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Finstere Propheziung

Finstere Propheziung

Titel: Finstere Propheziung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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Antwort. Alex versuchte es noch einmal. »Auf dem Bild sieht es so aus, als könnten die Wirbelwind-Mädchen fliegen. Sind das so Superhelden?« Jenny schlug das Buch zu, presste ihre Lippen aufeinander und starrte zum Fenster hinaus.
    Ganz schön flaschig, schalt Alex sich selbst. Als ob Pseudointeresse an einem Kindercomic das Mädchen dazu bringen würde, ihr zu erzählen, was sie bedrückte. Übelstes Kindergarten-Niveau. Alex musste beinahe lachen. Hätte das denn bei ihr selbst funktioniert ? Nie im Leben! Kinder begreifen es immer sofort, wenn jemand versucht sie zu täuschen. Alex entschied sich, einen direkteren Weg einzuschlagen. »Könntest du mich mal einen Moment lang ansehen, Jenny?« Vorsichtig streckte sie die Hand aus und hob das Kinn des Kindes an. Jenny wehrte sich nicht. Aber die Augen des Mädchens schafften es nicht bis zu Alex' Gesicht: Sie blieben an ihrer Halskette hängen. Jenny begann zu zittern. Der Junge! Der böse Junge! Ich mag ihn nicht! Hatte Jenny die Worte ausgesprochen oder nur gedacht? Alex war sich ziemlich sicher, dass Letzteres zutraf. »Hey, Jenny!«, erklärte sie. »Das ist doch nur ein dämlicher Anhänger. Ich weiß, dass er gruselig aussieht, aber er kann dir nichts tun. Das ist nur ein Stück Blech, wie ein Spielzeug.« Jenny schluckte und umklammerte ihr Buch so fest, dass die Spitzen ihrer abgekauten Fingernägel ganz weiß wurden. Ihr Herz begann wie wild zu schlagen. Er hat sie mitgenommen! Alex' Magen verknotete sich. Sie ließ nicht locker, wählte aber einen ungezwungenen Tonfall. »Alle möglichen Leute tragen so was. Das heißt aber nicht, dass sie deswegen böse Menschen sind. Einige haben sogar Ohrringe, die so aussehen. Auch Jungs! Ist das nicht albern?«
    Das Zimmer war erfüllt von Jennys Schweigen, aber Alex wollte nicht nachgeben. »Weißt du was? Ich kenne mich in Marble Bay noch gar nicht aus. Aber jemand hat mir erzählt, dass im M & M-Laden ein großer Junge arbeitet, der genauso einen Ohrring trägt. Den hast du bestimmt da getroffen, als du dir Marleighs CD gekauft hast, habe ich Recht?« Plötzlich schüttelte Jenny energisch den Kopf. Als sie Marleighs Namen hörte, stiegen Tränen in ihre kugelrunden blauen Augen. »Meine Mommy hat mir das Lied gekauft.« Alex schnappte nach Luft. »Und du bist nie selber in dem Laden gewesen, also bei Music & More?« Jenny gab keine Antwort. Alex fuhr fort: »Aber du weißt, welchen Jungen ich meine, oder?«
    Das zitternde kleine Mädchen verschränkte ihre dürren Arme vor der Brust. »Ich darf nicht darüber reden.«
    »Ich verspreche dir, dass ich es niemandem weitersage, wenn du das nicht willst. Aber es geht um Marleigh. Vielleicht können wir dabei helfen, dass man sie findet. Wo hast du diesen Jungen denn gesehen?«
    »Geh weg!«, schrie Jenny mit einem Mal und ballte ihre Hände zu Fäusten. »Ich will jetzt nicht mehr mit dir reden!«
    »Hi, Jen.« Die Stimme kam aus dem Türrahmen. Es war Cam und sie sprach in einem ruhigen und entspannten Tonfall. »Schon in Ordnung. Du musst ja nicht, wenn du nicht willst.« Alex warf Cam einen wütenden Blick zu. Aber es wäre wirklich wichtig, dass sie es tut! Ich bin sicher, dass sie an dem Tag, an dem Marleigh verschwunden ist, irgendwas gesehen hat. Das Kind steckt echt in Schwierigkeiten. Ich versuche doch nur, ihr zu helfen. Glaubst du, dass du da mehr erreichst? Alex hatte die Worte nur gedacht, sie still an Cam gerichtet. Und Cam hatte sie klar und deutlich verstanden. Langsam wurde sie richtig gut. Verstohlen ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Gab es hier irgendwas, womit sie Jennys Vertrauen gewinnen konnte, sodass diese ihr erzählen würde, was sie bedrückte? Ihr Blick fiel auf eines der selbst gemalten Bilder an der Wand, ein Mädchen mit langen gelben Haaren, das unter einem
    Regenbogen stand. Cam erkannte, dass diese grob gezeichnete Gestalt Jennys Darstellung von Marleigh war. Offensichtlich war die Pop-Diva selbst für Kinder dieses Alters schon ein Star. Verzaubere sie!
    Was? Wer hatte das denn gesagt? Jedenfalls nicht Alex. Ihre Doppelgängerin hatte es nicht mal gedacht.

    Und dennoch war ihr die Stimme auf eine merkwürdige Art vertraut. Verzaubern? Was bedeutete das? Sie begeistern? Verwirren? Was könnte eine Siebenjährige verzaubern ? Cam hatte einen Einfall. Vielleicht war er dämlich - aber etwas Besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein. Sie konzentrierte sich auf die Kinderzeichnung von Marleigh. Sie starrte stur auf

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