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Finsterau

Finsterau

Titel: Finsterau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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zurückziehen, ihm gefällt es, ihn spornt es an. Seit einem Jahr macht er ihr auf seine Art den Hof, taucht zu jeder Gelegenheit auf, passt sie ab, wenn er glaubt, sie allein vorzufinden.
    »Ich will nix, und ich brauch nix. Ich wollt einfach so nach dem Rechten schauen und geh auch gleich wieder, wenn du in Eile bist«, sagt er mit der für ihn typischen geheuchelten Freundlichkeit und verzieht sein Gesicht zu einem Lächeln, dabei macht er jedochkeinerlei Anstalten zu gehen. Er setzt sich vielmehr auf die Küchenbank und grinst Afra an.
    »Das siehst ja, dass ich keine Zeit hab. Blind bist ja nicht, nur hatschert.«
    Sie nimmt das Kind in den Arm und hebt es herunter vom Küchentisch. Vorsichtig stellt sie es vor sich auf den Boden.
    »Hast Angst vor mir, Afra, oder warum stellst dein Kind so vor dich hin, als ob es dich schützen soll?«
    »Ich hab keine Angst, vor niemand, und vor einem Krüppel wie dir erst recht nicht.«
    Und doch hält sie das Kind mit beiden Händen fest.
    »Weißt, Afra, dass ich nicht nach deinem Geschmack bin, das habe ich schon lange gemerkt.«
    »Du gneißt aber auch alles.«
    Afra lässt Albert los.
    »Willst halt keinen nehmen, der einen Buckel hat. Kurzer Fuß und Rückenfehler! Aber alles im Leben hat zwei Seiten, mich haben sie nicht haben wollen unterm Adolf, und genau darum hab ich überlebt, was man nicht von einem jeden aus meinem Jahrgang sagen kann.«
    Afra möchte vom Tisch weggehen, hinüber zum Büfett, da greift er nach ihrem Handgelenk und zieht sie ganz nah an sich heran, so nah, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren kann.
    »So eine Krankheit hat ihr Gutes und ihr Schlechtes. Und bei dem, worauf es ankommt, da bin ich so gut wie jeder andere auch, und wie ein Franzos’ allemal. Auf den brauchst nicht warten, der lässt sich hier bestimmt nicht blicken.«
    »Lass mich los!«
    Sie windet sich, befreit sich aus seinem Griff.
    »Ich muss das Kind verrichten und dann noch eine Brotzeit für den Vater machen. Ich hab jetzt keine Zeit mehr.«
    »Warum hast du es denn so eilig? Bis dein Vater vom Mähen kommt, das dauert noch seine Zeit, der Schnellste ist er ja nicht mehr. Da kannst du mir ruhig ein Haferl Kaffee anbieten. Ich würde nicht nein sagen.«
    Hetsch hat sich auf der Bank zurückgelehnt.
    »Wenn du einen Kaffee haben willst, dann geh nach Hause und mach dir selber einen«, gibt ihm Afra zur Antwort. Sie wendet sich ab, will hinüber zum Büfett gehen, doch auch dieses Mal ist er flinker, als sie es erwartet hat, und er bekommt sie erneut am Arm zu fassen. Nur zieht er sich jetzt an ihr hoch, und so stehen sie sich gegenüber. Er hält ihre beiden Arme fest an ihren Körper gedrückt, Afra kann sich kaum bewegen.
    »Mit mir würdest du nicht den schlechtesten Fang machen. Ich brauch eine Frau, die hinlangen kann und kein Geld vertut. Und mir macht es nichts aus, dass du Haare auf den Zähnen hast, ich mag hantige Weiber. Ich bin ganz scharf drauf.«
    Er schlingt seine Arme um sie und drückt sie fest an sich.
    Afra will sich loszumachen, stemmt sich mit aller Kraft dagegen, doch sie kann sich aus seinem Griff nicht befreien.
    »Ich hab dir gerade schon gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst.«
    Er versucht sie zu küssen, sie dreht den Kopf zur Seite.
    Seinen Mund nah an ihrem Ohr, ganz leise, kaum hörbar sagt er: »So eine wilde Katz, wie du eine bist, die braucht schon einen, der sie gescheit durchlassen kann. Und das kann ich, da brauchst keine Angst haben. Einen anderen als mich wirst du kaum kriegen.«
    Dann lässt er sie los.
    Albert hat wieder angefangen zu weinen und läuft zu seiner Mutter, klammert sich an ihren Schurz, doch sie rührt sich nicht von der Stelle. »Was soll das heißen?«
    Hetsch steht da, grinst sie an. »Na, was werde ich schon meinen? Dass du froh sein kannst, wenn ich dich nehme, sonst will dich doch keiner mit deinem Franzosenschratzen. Wer weiß, wie viele da noch drübergerutscht sind. Bei einem Schankmensch weiß man ja nie.«
    Diesmal ist es Afra, die auf ihn zutritt und mit ihrem Gesicht ganz nah an seinem vor ihm stehen bleibt.
    »Jetzt schaust, dass du rauskommst, schleich dich.«
    In diesem Moment hören beide einen lauten Schlag. Geistesgegenwärtig sagt Afra: »Das ist die Mutter, die ist oben in der Kammer unterm Spitzboden. Die hört, wenn ich nach ihr rufe, also schleich dich jetzt!«
    Sie versucht, sich ihre Angst und die Lüge nicht anmerken zu lassen.
    Er will etwas zu ihr sagen, fixiert sie kurz und geht

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