Finn und der Kristall der Zeit (German Edition)
dunkel hier, wir müssten eine Gaslaterne suchen. Aber sagt, habt ihr den anderen Stein dabei?“
Finn wühlte in seiner Tasche.
„Hier“, sagte er und hielt das Päckchen hoch. Dann begann er mit ganz neuer Hochachtung, das Papier zu öffnen und glatt zu streichen. Tatsächlich waren auch auf diesem Papier feine Linien zu sehen.
„Darf ich?“
Paul wartete höflich, bis Finn ihm den Stein in die geöffnete Hand legte. Dann legte er beide Steine aneinander. Er nahm sie wieder auseinander, drehte sie und versuchte es noch einmal. Schließlich hatte er die zwei Kanten gefunden, die perfekt aneinander passten. Sprachlos sahen die Kinder auf den Stein. Es fehlte ein Stück. Ein ziemlich großes Stück sogar.
„Oh nein“, entfuhr es Finn, und er bemerkte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Lucy sah ihn mitleidig an.
„Vielleicht muss der so sein?“ schlug sie hilfsbereit vor.
„Das wäre natürlich eine Möglichkeit“, sagte Tom nicht sehr überzeugt.
„Und wenn es nun verloren gegangen ist?“, fragte Finn mutlos.
„Es könnte aber auch in diesem komischen geheimen Schloss sein!“, schlug Lucy vor.
Die Jungen und Paul sahen sie erstaunt an.
Dann erinnerte sich Finn plötzlich.
„Das geheime Schloss des Grafen Wolfgang!“, rief er. „Das hat uns doch Rudolf vorgelesen. Ich hatte es beinahe vergessen.“
Strahlend sah er Lucy an. „Wir müssen herausfinden, wo dieses Schloss ist. Vielleicht…“
„…vielleicht erklärt ihr mir erst einmal, von welchem Schloss die Rede ist?“, fragte Paul erstaunt.
So gut sie es in Erinnerung hatten, berichteten ihm die Kinder von den drei Zetteln, die sie den Schmidts weggenommen hatten.
„Sehen Sie“, erklärte Finn aufgeregt, „wir wissen nicht, was dieser Kristall bewirkt. Aber da jeder von uns ein Stück dabei hatte, nehmen wir an, dass er mit unseren Eltern zu tun hat. Und natürlich wüssten wir gerne mehr darüber, wer wir sind und warum man uns als Kinder getrennt und vor zwei verschiedenen Kirchen ausgesetzt hat.“
„Der Kristall der Zeit“, murmelte der Milchmann. „Was soll ein Kristall der Zeit sein?“
„Wir haben keine Ahnung“, antwortete Tom. „Aber vielleicht sollten wir dieses geheime Schloss wirklich finden. Das könnte uns weiter helfen.“
„Ich kann euch nur sagen, wo sein nicht geheimes Schloss war“, sagte Paul. „Es war in Burgfeld, dort, wo jetzt die alten Ruinen sind.“
„Die kenne ich!“, platzte Finn heraus. „Wir haben dort oft gespielt. Aber ich habe nie etwas Geheimes dort gefunden.“
„Dann wäre es wohl auch nicht geheim, wenn man es so einfach finden könnte, oder?“, brummte der Mann.
Eine Weile schwiegen alle
„Sie meinen“, fragte Tom dann zaghaft, „wir sollten in der Burgruine in Burgfeld suchen?“
„Und das so bald wie möglich“, bestätigte Paul. „Eure Schmidts werden inzwischen mitbekommen haben, dass sie beide Steine verloren haben. Wenn des Rätsels Lösung ist, dass ihr damit in die Burgruine kommt, werden sie euch vermutlich dort erwarten.
Ihr habt euch da ein ziemliches Abenteuer ausgesucht!“, setzte er leicht schmunzelnd hinzu. „Leider kann ich euch heute nicht mehr fahren. Ihr habt meinen alten Peter kennen gelernt. Der steht jetzt im Stall und wird sich weigern, sich zu bewegen. Und morgen müssen wir wieder die Milch ausfahren“
Erneut schwiegen alle.
„Willibald!“, stieß Finn plötzlich hervor.
Paul und Lucy sahen ihn erstaunt an, aber Tom begann zu strahlen.
„Heute hat er allerdings schon eine Tour nach Burgfeld gemacht“, gab er zu bedenken. „Aber wir können ja fragen, ob er uns morgen vielleicht fahren könnte! Möglicherweise freut er sich ja sogar, wenn er Anna wieder sieht!“
„Und wer genau ist dieser Willibald?“, ließ sich Lucy vernehmen.
„Oh, er wird dir gefallen. Allerdings hat er ziemlich lange Ohren“, kicherte Tom.
Kurz berichteten die Jungen, wie sie – war es wirklich erst heute gewesen? – in der Kutsche von Anton und seinem Maultier von Burgfeld zurück nach Hohenstadt gebracht worden waren.
Paul stand auf.
„Was haltet ihr davon“, fragte er, „wenn ihr ihn gleich fragt? Je eher, desto besser, würde ich sagen. Und wenn ihr nichts dagegen habt, käme ich gerne mit. Die Geschichte scheint mir doch ziemlich spannend zu sein.“
Was er nicht sagte war, dass er sich Sorgen um die Kinder machte. Wer wusste schon, was dieses Gaunerpärchen, diese Schmidts, den Kindern antun würden. Vielleicht war es doch
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