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Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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    Die Schrift paßte zu den wenigen Schriftproben, die man in den anderen Unterlagen gefunden hatte, und die einfache Folgerung war, daß Karin Eriksson als begeisterte Ornithologin das Buch wahrscheinlich nach ihrer Ankunft in London gekauft hatte und dann versuchte, ihre Liste durch einige der selteneren im englischen Sommer zu beobachtenden Arten zu ergänzen. Noch interessanter aber war die zweite Einlage zwischen den Seiten des Buches gewesen: ein dünner gelber Handzettel, der ein Popkonzert in den Anlagen des Blenheim Palace am Montag, dem 8. Juli, ankündigte, dem Tag, bevor der Rucksack gefunden wurde: 20 bis 23.30 Uhr, Eintritt (nur mit Karten) 4.50 Pfund.
    Das war alles. Sonst gab es eigentlich nichts. Zeugenaussagen aufgenommen — Erkundigungen eingezogen — Suchtrupps hatten Grund und Boden vom Blenheim Palace durchkämmt — aber...
    «Was hat Morse mit der ganzen Geschichte zu tun?» fragte Strange stirnrunzelnd.
    Johnson hätte wissen können, daß er diese Frage stellen würde, und er wußte, daß er Strange genausogut die Wahrheit sagen konnte.

Kapitel dreizehn

    Wer liest und nicht klüger wird, argwöhnt selten seine eigene Unzulänglichkeit, sondern beklagt sich über schwierige Wörter und verworrene Sätze und fragt, warum Bücher geschrieben werden, die niemand versteht

    (Samuel Johnson, The Idler)

    Tatsächlich hatte Morse während der ersten Tage des Falls überhaupt keine Rolle gespielt — weil es kein Mordfall war und (so ist zu hoffen) noch immer nicht war. Doch die weiteren Ermittlungen waren beunruhigend gewesen, besonders natürlich die sich ständig verstärkende Erkenntnis, daß Karin Eriksson eine verantwortungsbewußte junge Frau gewesen war, die nie etwas mit der Alkohol-Drogen-Sex-Szene zu tun gehabt hatte.
    Erst als die Fährte schon etwas kalt geworden war, hatte Morse an einem Nachmittag in jenem Spätjuli vor jetzt etwa einem Jahr ein paar Stunden mit Johnson verbracht — bevor er in eine jämmerliche Mord-Affäre draußen in der Cowley Road abberufen wurde.
    «Ich schätze, er hielt alles für eine Art... eine Art Scherz, Sir, ganz ehrlich.»
    «Scherz? Scherz? Dies ist kein gottverdammter Scherz, Johnson! Höchstpersönlich werden wir in der Telefonzentrale ein paar Extraanschlüsse kriegen, wenn die verdammten Zeitungen erst mal Lunte riechen. Es wird aussehen wie bei einer Flugzeugkatastrophe! Und wenn die Öffentlichkeit noch ein paar gescheitere Ideen als die Polizei hat...»
    Johnson erinnerte Strange mild: «Aber es war Ihre Idee, Sir — die Briefe an die Times zu schicken.»
    «Was haben Sie gemeint — wegen Morse?» fragte Strange, Johnsons Kritik ignorierend.
    «Was ich meinte, Sir, ist, daß er, na ja, er überflog nur die Einzelheiten mit mir und sagte einfach das erste, was ihm in den Kopf kam. Ich glaube nicht, daß er genug Zeit hatte, über alles nachzudenken.»
    «Aber er hatte doch sicher Ideen? Morse hat immer Ideen. Auch wenn er einen Fall erst seit ein paar Minuten bearbeitet. Gewöhnlich natürlich die falschen Ideen, aber...»
    «Ich wollte nur sagen, daß er den Fall gar nicht richtig ernst zu nehmen schien. Er war irgendwie albern, wirklich...»
    Stranges Stimme erhob sich plötzlich zu einem Donnern:
    «Hören Sie, Johnson, Morse mag ein Idiot sein, da haben Sie recht. Aber er war noch nie ein Dummkopf. Das wollen wir doch mal klarstellen!»
    Die Unterscheidung zwischen zwei Worten, die er bisher praktisch als Synonyme betrachtet hatte — und — überstieg eindeutig Johnsons etymologische Fähigkeiten, und er runzelte die Stirn in zurückhaltender Verwirrung, während sein Vorgesetzter fortfuhr:
    «Einige Leute haben gelegentlich recht aus den falschen Gründen. Aber Morse? Er hat häufiger unrecht aus den richtigen Gründen. Den richtigen Gründen... Sie verstehen? Selbst wenn er manchmal zuviel trinkt...»
    Johnson schaute hinunter auf den Ordner vor ihm: Er wußte, leider, nur zu genau, was Strange sagen wollte. «Wäre es Ihnen lieber, wenn Morse den Fall übernehmen würde, Sir?»
    «Ja, ich denke ja», sagte Strange. «Und der CC auch, wenn Sie es wissen wollen», fügte er gefühllos hinzu.
    «Wenn er also aus dem Urlaub zurückkommt...?»
    Strange gab einen tiefen Seufzer von sich. «Das ist zu spät. Sehen wir mal, was bei dieser Zeitungsmasche herauskommt.»
    «Er wird es sicher lesen — wenn sie es

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