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Finns Welt - 01 - Finn released

Finns Welt - 01 - Finn released

Titel: Finns Welt - 01 - Finn released Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Uschmann
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nicht.
    »Ja, wir suchen sie schon seit vier Stunden«, sage ich. »Wir wohnen fünf Kilometer von hier. Wir haben sogar schon den halben Wald durchforstet. Sie sehen ja, wie wir ausschauen.« Ich stupse Flo mit dem Fuß an, dass er sich auch endlich mal zeigt. Er rappelt sich auf und die Familie starrt völlig entgeistert zu uns aufs Dach. »Wir sind total verzweifelt!«, sage ich. Flo macht ein trauriges Gesicht und nickt. Lukas rappelt sich auf, weil er wahrscheinlich nicht mehr mit der Schaufel geschlagen wird.
    »Kommt erst mal von diesem Dach runter«, meint der Mann schließlich und greift uns sogar am Hosenbund, als wir uns vorsichtig herunterlassen. »Wie sieht diese Mimi denn aus?«, fragt er.
    »Grau getigert. Rechtes Auge komplett mit weißem Fell umrandet.«
    »Haben wir nicht gesehen«, sagt die Frau des Hausbesitzers, die uns aus ihrem Garten haben will. Flo schielt zum Frühstückstisch, als hätte er seit Tagen nichts mehr zwischen die Zähne gekriegt.
    »Ja, okay«, sage ich, »dann müssen wir weiter.« Ein schmaler Weg führt links am Haus vorbei auf die Straße davor. Er liegt gerade noch in unserem Korridor.
    »Geht da lang«, sagt der Hausbesitzer, »und fragt das nächste Mal vorher, wenn ihr Privatgelände betretet. Klingelt und sagt, ihr sucht eure Katze. Das verstehen die Leute. Aber einfach so in den Garten reinspringen geht nicht.«
    »Ich verstehe«, sage ich.
    »Aber …«, stammelt Flo und sein gieriger Blick ist auf die Brötchen geheftet, die einen halben Meter vor ihm auf dem Boden liegen. »Entschuldigen Sie die Störung«, sage ich schnell, bevor er auf dumme Gedanken kommt. »Einen schönen Samstag noch.«
    Wir hauen über den schmalen Weg ab. Die Gattin des Hausbesitzers sieht uns nach, bis das Törchen vor dem Haus zugesprungen ist.
     
    »So«, sage ich wenig später, »solange wir noch in diesem Viertel sind, suchen wir diese Katze. So was spricht sich rum. Die Story gilt jetzt, bis wir weit genug weg sind, wo Nachbarn nicht miteinander tuscheln.«
    »Und so lange heiße ich Sebastian«, sagt Lukas.
    Flo antwortet nicht, denn er ist stehen geblieben und starrt eine Querstraße hinab, als hätte ihn jemand hypnotisiert. »Da«, sagt er und hebt zitternd den Finger wie ein Verdurstender in der Wüste. Am Ende seiner Fingerspitze sehen wir: einen Kiosk. Zehn Meter außerhalb unseres erlaubten Korridors. Kühle Limonaden, knackige Knoppers. Flo sieht mich bettelnd an.
    »Oh nein«, sage ich und schüttle langsam den Kopf. »Du hast das Regelbuch auf deinem eigenen Rücken. Und das sagt ganz klar, dass wir den Korridor nicht verlassen dürfen. Nicht für Schoko-Nuss-Schnitten.«
    »Aber das sind nur zehn Meter«, quengelt Flo. »Vielleicht sogar nur neun. Minus der drei Meter fünfzig, die wir nach links gehen dürften.«
    »Da fängt der an zu diskutieren«, sagt Lukas, den die Aussicht auf Nahrung kaltlässt. Mich lässt sie nicht kalt, aber wenn man schon eine Quest macht, dann auch richtig.
    »Wir mogeln nicht«, sage ich.
    »Aber …«
    »Mogelst du bei Warcraft?« ,frage ich. »Wer hat uns denn erzählt, was das für unfaire, miese Typen sind, die sich starke Charaktere einfach so kaufen? Du mogelst da nicht, dann mogelst du auch nicht hier!«
    Flo zögert. In seinem Kopf kämpft der Flo, der süchtig nach Knoppers ist, mit dem Flo, der süchtig nach Spielen ist. Nach Spielen, die man ehrlich gewinnt. Der Spieler siegt.
    »Iss den Rest Vogelmiere«, sage ich.
    Flo macht seinen Rucksack auf, geht weiter und stopft sich mürrisch das schon leicht angetrocknete Gewächs in den Mund. Er schmollt, aber ich sehe ihm an, dass er auch ein wenig stolz auf sich ist.

DIE GLEISE
    »Deutschland ist voll zugewachsen«, lästert Lukas, als wir aus dem Gebüsch treten. Er zerrt an ein paar dünnen, gummiartigen Strippen herum, deren Blätter von unten klebrige Widerhaken haben. Zieht man sie gegen den Strich ab, schneiden sie wie tausend kleine Klingen in die Haut. Die Wildnis hier ist anders als im Wald. Eben haben wir uns noch gefragt, warum. Jetzt wissen wir es: Es ist die Wildnis, die am Rand von Schienen wächst.
    »Hindernis Nummer vier«, sagt Lukas und Flo erwidert: »Nummer sechs.«
    »Wieso denn Nummer sechs?«
    »Der Garten von Frau Schepers, der Acker von Bauer Brockmeyer …«
    »Du zählst das schon als Hindernisse? Das war doch gar nichts.«
    »Soll es keins sein, bloß weil es leicht ist? Oder würdest du auch sagen, ein Treffer zählt nicht, wenn der Stürmer aufs leere

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