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Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)

Titel: Finn und der Kristall der Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Konrad
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Geldstücke heraus und betrachtete sie nachdenklich.
    „Ich weiß gar nicht, ob das viel oder wenig ist“, gestand er. „Im Kinderheim habe ich nie Geld gehabt.“
    „Geht mir nicht anders“, sagte Tom. „ab und an hatte ich schon mal ein paar Pfennige, auf er Straße gefunden oder auch verdient durch Kisten tragen oder so. Für drei Pfennige gibt es ein Brötchen und für fünf Pfennige fünf bunte Bonbons – oder einen dieser Sahnebonbons. Die sind so lecker – ich hatte mal einen…“
    Er versank tief in seinen Gedanken.
    „Das hier sind jedenfalls zwei Markstücke“, stellte Finn fest. „Das wären… vierzig Sahnebonbons!“
    Toms Augen wurden kugelrund. „So viele?“ fragte er staunend.
    „So viele“, bestätigte Finn. „Aber ob es auch für diesen blöden Stein reicht? Allein für meine Lederschuhe haben die Schmidts sehr viel mehr ausgegeben, und ich denke, der Stein wird ihnen doch noch um einiges mehr wert sein. Schließlich haben sie mir die Schuhe nur gekauft, um an den Stein zu kommen.“
    „Aber ob sie das auch Lucys Mutter gesagt haben?“, grübelte Tom. „Warum sollten sie Geld ausgeben, wenn sie es nicht müssen?“
    „Jedenfalls glaube ich nicht, dass wir in die Küche marschieren sollten und ihr anbieten, den Stein für zwei Mark zu kaufen. Dann sind wir das Geld nämlich schneller los, als wir gucken können. Und den Stein auch. Hier!“
    Mit diesen Worten drückte Finn seinem Bruder eines der Geldstücke in die Hand. „Wer weiß, wann du das mal gebrauchen kannst“
    Tom strahlte über das ganze Gesicht. „Willst du mir das wirklich schenken?“
    „Wir sind Brüder, oder?“, sagte Finn. „Du würdest dasselbe für mich tun.“
    Beide Kinder verbargen ihr Geld sorgfältig in den Jackentaschen.
    „Wenn wir nur erwachsen wären“, murmelte Finn. „Vielleicht könnten wir dann wenigstens herausfinden, ob sie den Stein überhaupt noch hat, oder ob die Schmidts uns zuvor gekommen sind.“
    „Oder wir brauchen einen Erwachsenen, der uns hilft“, überlegte Tom.
    „Lucys Vater?“
    „Eher nicht. Zwar mag er mich, aber Geld braucht er auch. Du hast doch gehört, er hat seine Schulden in der einen Kneipe nicht bezahlt – und vermutlich noch in so einigen anderen Kneipen.“
    „Können wir nicht… können wir nicht vielleicht Anton fragen, den netten  Fleischer?“
    Über Toms Gesicht zog sich ein Grinsen. „Das wäre eine Möglichkeit. Vielleicht täte er es. Aber es würde eine Weile dauern, ihn hierher zu holen. Und einer von uns muss hier bleiben um zu beobachten, ob die Schmidts kommen.“
    „Das wäre dann wohl ich“, sagte Finn ein wenig unbehaglich. Es tat ihm leid, seinen Bruder schon wieder laufen zu lassen, aber andererseits kannte Tom sich in der Stadt einfach besser aus.
    „Das wärst du!“, bestätigte Tom. „Aber ich beeile mich. Drück mir die Daumen!“
    Und wie ein schwarzer Schatten verschwand er in der Abenddämmerung.
     
    Fröstelnd zog Finn die Schultern hoch und versuchte, sich enger in seine Jacke zu wickeln. Inzwischen war es beinahe ganz dunkel geworden und er begann zu frieren. Hinter einem der Fenster des Hauses hatte jemand Licht angezündet. Finn überlegte, ob es wohl eine gute Idee wäre, sich an das erleuchtete Fenster im unteren Stockwerk zu schleichen und in das Zimmer hinein zu sehen. Einerseits würde er so vielleicht etwas Interessantes erfahren, andererseits hatte er keine besondere Lust, die Sicherheit des dunklen Kellereingangs zu verlassen. Allerdings – wenn er vorsichtig war, würde ihn niemand sehen, und er konnte zumindest versuchen, herauszufinden, ob Lucys Mutter oder sogar ihr Vater zuhause waren. Er musste nur versuchen, sein Gesicht aus dem schwachen Lichtschein heraus zu halten.
    Leise schlich er an der Mauer entlang. Das erleuchtete Fenster war zu hoch, als dass er ohne Hilfsmittel hätte hinein sehen können, aber an einer Seite des Hinterhofes standen zwei Blecheimer, von denen er sich einen holte. Vorsichtig stellte er den Eimer verkehrt herum unter das Fenster und stieg hinauf. Wenn er sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte er gerade über den unteren Rand des Fensters sehen.
    Finn stellte fest, dass es sich um das Küchenfenster handelte. Es war tatsächlich Abendbrotzeit, er sah fünf kleinere Kinder um einen Küchentisch herum sitzen, von denen er eines, Annie, erkannte. Das Kleinste der Kinder trug noch Windeln und saß in einem Hochstuhl, wo es von Annie von Zeit zu Zeit ein Stück Brot in die Hand

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