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Finnisches Quartett

Finnisches Quartett

Titel: Finnisches Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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stattgefunden haben, und es stimmt auch, daß die USA zwei Unternehmen des Konsortiums Bohrrechte auf den irakischen Ölfeldern erteilt hat.«
    Timmerman erteilte seinen Untergebenen so energisch Aufträge, daß sein Adamsapfel die Fliege beben ließ. Es gab jetzt drei Ermittlungsgruppen: Die eine würde die Verbindungen von Jaap van der Waal und John Dexter zu dem Konsortium und den Morden an den Physikern klären, die zweite untersuchte den Tod von Mary Cash, und die dritte, die größte Gruppe, suchte Eamon O’Donnell. »Die Nummer eins in der Rangfolge nach Wichtigkeit ist Eamon O’Donnell. Der frei herumlaufende Psychopath muß sofort aufgespürt werden, seinen Auftraggeber können wir uns auch später noch schnappen.«
    Katje de Groot war im Begriff zu gehen, als ihr etwas einfiel. »Es ist übrigens eigenartig, daß sich von O’Donnell kein Foto findet, nicht einmal bei den Verwandten.«
    Timmerman schnaufte. »Das sind garantiert allesamt Anhänger der IRA. Die helfen wahrscheinlich keinem Polizisten, egal, aus welchem Land. Ersuch die nordirischen Behörden um Hilfe.«
    Der Bericht von Bruijn ging Ratamo noch durch den Kopf, und zu seiner Überraschung empfand er Mitleid mit Lasse Nordman. Nach dem, was der Psychologe erzählt hatte, war Eamon O’Donnell so ziemlich der letzte Mensch, von dem sich Ratamo wünschte, daß er seine Geliebte in die Hände bekam.

33
    Ezrael nahm das Brett, das in der Ecke lag, und schlug es sich mit aller Kraft auf den Rücken. Er drosch auf sich ein und verkündete dabei immer wieder die Wahrheit:
»… so wird die Bestie, die aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten …«
Endlich gab die Bestie etwas nach, das Brett fiel krachend zu Boden.
    Er ging an der Wand des kleinen Kellerraums in der Geldersekade-Straße auf und ab wie ein wildes Tier im Käfig; der Auftrag war zu Ende, er hatte keine Geißel, kein Evangelium und auch sonst nichts. Der Engel der Offenbarung war keine Hilfe, er saß da und schwieg. Bilder bedrängten Ezrael: der wie eine Fackel brennende Italiener, der ertrinkende Franzose, der völlig zerquetschte Deutsche … Die Bestie verlangte nach Blut, aber er hatte keinen Auftrag, keinen Verräter und auch keine Hoffnung auf Rache.
    Der Hunger rumorte in Ulrikes Magen, und die Angst quälte sie, außerdem war sie müde, obwohl sie ein paarStunden geschlafen hatte. Jetzt war es kurz vor halb acht. Dieser Morgen in dem feuchten und stinkenden Kellerloch gehörte in eine andere Welt als das Erwachen neben Lasse im warmen Bett.
    Ulrike wußte jetzt, was sie versuchen würde. Sie wollte Ezrael einen Auftrag geben, so wie Mary vor ihr, und dadurch freikommen. Dann würde sie der Welt mit der Information über Jaap van der Waal und John Dexter die Augen öffnen und eine größere Veränderung erreichen, als sie und die anderen Aktivisten von Final Action auch nur zu träumen gewagt hatten. Sie würde dem Bericht des Mannes glauben, der sich »Seraphim« nannte. Seraphim wollte Ezrael auf John Dexter hetzen, weil die Fotos von den Treffen Dexters und van der Waals allein nicht ausreichten, um die Schuld des Amerikaners zu beweisen. Dexter müßte ein Geständnis ablegen, und dafür wurde Ezrael gebraucht.
    Jetzt mußte sie Ezrael nur noch seinen neuen Auftrag erteilen. Doch das war leichter gedacht als getan; wie sollte sie es denn schaffen, in Ezraels Welt einzutauchen? »Ich erteile dir einen Befehl so wie seinerzeit dein Vater und nach ihm Mary.« Ulrikes unsicherer Versuch blieb ergebnislos. Ezrael sah bedrückt aus und schaute sie nur kurz an.
    Ulrike schloß die Augen und suchte noch einmal alles durch, was sie von Ezraels Vergangenheit wußte. Die Zeit verging. Irgendwo mußte es einen Zugang zur Welt des Wahnsinnigen geben. Ihr mußte das gleiche gelingen wie Mary. Plötzlich wurde ihr klar, daß sie bisher nur in der Kindheit und der Jugend des Verrückten herumgestochert hatte, obwohl in Ezrael doch zwei Welten lagen – die von Eamon und die von Ezrael. Vielleicht müßte sie beide verbinden, das hatte auch Mary getan. Wenn sie genauso handelte wie Mary, könnte es ihr gelingen, deren Platz einzunehmen.
    »Ezrael. Ich bin der neue Bote, der bisherige wurde entfernt,da seine Aufgabe erfüllt war. Ich wollte dich zunächst prüfen, bevor ich dir deinen neuen Auftrag übermittle«, verkündete Ulrike feierlich.
    Ezrael stand auf, endlich sagte der Engel der Offenbarung etwas Bedeutungsvolles. Auch die Bestie wollte erfahren, was der Engel

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