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Finstere Gründe

Finstere Gründe

Titel: Finstere Gründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Jim, Mr. O’Kane, angerufen...»
    «Wegen dieser Geschichte?» Sie hielt die Zeitungen hoch.
    «Wegen des Mädchens, das vielleicht dort nach einem Zimmer gefragt hat, ja. Sehr interessant, und vielleicht auch ein wertvoller Hinweis — ich weiß es nicht. Sie wollen eine Erklärung abgeben. Aber nicht bei mir; ich habe noch Urlaub, erinnern Sie sich?»
    «Dann habe ich die Reise wohl umsonst gemacht. Ich wollte Ihnen mitteilen...»
    «Nicht umsonst — sagen Sie doch nicht so etwas!»
    «Ich... ich mußte immer an das Mädchen denken, den ganzen Tag gestern... na ja, ziemlich oft gestern... ich meine, daß sie dort nach einem Zimmer gefragt hat und dann vielleicht nicht genug Geld hatte, und dann...»
    «Wieviel kostet jetzt ein Einzelzimmer dort?»
    «Ich weiß es nicht genau. Und Sie spielen mir wieder etwas vor! Sie wissen genau, daß ich ein Doppelzimmer bestellt habe, nicht wahr? Ein Doppelzimmer für zwei Nächte. Sie haben O’Kane gefragt — Sie verdammter Schnüffler!»
    Ein paar Sekunden lang schien Morse sie mit gleichbleibender Intensität zu mustern. «Sie haben wundervoll elegante Beine», sagte er einfach, aber sie spürte, daß ihre Antwort ihn verletzt haben mochte. Und plötzlich wünschte sie unsinnigerweise, daß er durch das Zimmer zu ihr käme und ihre Hand ergriffe. Aber er tat es nicht.
    «Kaffee?» fragte er statt dessen. «Ich fürchte allerdings, ich habe nur Pulverkaffee.»
    «Einige Leute ziehen Pulverkaffee vor.»
    «Sie auch?»
    «Nein.»
    «Ich darf Ihnen wohl nicht, äh, ein Glas Wein einschenken?»
    «Warum um alles in der Welt nicht?»
    «Sehr gut», sagte sie ein oder zwei Minuten später.
    «Nicht schlecht, nicht? Aber man braucht eine Menge davon. In kleinen Mengen taugt er nichts.»
    Sie lächelte ihr attraktives Lächeln. «Wie ich sehe, haben Sie das Kreuzworträtsel schon gelöst.»
    «Ja. Montags ist es immer leicht, wußten Sie das? Sie gehen davon aus, daß Montag morgens jedermann ein bißchen angeschlagen ist.»
    «Viele Leute kaufen die Times nur wegen des Kreuzworträtsels.»
    «Ja.»
    «Und wegen der Briefe natürlich.»
    Morse beobachtete sie genau. «Und wegen der Briefe», wiederholte er langsam.
    Claire schlug ihr eigenes Exemplar der Times vom 13.Juli auf und las aus einem Artikel auf der Titelseite laut vor:

    Hinweise auf die verschwundene Studentin

    Die Times wie auch die Thames Valley Police erhalten noch immer täglich jeder etwa ein Dutzend Briefe (und etwa genauso viele Telefonanrufe) als Antwort auf die Bitte um Informationen in Zusammenhang mit dem vor einem Jahr erfolgten Verschwinden der schwedischen Studentin Karin Eriksson, von der angenommen wird, daß sie Gegenstand der anonymen Verse ist, die die Polizei erhielt und die in dieser Zeitung abgedruckt wurden (3.Juli). Chief Superintendent Strange vom Thames Valley CID selbst glaubt, daß die scharfsinnigen Vorschläge in einem der letzten Briefe (siehe Leserzuschriften, Seite 15) die interessantesten und möglicherweise bisher bedeutsamsten sind.

    «Das müssen Sie doch gelesen haben?»
    «Ja. Das Problem ist, genau wie Mr. und Mrs. O’Kane sagten, daß man nicht jedem Hinweis folgen kann. Nicht einmal einem Zehntel der Sachen, die hereinkommen. Glücklicherweise sind viele von ihnen so bescheuert...» Er nahm seine eigene Times auf, schlug Seite 15 auf und schaute (noch einmal) auf die .
    «Gescheit — gescheite Analyse», sagte er.
    «Offensichtlich ein gescheiter Bursche — der das geschrieben hat.»
    «Wie bitte?» sagte Morse.
    «Der Bursche, der den Brief geschrieben hat.»
    Morse las den Namen laut vor: «Mr. Lionel Regis? Kenne den Burschen nicht.»
    «Vielleicht kennt niemand ihn.»
    «Wie bitte?»
    «Haben Sie die Anschrift gesehen?»
    Morse schaute wieder in die Zeitung und schüttelte den Kopf. «Kenne Salisbury nicht besonders gut.»
    «Es ist meine Anschrift.»
    «Tatsächlich? Wollen Sie — wollen Sie damit sagen, Sie hätten das geschrieben?»
    «Hören Sie auf!» Ihre Stimme klang fast wie ein Kreischen. «Sie haben das geschrieben! Sie haben meine Anschrift im Gästebuch in Lyme Regis gesehen, und Sie brauchten einen Absender für diesen Brief, denn sonst würden Ihre     Morse schwieg.
    «Sie haben den Brief geschrieben, nicht wahr? Bitte sagen Sie es mir!»
    «Ja.»
    «Warum? Warum dies alberne Geschwätz?»
    «Ich habe nur... ich habe nur jemanden gewählt, der in meinen

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