Finnisches Inferno: Kriminalroman (Arto Ratamo ermittelt) (German Edition)
Kaufpreis nach zwei Jahren mit den Mieteinnahmen. Ein anderes Mittel zur Verminderung der Steuer bestand darin, einen Teil von Tommilas Gehalt über die Konten der Tochterfirmen von DataNorth als »Beraterhonorar« an seine Firma zu zahlen. Er löste die Dividende seines Unternehmens ein und zahlte nur neunundzwanzig Prozent Kapitalsteuer.
DataNorth hatte auch seine Freizeitgestaltung leicht gemacht. Er besaß ein unbegrenztes Repräsentationskonto und das Recht, die Sommerhütte der Firma in Lappland, ihre Sommervilla in den Schären vor Hanko, die Logen in drei Mehrzweckhallen und die Repräsentationswohnung in Eteläranta zu nutzen. Zu seinen Vergünstigungen zählte auch ein Catering-Service. Seine Urlaubsflüge bezahlte er mit den Flugbonuspunkten der Oneworld-Allianz, die er für seine Geschäftsreisen erhalten hatte. Alle diese Regelungen waren völlig legal.
Tommila hatte den Eltern vorgeschlagen, mit in sein Haus zu ziehen, aber Vater und Mutter interessierte diese teure und renommierte Gegend nicht. Sie wollten ihr gemütliches Holzhaus nicht verlassen, das voller Erinnerungen steckte. Simo Tommila war immer bereit gewesen, alles Erdenkliche für seine Eltern zu tun. Sie waren eine Familie, die fest zusammenhielt.Seine Mutter glaubte vermutlich immer noch, die einzige Frau in seinem Leben zu sein.
Tommilas Gedankengänge wurden unterbrochen, als ihm urplötzlich einfiel, dass die Venus der einzige Planet war, der die Sonne im Uhrzeigersinn umkreiste. Dann bemerkte er, dass seine Barthaare und Koteletten gefroren waren.
Sterligow saß mit seinem Gehilfen an der Kreuzung von Kimmontie und Vipusentie im Mercedes und beobachtete mit dem Fernglas einen VW Golf, der etwa zweihundert Meter entfernt stand, näher am Haus der Tommilas als sie. Die Männer in dem VW hießen Harju und Keronen, erinnerte sich Sterligow. Noch immer erkannte er die Ermittler der SUPO. Er war nicht überrascht, dass die finnischen Idioten ihr Auto unter der Straßenlaterne geparkt hatten. Ihre Gesichter lagen im hellen Licht.
Irina hatte ihm berichtet, dass Guoanbu Tommila entführen wollte. Wenn sie doch auch gewusst hätte, wie der Plan der Chinesen für die Aktion aussah. Sein eigener Plan für die Entführung Tommilas war fertig, aber er musste auf Verstärkung warten, und die würde erst nachts in Helsinki eintreffen.
Sterligow hasste das Warten. In Russland war es ein Volkssport. Er öffnete das Fenster, zündete sich eine Zigarette an und schaute auf die Uhr – 21.17. Schon zwei Stunden lauerten sie in der Kälte. Das Starten des Motors hätte sie verraten. In dem Viertel war es völlig ruhig, man hätte denken können, es läge leer und verlassen, wenn die Fenster nicht erleuchtet gewesen wären. Plötzlich sah er eine pechschwarze Katze, die selbstsicher wie der Sonnenkönig die verschneite Straße überquerte.
»Suka!«, zischte Sterligow und drehte sich so, dass er über seine linke Schulter hinausspucken konnte. Fußspuren waren nirgendwo zu sehen.
Als ein Taxi vor dem Haus der Tommilas hielt, leuchteten die Lichter des VW der SUPO auf. Sterligow klopfte dem Fahrer auf die Schulter, befahl ihm, den Mercedes zu starten und flüsterte ihm auf Russisch eine ganze Liste von Anweisungen zu. Plötzlich bog hinter dem Golf ein Schaufellader auf die Vipusentie ein. Der Lichtkegel seiner orangefarbenen Warnleuchte wurde an die Häuserwände geworfen. Sterligow drückte das Fernglas noch fester an die Augen, als der Schaufellader am Golf der SUPO-Mitarbeiter eine Drehung um neunzig Grad machte und seine Schaufel herabließ. Er fuhr auf den Golf zu, die Schaufel hob sich, der Wagen kippte auf die Seite und landete schließlich auf seinem Dach. Der Fahrer des Schaufelladers sprang heraus und verschwand in der Dunkelheit.
Jetzt ging es los! Bis die von den SUPO-Leuten angeforderte Verstärkung einträfe und sich Tommila an die Fersen heften könnte, würde eine Weile vergehen. Während dieser Zeit würde Guoanbu zuschlagen. Sterligow lud und entsicherte seine Waffe. Die Maschinenpistole SIG Sauer, eine Maßanfertigung, verfügte über einen eingebauten Schalldämpfer, und die damit abgefeuerten Geschosse konnte man nicht zurückverfolgen. Der Polygonlauf hinterließ keine Spuren am Geschoss.
Tommilas Taxi fuhr etwa zehn Meter entfernt an ihrem Mercedes vorbei, bog nach rechts ab und beschleunigte auf der Mäkelänkatu in Richtung Süden. Als an dem Schaufellader ein alter Ford Taunus vorbeiraste, stellte Sterligow die
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