Finnisches Quartett
Gehirn verarbeitete die neuen Informationen. Inwiefern konnten sie ihm helfen, dem Mörder von Elvas auf die Spur zu kommen? Jedenfalls mußte es zwischen dem Killer und van der Waal und Holland eine Verbindung geben, vielleicht war auch der Mörder …
»Berichte von den Elvas-Ermittlungen.« Ulla Palosuo gab Ratamo ihren ersten Befehl.
Ratamos Antwort kam prompt: »Elvas wird heute obduziert, und dabei ermittelt man die Todesursache. Der Arzt war noch nicht bereit, über die Todesursache Spekulationen anzustellen, sagte aber, man habe an der Leiche keinerlei sichtbare Zeichen von Gewalt gefunden. Dem Vernehmen nach litt Elvas an Diabetes, und einen Insulinschock kann man noch nicht ausschließen.«
Ratamo verteilte an seine Kollegen Fotos von der Stelle, an der Elvas gestorben war. »Die Männer vom kriminaltechnischen Labor haben an dem Mann keine Fingerabdrücke gefunden. Latente Abdrücke werden allerdings noch gesucht, und die Faserproben werden analysiert. Zwei Männer von der Abteilung für Gewaltverbrechen werden sich die Bänder der Überwachungskameras in der Nähe des Hotels anschauen und …«
»Die von der Abteilung für Gewaltverbrechen sollen sich um die technischen Ermittlungen kümmern, wir konzentrieren uns auf die taktische Seite. Und was ist mit der Namensliste vom Lord? Irgendwas Überraschendes?« sagte Ketonen, der nun die Zügel in die Hand nahm.
»Die Befragung der Leute, die dort gefeiert haben, wurde begonnen und ihre Überprüfung auch. Bisher hat man nur ein paar Fälle von Trunkenheit am Steuer und Gewalt in der Familie gefunden.« Ratamo strich nachdenklich durch seine wirren kurzen Haare.«Aber eine der Kellnerinnen im Lord hat von einem Mann erzählt, der anscheinend irgend etwasbeobachtet und nur Wasser getrunken hat und englisch sprach. Ein jüngerer Mann, vielleicht so zwischen fünfundzwanzig und dreißig, etwa einsfünfundachtzig groß, normaler Körperbau und ordentlich angezogen. Der Mann ist ungefähr zur gleichen Zeit gegangen wie Elvas. Und die Polizei hat gestern am späten Abend einen Zeugen gefunden, der gesehen hat, wie ein Mann, auf den diese Beschreibung zutrifft, Elvas auf der Treppe vom Lord gefolgt ist. In dem Bericht heißt es, daß der Mann einen ›brennenden Blick‹ hatte.« Ein Lächeln schlich sich auf Ratamos Lippen.
»Wir lassen von dem Mann sicherheitshalber ein Phantombild anfertigen«, sagte Ulla Palosuo und beendete damit Ratamos Zusammenfassung.
Ketonen schlug mit der Faust auf den Tisch. »Und wer ruft im Verteidigungsministerium an? Ministerin Nordman wird ja wohl wissen wollen, daß ihr Sohn verdächtigt wird, ein Terrorist zu sein.«
13
Ulrike Berger wachte vor Übelkeit auf. Sie schluckte ein paarmal, um die Fahrstuhlbewegung in der Speiseröhre zum Stehen zu bringen. Im Kofferraum des uralten Ford Sierra stank es so stark nach Abgasen, daß ihr schwindlig wurde. Sie öffnete die Kofferraumtür einen Spalt, atmete die hereinströmende frische Luft gierig ein und wurde im Takt des vibrierenden Autos durchgeschüttelt. Blühende Tulpenfelder glitten vorüber wie ein Farbenmeer, das sich über viele Hektar erstreckte. Ihre feuchten Jeans klebten auf der Haut, aber das Hemd schien immerhin schon trocken zu sein. Der kurze Schlaf hatte sie erfrischt.
Das Auto schwankte bei einem Überholmanöver, und Ulrike stieß sich das Knie am Metall. Sie versuchte Armeund Beine an die Seitenwände des Kofferraums zu stützen, um nicht mehr so heftig hin und her geworfen zu werden; sie vermutete, daß sie am nächsten Tag mit blauen Flecken übersät sein würde. Die Uhr zeigte 9.47 Uhr an, eine Strecke von sechzig Kilometern hatte das Auto in etwa einer halben Stunde zurückgelegt, also würden sie wohl binnen kurzem in Amsterdam eintreffen. Sofern das überhaupt das Ziel des Sierra-Fahrers war. Sie hatte Angst. Was würde die Polizei jetzt gerade mit Lasse machen?
Sie mußte Kontakt zu den Mitarbeitern von Future.com aufnehmen: Jorge und Lasse mußte geholfen werden. Vielleicht könnte der Chef von Final Action der Polizei zusagen, im Gegenzug für die Freilassung der beiden Männer beispielsweise auf einen Anschlag zu verzichten oder etwas Ähnliches, überlegte Ulrike, wurde aber sofort wütend auf sich. Sobald es einen Rückschlag gab, plante sie gleich einen Kuhhandel, obwohl sie sehr gut wußte, daß die Ziele von Final Action wichtiger waren als das Schicksal von irgendeinem der Mitglieder.
Die Zukunft bereitete ihr jedoch Sorgen. Jorge war
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