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Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)

Titel: Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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war ich derjenige, der immer wollte und zu selten durfte«, sagte Aalto, als müsste er Rechenschaft ablegen.
    Ratamo murmelte irgendetwas als Antwort. Himoaaltos Offenheit überraschte ihn nicht. Es war nicht das erste Mal, dass Timo solche Einzelheiten ausbreitete, die er lieber nicht hören wollte.
    »Und was ist mit deinem Liebesleben?«, erkundigte sich Aalto.
    Ratamo wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen, Timo von Riitta zu erzählen. Er redete nie über seine Frauengeschichten, allerdings auch kaum über seine anderen Privatangelegenheiten. Seit jeher war er daran gewöhnt, alles für sich zu behalten. »Ich bin doch immer verliebt. Nur das Objekt wechselt«,erwiderte er scherzhaft. Dann fiel ihm Meri ein, und ihm wurde klar, wie dumm sein Macho-Witz war. Timo hatte ihn immer für einen großen Frauenhelden gehalten. Diese falsche Vorstellung wollte er jetzt aber nicht korrigieren, denn das wäre ein unangenehmes Gespräch geworden.
    »Deinen Hosenstall könnte man Helsinki Open nennen. Wenn du eine Frau wärst, würde man dich in einem ypsilonförmigen Sarg begraben«, frozzelte Aalto. Plötzlich wurde sein Gesichtsausdruck ernst. »Andere gehen nur einmal in zehn Jahren fremd und leiden dann für den Rest der Zeit unter einem moralischen Kater.«
    Was meinte Himoaalto damit? Er redete doch nicht etwa von sich selbst? Ratamo hatte die Ehe der Aaltos für rundum glücklich gehalten.
    Widerwillig beschloss er, zur Sache zu kommen: »Ich habe auf der Arbeit gehört, dass Informationen über das Inferno-Programm nach außen gedrungen sind«, sagte Ratamo so beiläufig wie möglich.
    Aaltos Miene verriet, dass man ihm soeben den Abend verdorben hatte. Er seufzte hörbar. »Auch das noch. Stets und ständig muss man auf eure Fragen antworten, als hätte man nicht ohnehin genug zu tun.«
    »Du hast doch nicht irgendeine Dummheit gemacht?«, fragte Ratamo und spürte einen Stich in der Brust.
    »Na, nun hast du es endlich rausgebracht. Das dürfte wohl dieser wichtige Grund sein, weswegen wir heute unbedingt eine Runde laufen mussten«, erwiderte Aalto aufgebracht in schroffem Ton und fuhr dann etwas ruhiger fort: »Arto, du kennst mich doch. Sicher habe ich in meinem Leben auch Fehler gemacht, aber ich bin doch nicht dumm. Kein Wort mehr über diese Sache.« Aaltos Gesichtsausdruck verriet mehr Enttäuschung als Zorn.
    Ratamo kam sich wie ein Idiot vor. Natürlich war Himoaalto klar gewesen, warum er ihn so bekniet hatte, mit in die Sauna zu gehen, ausgerechnet jetzt, da die Inferno-Ermittlungen auf Hochtouren liefen. Und noch dazu, wo er sonst nicht einmal versehentlich über seine Arbeit redete. Er schämte sich und bereute es. Sonst log er nur noch, wenn es sein musste, denn er wusste aus Erfahrung, dass Lügen meist ein peinliches Ende nahmen. Zum Schluss wusste man nicht mehr, was man sich alles ausgedacht hatte. Und die Wahrheit konnte man ja doch nicht ändern. »Alle Inferno-Verantwortlichen stehen unter Verdacht, aber wir haben einen Hauptverdächtigen, und das bist nicht du. Ich habe nur gefragt, um mich zu vergewissern«, versuchte er zu erklären. Zu seiner großen Erleichterung sah Aalto nicht sehr wütend und beleidigt aus. Doch er zog sich schon an.
    Das Schweigen war greifbar wie eine durchsichtige Folie.

26
     
    Simo Tommila umarmte seine Mutter auf der Treppe vor dem Haus seiner Eltern in Länsi-Käpylä oder Tönöriffa 1 , wie er das Helsinkier Viertel mit seinen alten Holzhäusern nannte. Er schüttelte dem Vater die Hand, wünschte eine gute Nacht und ging im leichten Schneetreiben bis zum Gartentor in der jetzt kahlen Weißdornhecke. Das Taxi würde gleich kommen. Im Dunkeln wollte er nicht selbst fahren.
    Er wäre vielleicht nie von zu Hause weggezogen, wenn das Unternehmen DataNorth nicht seinem Wunderknaben umsonst ein Millionen teures Haus in Kaivopuisto zur Verfügung gestellt hätte. Er hatte nicht darum gebeten, sondern die Firmawollte ihn um jeden Preis zufriedenstellen. Die einfallsreichsten Unternehmen entwickelten für die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter neue Methoden zur Umgehung der Steuer, seit die durch Optionsprogramme erzielten Gewinne als Einkünfte versteuert werden mussten. DataNorth hatte 1997 in Kaivopuisto ein kleines Zwei-Familien-Haus erworben und umgehend für einen reellen Preis an Tommilas Unternehmen verkauft. Der ganze Kaufpreis wurde zwei Jahre später fällig als einmalige Zahlung. Tommilas Unternehmen hatte das Haus sofort vermietet und bezahlte den

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