und kam schnurstracks auf die Jungen zugeeilt.
„Die beiden haben den Stein“, schimpfte sie. „Ich konnte nichts machen, tut mir leid. Ich habe so getan, als sei ich nur zufällig vorbei gekommen, weil mein Vater seine… nun ja, seine Schnapsflasche verloren hat. Etwas anderes besitzt er ja nicht. Es war nur der alte Wachtmeister da, der, der dich damals auch gefunden hat.“
Sie runzelte die Stirn. „Ich tat so, als würde ich warten und dabei die Bekanntmachungen lesen, aber dabei sah ich, wie der Wachtmeister dem Paar so etwas wie ein zerknülltes Papier in die Hand drückte und ein Bündel Geldscheine in seine Jackentasche steckte. Vater sagte doch, der Stein sei in einem Stück Papier eingewickelt gewesen!“
„Oh nein!“
Mutlos ließ sich Finn zu Boden sinken. Tom stand ratlos neben ihm. Nur Anna stemmte die Hände in die Hüften.
„Ihr wollt doch wohl jetzt nicht aufgeben?“, schimpfte sie. „Ich weiß nicht, was es mit diesem Stein auf sich hat, aber wenn er wichtig ist, dann werdet ihr ihn euch eben zurückholen!“
Zaghaft blickte Finn auf.
„Anna“, sagte er leise, „ich habe Angst vor denen!“
„Besonders sympathisch waren mir die beiden auch nicht“, gab Anna zu, „aber das mag an dem gelegen haben, was du mir über sie erzählt hast. Ich denke aber, ihr beiden seid jünger, flinker und klüger als die zwei. Ihr schafft das schon!“
Seufzend rappelte sich Finn auf.
„Ja, vielleicht“, murmelte er. „Nur müssen wir dazu zuerst einmal wieder in Hohenstadt sein. Das sind noch einmal mehrere Stunden Fußweg!“
„Ach was, kommt mit!“, befahl Anna und zog die beiden hinter sich her. Nach wenigen Minuten hatten sie den Marktplatz erreicht. Der Markt war beinahe beendet, nur hier und da lief noch eine Hausfrau mit einem Einkaufskorb herum. Die meisten Händler jedoch waren bereits dabei, ihre nicht verkauften Waren einzuräumen.
Anna hatte je ein Kind an der Schulter gepackt und schob sie durch die Marktstände. Suchend sah sie sich um, bis sie gefunden hatte, wen sie suchte. An einem Fleisch und Wurstwarenstand hielt sie an.
„Anton!“, sprach sie den Verkäufer mit herrischer Stimme an. Dieser war gerade mit dem ganzen Oberkörper in einem Stapel Körbe verschwunden gewesen und erschrak sich jetzt heftig, als er so harsch angefahren wurde. Er zuckte zusammen und brachte dabei den Korbstapel ins Wanken, wobei der oberste abrutschte und auf seinem ausladenden Hinterteil landete. Erschrocken richtete sich der Mann auf und rieb sich den Po.
„Anna!“, stöhnte er. „Was erschreckst du mich denn so!“
„Du musst mir einen Gefallen tun!“, sagte Anna streng, und Finn dachte bei sich, dass es sich weniger nach einem Gefallen als vielmehr nach einem Befehl anhörte. „Nimm die beiden mit nach Hohenstadt. Sie haben dort etwas Wichtiges zu erledigen!“
„Oh, ja, na gut…“, stotterte der Mann. „Aber ich brauche noch einen Moment, um meine Sachen zusammen zu packen und den Willibald anzuspannen!“
„Kein Problem. Ich verlasse mich auf dich, dass du die Jungen gut nach Hohenstadt bringst!“
Mit diesen Worten klopfte sie Tom und Finn beruhigend auf die Schulter. „Und ihr beide klärt das Problem, versprochen? Wäre ja noch schöner, wenn nicht! Und wenn ihr Hilfe braucht, lasst es mich wissen. Und im Übrigen, lasst mich auch
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