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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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Schmerzmittel verordnet und hochwirksame Beruhigungstabletten gegen eventuelle Panikattacken. Er hatte schon lange genug gewartet. Das Treffen musste an diesem Abend stattfinden. Nun, da er frei und bei sich zu Hause war, hätte er am liebsten der ganzen Welt verkündet, was er vollbracht hatte. Er war der exzellenteste Kodierer, einen besseren gab es nicht. Dank seiner unvergleichlichen Intelligenz war es ihm gelungen, im Authentifizierungssystem des Inferno-Programms der National Bank eine Hintertür zu verstecken. Er würde unter den Crackern zu einer legendären Gestalt werden. Kevin Mitnick war in die Datensysteme von Motorola, Novell, Fujitsu, Sun Microsystems und vielen anderen großen Konzernen eingebrochen, er aber hatte eine der größten Banken der Welt ausgeraubt. Nach seiner Befreiung aus dem Folterstuhl hatte er an dem Computer im Keller erst die Kontenangaben und Kundennummern der National Bank herausgesucht und dann das Passwort, das er schon vor langer Zeit in den Tiefen des Internets gespeichert hatte. Er war in Wiremoney eingebrochen und hatte mit elektronischen Zahlungsanweisungen über hundertvierzig Millionen Dollarauf die vereinbarten Konten überwiesen. Und er würde nicht gefasst werden so wie Mitnick. Die Verantwortung trug Swerdlowsk.
    Die Benommenheit durch die Medikamente wurde erträglich, wenn er an das Treffen am Abend dachte. Seiner Mutter hatte er eine bereinigte Version der Entführung erzählt. Er lächelt sie an, putzte sich die Nase, und dabei fiel ihm ein, dass die Nasenhaare des Menschen im Laufe des Lebens durchschnittlich zwei Meter wuchsen.
    Seine Mutter schluchzte und war immer noch entsetzt. Tommila überlegte schon, wie er ihr auf höfliche Weise beibringen könnte, dass er losgehen musste, um einen Freund zu treffen. Der Laptop surrte auf dem Schreibtisch und erinnerte ihn daran, dass einige Dinge noch nicht erledigt waren. Diese Fadenenden musste er noch vor dem Treffen miteinander verknüpfen. Er bat seine Mutter, ihm zu erzählen, was sie mit Vater zusammen in den letzten Tagen so alles gemacht hatte, und stellte sein Bett mit der Fernbedienung so ein, dass er sitzen konnte.
    Es dauerte eine Weile, bis seine Mutter ihr Schluchzen unterdrücken konnte. »Wir hatten … gestern … einen interessanten Abend.«
    »Wart ihr tanzen?«
    »Das wäre ja wohl keine große Neuigkeit«, erwiderte Aino Tommila voller Eifer. »Ich dürfte eigentlich nicht darüber reden. Wir hatten gestern Besuch!« Sie genoss die Bedeutung des Augenblicks.
    Besorgt fragte sich Tommila, wer Verbindung zu seinen Eltern aufgenommen hatte. Wenn sich nun die Organisation des Geiers für den Tod ihres Chefs rächen würde? »Erzähl mir sofort alles!« Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor seine Mutter angeschrieen zu haben.
    »Simo. Wie kannst du denn nur … Natürlich erzähle ich es dir, mein Schatz. So etwas Besonderes war es nun auch wieder nicht. Eine Ermittlerin der Sicherheitspolizei war da und hat sich mit uns unterhalten.«
    »Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Nur über dich. Wie du als Kind warst. Dass du einen Hund hattest, und all so was. Die Frau schien sehr interessiert zu sein, ist dann aber plötzlich gegangen, als wir noch mitten beim Teetrinken waren. Das fand ich ziemlich unhöflich.«
    Simo Tommila spürte Angst. Die SUPO war ihm näher gekommen, als er geahnt hatte. Er zupfte an seinen Koteletten und dachte nach.
    »Danke, Mutter, dass du es mir erzählt hast. Und entschuldige. Meine Nerven sind etwas angespannt.« Er musste seine Mutter sofort loswerden, um vor dem Treffen eine Weile in Ruhe nachdenken zu können. Doch er wollte nicht noch einmal unfreundlich zu ihr sein.
    War es doch ein Fehler gewesen, den Decknamen »Hund« zu benutzen? Der Name war eine schöne Würdigung des Andenkens an seinen einzigen Freund. Die anderen Kinder, diese Idioten, hatten geglaubt, dass er gern mit ihnen zusammen gespielt hätte, in Wirklichkeit hatte er die Einsamkeit selbst gewählt. Ihre Spiele, die Pornolektüre, das Biertrinken im Wald, die langen Zungenküsse in der Limonadendisko und die anderen Hobbys der Jungs waren ihm zuwider gewesen. Oder jedenfalls wären sie ihm zuwider gewesen, wenn er es probiert hätte. Ihn interessierte etwas ganz anderes, er wollte alles über Computer lernen und das entwickeln, was seine Gabe war: eine Intelligenz, wie sie die anderen nicht besaßen.
    Es dauerte eine Weile, bis er seine Mutter davon überzeugt hatte, dass er niemanden brauchte, der

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