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Finsterau

Finsterau

Titel: Finsterau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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dass sie nichts Gutes bedeutete. Sein Gegenüber bemerkte den Argwohn des alten Mannes.
    Johann dachte daran, wie er an diesem Tag vom Mähen nach Hause gekommen war, an die Wäsche, die sich im Wind blähte. Große blütenweiße Laken. Die Tür war offen, und auf dem Hof war keiner zu sehen. Der Morgen war drückend schwül gewesen, ein Gewitter lag in der Luft. Er hatte sich beeilt, mit dem Mähen noch vor dem Regen fertig zu werden. Auf dem Weg vom Bahndamm zum Haus waren dunkle Wolken am Himmel aufgezogen. Er schwitzte, er hatte die Ärmel seines Hemds aufgekrempelt. Er ging in den Schupfen, hängte die Sense an ihren Platz, und danach ging er hinüber zum Haus. Neben derTür stand der emaillierte Eimer mit der Schöpfkelle. Er wischte sich den Schweiß mit dem Taschentuch vom Gesicht, nahm den Schöpfer voll Wasser und trank gierig daraus. Erst dann ging er hinein.
    Ein lauter Schlag. Der Fremde stieß den Stuhl zur Seite und beugte sich nach vorn. Mit den zu Fäusten geballten Händen stützte er sich auf der Tischplatte ab. Er neigte sich mit dem Oberkörper, so weit er konnte, darüber, kam ganz nah an Zauner heran. Dieser konnte den Atem des Mannes spüren, seinen Schweiß riechen. Die Stimme wurde lauter, bis der Mann schließlich zu schreien anfing, er wollte die ganze Wahrheit, wollte alles wissen. Johann Zauner wusste nicht, was er antworten sollte. Alles, was er sagen konnte, war, dass die Afra tot war, und Albert hatten sie weggebracht. So blieb er stumm, senkte den Blick und schaute hinab zu seinen im Schoß gefalteten Händen. Sie waren schwielig und rissig. Die Finger krumm, die Gelenke knotig von der schweren Arbeit, die er sein Lebtag hatte verrichten müssen. An manchen Tagen schmerzten sie so sehr, dass er sie kaum benutzen konnte. Der andere brüllte ihn an, was er getan habe. Was sollte er antworten?
    Am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, war er aufgestanden. Er hatte sein Morgengebet gesprochen und war danach wie immer hinüber in die Küche gegangen. Die Morgensuppe stand schon auf dem Tisch. Er setzte sich an seinen Platz gegenüber dem Kruzifix an der Wand, dankte Gott undaß. Dann war er hinaus in den Schupfen gegangen, hatte den Schleifstein eingesteckt und die Sense mitgenommen und war auf dem Bahndamm zum Mähen. Die kleine Wiese gehörte ihm, gerade groß genug, um die beiden Ziegen und die Kuh durchfüttern zu können. Das Geld war schon immer knapp gewesen und die Not ein nur zu oft gesehener Gast, doch seit mit Afra und dem Kind zwei weitere Mäuler zu stopfen waren, war alles noch viel geringer bemessen. Aber sie würden schon durchkommen, auch wenn Gott der Herr sie schwer geprüft hatte. All das hätte er ihm antworten können, jedoch sagte er nur: »Aufgestanden bin ich und zum Mähen auf die Wiese.«
    Ob es keinen Streit gegeben habe an diesem Morgen?
    Johann Zauner konnte sich an keinen Streit erinnern, nur an das Kind, das schwer schnaufend am Boden gelegen hatte. Er hatte sich hingekniet und es aufgehoben und an sich gedrückt. Dann war er hinausgelaufen, um Hilfe zu holen. Schwer war es ihm im Arm gelegen, und seine Hände waren steif und schmerzten.
    »Haben Sie mit Ihrer Tochter gestritten?«
    Sein Gegenüber wiederholte die Frage.
    Johann sagte leise, ohne darauf einzugehen: »Die Hände tun so weh.«
    »Warum schmerzen die Hände? Tun sie weh, weil Sie immer wieder mit der Hacke auf die Tochter und den Enkel eingeschlagen haben? Haben Sie darum Schmerzen?«, wollte der Fremde wissen und weiter:»Sagen Sie mir, schmerzen die Hände, weil Sie zugeschlagen haben? Mit Ihrer Hacke?«
    »Die Hacke lag da. Ich hab sie weggestoßen.«
    »Wen haben sie weggestoßen? Die Hacke, Ihre Tochter?«
    »Sie lag da, die Hacke lag da.«
    »Wo lag die Hacke?«
    Der alte Mann sagte nichts.
    »Was war mit Afra?«
    »Da kann man gar nichts sagen, sie ist einfach dagelegen.«
    »Und das Kind, was war mit dem Kind?«
    »Das Kind hat schwer geschnauft.«
    »Der Bankert, der hat Sie doch gestört? Den haben Sie doch nicht haben wollen?«
    »Er hat so schwer geschnauft.«
    »Das Kind war Ihnen doch immer im Weg?«
    »Er war immer im Weg. Immer zwischen den Beinen. War immer da.«
    Und er sprach leise weiter: »Es war nicht richtig von der Afra. Das Kind war nicht richtig. Aber was hätte ich tun können?«
    »Da haben Sie den Bankert mit der Hacke erschlagen, und die Tochter auch?«
    »Erschlagen, ja, die Afra ist tot. Alles war voll Blut.«
    »Was war mit dem Kind?«
    »Das Kind war voll

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