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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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wegen der letzten Nacht nicht in bester Verfassung war. Gerade heute hätte er zu einer geistvollen Unterhaltung fähig sein müssen. Er schaute Riitta Kuurma an und spürte, wie ihn eine warme Welle durchströmte. Riitta benutzte kein Make-up und kein Parfüm, sie wirkte frisch und natürlich. Er hob sein Glas, und sie kosteten den Wein, der vollmundig und süffig, aber dennoch leicht schmeckte.
    Ratamo war froh, dass er sich vor diesem Treffen ein Herz gefasst und Meri angerufen hatte. Es wäre doppelzüngig gewesen, Riitta zu treffen, bevor mit Meri alles geklärt war. Sie hatten sich geeinigt, ihr Verhältnis zu beenden, so als hätten sie einen gemeinsamen Kinobesuch abgesagt. Das einzige Verbindungsglied zwischen ihnen war der Sex gewesen. Auf so eine Beziehung wollte er nicht sein Leben bauen. Wer nicht wagt, etwas zu geben, der bekommt auch nichts, sagte er sich. Plötzlich wurde ihm klar, dass er Riitta die ganze Zeit anstarrte. Er füllte ihre Gläser nach und löffelte dann aus einem kleinen Gefäß mit Henkel die in Smetana geschmorten Pilze. Sie waren schwer, schmeckten aber sehr saftig.
    Riitta Kuurma empfand Ratamos Kommentar als gemein. Sie bereute schon, ein gemeinsames Abendessen vorgeschlagen zuhaben. Ratamos Mannesehre würde bestimmt nicht erlauben, dass sich zwischen ihnen wieder etwas entwickelte. Ihrer Erfahrung nach gehörte es nicht zu den Stärken der Männer, einer Frau zu verzeihen. Irgendetwas in seinem Blick hatte sie am Tag zuvor jedoch dazu getrieben, ihn anzurufen. Was es gewesen war, wusste sie nicht.
    Völlig überraschend fing Ratamo an zu reden: »Theoretisch verstehe ich natürlich, warum du so gehandelt hast. Das Schlimmste war, dass du Nelli in Gefahr gebracht hast, weil du Ketonen nicht alles erzählen wolltest. Mir ist nicht klar, wie du dir damals vorgestellt hast, das Ganze allein zu schaffen.« Er hatte gar nicht beabsichtigt, so offen über die Vergangenheit zu sprechen, aber er fand es gut, endlich auszusprechen, was er dachte. Für ihn war die Sache damit erledigt. Er trank einen Schluck Wein, wie um sich zu belohnen.
    Genau solche verbitterten Kommentare hatte Riitta erwartet. Arto hatte nicht vergessen, was geschehen war, und es sah so aus, als wäre er dazu auch nicht imstande.
    Das Hauptgericht wurde gebracht. Ratamo bekam »Iwans Schwert« und Riitta eine Kulebjaka, gefüllt mit Pilzen. Der Kellner erklärte ihnen, dass Ratamos Gericht auf Russisch »Basturma« genannt wurde. Kaukasische Krieger hatten es seinerzeit ihren Damen auf der Schwertspitze serviert.
    Riitta schnitt ein Stück von der Pilzpastete ab und wechselte das Thema. »Habt ihr beide, du und Nelli, schon den Tod deiner Frau überwunden?«
    »Für das Pferd ist es eine Erleichterung, wenn die Alte vom Wagen fällt«, antwortete Ratamo und wurde das erste Mal seit Jahren rot. Warum zum Teufel gab er solchen Blödsinn von sich, er benahm sich ja wie ein Schuljunge. Er schaute Riitta in die Augen und versuchte zu retten, was zu retten war. »Das war schon eine schwere Zeit. Zum Glück scheint Nelli dasTrauma ziemlich gut zu überwinden. Meine Ehe mit Kaisa war nur noch Kulisse, aber natürlich habe ich nicht gewollt, dass sie stirbt. Wie endgültig der Tod ist, versteht man erst, wenn man jemanden verliert.« Er bemerkte, dass er Riitta Kuurma Dinge erzählte, über die er nicht einmal mit seinen Freunden gesprochen hatte. Warum vertraute er ihr genauso instinktiv wie damals? Er sollte vielleicht lieber den Mund halten.
    Die beiden SUPO-Mitarbeiter verspeisten ihre Portionen und bestellten danach Kaffee und Calvados. Sie waren zu gesättigt, als dass sie noch Nachtisch hätten essen können. Ihr Gespräch drehte sich wieder um die Arbeit, und Ratamo war sicher, dass er seine Chance, die Dinge mit Riitta zu klären, vertan hatte. Das empfand er als deprimierend.
    Um acht verließen zwei verwirrte Polizisten das Restaurant. Beide hatten den Funken gespürt, aber beide fürchteten, dass ihr Gefühl einseitig war.

FREITAG
     

18
     
    Die wilden schneebedeckten Gipfel der Alpen zeigten sich zwischen den Wolken und wurden zusehends größer, als die Maschine an Höhe verlor. In den Tälern waren hier und da stecknadelkopfgroße Punkte zu erkennen. Gewundene Gebirgswege verbanden die Häuser miteinander.
    Ein Klingeln ertönte, die Anschnall-Zeichen leuchteten auf, und die monotone Stimme des Stewards erklang aus den Lautsprechern auf dem gemeinsamen Flug von Swissair und Finnair nach Zürich. Anna-Kaisa

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