Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
liefen sie zu dem Milchmann.
„Hallo Kinder. Hallo Finn“, sagte der Mann und nickte Finn zu.
„Sie können uns auseinander halten?“, fragte Finn erstaunt.
„Ich habe selber einen Zwillingsbruder“, erinnerte der Milchmann ihn. „Vielleicht lernt man da, auf kleine Details zu achten. Allerdings scheint ihr beiden euch noch viel ähnlicher zu sehen als mein Bruder und ich. Nur sind Toms Haare ein Stückchen länger. Ach ja, und ich bin übrigens Paul“
Er schüttelte Finn die Hand.
„Nun lasst uns mal ein Stück von hier weg gehen, damit ich…“
Weiter kam er nicht. Gebannt starrte er ans Ende der Straße, wo gerade ein Auto langsam um die Ecke bog.
„Schnell“
Er zog die Kinder in den nächsten Hauseingang, wo sie von den Scheinwerfern des Autos nicht erfasst werden konnten.
Wortlos verfolgten die vier, wie das Auto langsam näher kam, wie es vor Lucys Elternhaus stoppte. Wie die Türen sich öffneten und die Schmidts ausstiegen. Und wie sie an die Tür klopften und nach wenigen Sekunden von Lucys Mutter ins Haus gelassen wurden.
„Nein!“
Finn sank zusammen. Jetzt hatten sie keine Chance mehr, den Stein zu bekommen.
„Schnell, lasst uns fortlaufen!“
Finn fühlte, wie er von Paul, dem Milchmann, grob an der Schulter gezogen wurde. Und wieder befand er sich auf der Flucht, durch Straßen und Hinterhöfe. Allmählich fragte er sich, ob das noch jemals aufhörte. Er hatte das Gefühl, noch nie in seinem Leben so viel gelaufen zu sein wie in den letzten Tagen.
„Wo wollen wir eigentlich hin?“ keuchte er nach einer Weile. „Wir sollten lieber versuchen, herauszufinden, wo die Schmidts inzwischen wohnen!“
„Gute Idee, würde ich meinen, aber die sind noch viel mehr daran interessiert, herauszufinden, wo ihr wohnt. Und das sollten wir ihnen vermiesen. So, und jetzt erzählt mal!“
Sie waren in einer Straße mit kleinen Geschäften angekommen. Paul ging langsamer, so dass sie wie normale Spaziergänger aussahen. Zwischen den Menschen, die wohl noch ihre letzten Einkäufe machten, bevor die Läden geschlossen wurden, fielen sie sicher nicht auf.
„Das sind also die Leute, die den Stein haben wollen?“, fragte Paul. „Feines Volk. Wisst ihr, was sie mit dem Stein anfangen wollen?“
„Leider nicht“, gestand Tom. „Wir wissen nur, dass sie ihn dringend brauchen. So dringend, dass sie dafür sogar Finn adoptiert haben. Aber da wussten sie noch nicht, dass es zwei von uns gibt. Und zwei Steine.“
„Zwei Steine!“, sagte Paul überrascht. „Und wer hat den zweiten?“
„Wir“ gestand Finn. „Nur können wir anscheinend nichts damit anfangen. Was auch immer der Stein tut, man braucht beide.“
„Na wie gut, dass ihr mich gefunden habt“, grinste Paul und holte aus seiner Manteltasche ein den Kindern inzwischen wohlbekanntes Päckchen.
„Nein!“, quiekte Lucy. „Wie haben Sie das geschafft?“
„Aber ich habe doch gesehen, wie sie den Stein zurück gelegt haben!“, stotterte Finn.
„Alter Zirkustrick“, grinste Paul und begann vorsichtig das Papier zu öffnen. „Ich bin zwar älter geworden, aber ich habe doch noch nicht alles verlernt. Ich kann noch ein wenig mehr, als Mohrrüben hinter Ohren hervor ziehen. Meine Finger sind immer noch ziemlich flink, wenn es sein muss“, setzte er selbstgefällig hinzu.
„Sie waren beim Zirkus?“, fragte Lucy begeistert. „Können Sie mir auch solche Tricks beibringen?“
Sie hatte den Stein inzwischen völlig vergessen und starrte den Milchmann bewundernd an.
„Vielleicht sollten wir ein wenig zur Seite gehen“, schlug Finn schüchtern vor. Die kleine Gruppe war inzwischen stehen geblieben und bildete ein Verkehrshindernis für einige Hausfrauen, die wohl auf dem Heimweg waren und mit ihren Körben und Taschen an ihnen vorbei wollten.
„Hm, gute Idee“, gab Paul zu. Eine kleine Seitenstraße weiter fand sich ein Mauervorsprung, auf den sich alle setzten.
Paul holte den Stein vorsichtig aus dem Papier und betrachtete ihn, bevor er ihn Finn gab. Er sah wirklich genauso aus, wie der andere Stein.
„Dann wollen wir mal sehen, was hier steht“, sagte Paul und strich das Papier glatt.
„Da steht etwas?“, entfuhr es Finn.
Die Kinder drängten ihre Köpfe um Paul und das Papier. Tatsächlich waren dort in verblassenden Linien Buchstaben zu sehen.
„Oh man“, murmelte Tom. „Und ich dachte die ganze Zeit, das sei nur irgend ein altes Einwickelpapier.
„Ich kann es nicht lesen“, gestand Paul. „Es ist zu
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