Finnisches Quartett
Cash gilt als einer der führenden Köpfe der Wahren IRA, es ist ihr gelungen, ihr Strafenregister über all die Jahre ziemlich sauberzuhalten.«
»Sind aus Holland die Berichte über die Verhöre von Lasse Nordman eingetroffen?« Ketonen sorgte für Tempo. Er spürte die verjüngende Wirkung des Adrenalins, da die Ermittlungen Fahrt aufnahmen.
Ulla Palosuo suchte ein Blatt auf dem Tisch. »Laut AIVDredet Nordman auch weiterhin kein Wort über den Anschlag von Final Action, hat aber von dem Treffen van der Waals und der anderen Ölmagnaten erzählt.«
»Und die Verteidigungsministerin, wie hat Elisabeth Nordman auf die Nachrichten von ihrem Sohn reagiert?« fragte Ketonen nach.
Ulla Palosuo schien sich unbehaglich zu fühlen. »Ziemlich schlecht. Sie hat gefordert, daß die Angelegenheit vor den Medien geheimgehalten wird. Außerdem hat sie mitgeteilt, daß sie selbst für die Freilassung ihres Sohnes sorgen wird.«
Wenn sich Politiker in Ermittlungen einmischten, dann führte das zu Problemen, ärgerte sich Ketonen stillschweigend. »Haben die Techniker alles analysiert, was am Tatort des Elvas-Mordes gefunden wurde?«
Saara Lukkari nahm eine grüne Mappe vom Tisch. »Die Faserproben haben nichts gebracht, und von den fremden Haaren wurde eine DNA-Analyse angefertigt, aber damit hat man niemanden aus unserem Register oder denen von AIVD oder Europol gefunden. Auch Fingerabdrücke wurden bei Elvas nicht festgestellt, nicht einmal latente. Schuhabdrücke gibt es Dutzende, wenn das Gebiet etwas weiter abgelegen gewesen wäre …«
Ketonen schnaufte. »Wenn, wenn. Wenn die Tante Eier hätte, wäre sie ein Onkel. Ist das Phantombild von dem Mann fertig, der Elvas gefolgt war?« fragte er und erhielt von Ulla Palosuo ein Nicken als Antwort. »Es wird an die Polizei verteilt, an die Flughäfen … na, ihr wißt schon.«
Ketonen ließ seine Hosenträger knallen, er schien vor Energie nur so zu strotzen. »Die Chefs von multinationalen Ölkonzernen lassen Spitzenphysiker ermorden, die am Fusionsreaktor arbeiten. Das wird weltweit für so viel Aufsehen sorgen, wie man es noch nicht erlebt hat. Jetzt müßte man noch wissen, wer zum Teufel der Engel des Zorns ist.«
Ossi Loponen stürmte, ohne anzuklopfen, herein und sah besorgt aus. »Wir haben gerade aus Holland die Information bekommen, daß am Hals von diesem Jorge Oliveira zwei Fingerabdrücke gefunden wurden, aber beide stammen nicht von Lasse Nordman. Und Dutch Oil will die Ökoterroristen nicht verklagen, angeblich fürchtet man die negativen Schlagzeilen. Lasse Nordman könnte schon bald ein freier Mann sein.«
17
Ulrike Berger ging auf der Strawinskylaan hin und her und schaute unverwandt auf jenen Ausgang des modernen Glasgebäudes mit schrägem Dach, den Gloria und Scott vermutlich benutzen würden. Die Sonne glitt hinter den Wolken hervor und spiegelte sich in den Glaswänden des World Trade Centers. Würde sie die Gesichter ihrer Freunde aus dieser Entfernung erkennen? Sie wagte nicht hineinzugehen, denn die WTC-Gebäude wurden extrem genau bewacht, und wenn Jorge bei der Polizei geredet hatte, könnte es außerdem sein, daß man sie schon erwartete. Wer weiß, ob sie hier draußen in Sicherheit war. Sie traute sich auch nicht, Gloria und Scott anzurufen, denn möglicherweise überwachte die Polizei bereits das Büro von Future.com, und laut Lasse war man heute dank der Digitaltechnik in der Lage, einen Anruf innerhalb weniger Sekunden zurückzuverfolgen. Sie wartete schon fast drei Stunden.
Aus irgendeinem Grund hatte sie immer noch den Geschmack der
Tostjes
im Mund: Auf dem Weg vom Vondelpark hierher war sie in einem schmuddligen Café gewesen und hatte zwei Schinkenbrote mit überbackenem Käse gegessen, doch das schien schon eine Ewigkeit her zu sein. Sie lief auf ihrem Beobachtungsposten unablässig auf und ab,obwohl ihr nach der Tortur im Kofferraum des Sierra alles weh tat. War es sinnvoll, hier zu warten? Sie riskierte ihre Freiheit, um Kontakt zu ihren Freunden herzustellen, dabei wußte sie nicht einmal, ob die Lasse und Jorge helfen konnten. Aber ein anderer Weg fiel ihr auch nicht ein. Vielleicht könnte der Chef sagen, was sie tun sollte; Gloria und Scott wußten zumindest, wie man Kontakt zu ihm aufnehmen konnte.
Ulrike war hellwach, als sie eine Frau aus dem WTC herauskommen sah, die ihr bekannt vorkam. Sie schützte mit der Hand ihre Augen vor der Sonne und fluchte dann leise – wieder ein falscher Alarm. Ihr fiel ein, daß Gloria
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