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Finsteres Gold

Finsteres Gold

Titel: Finsteres Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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sonst jemandem? Was, wenn ich mich nicht beherrschen kann, wie der Unglaubliche Hulk oder so?
    Astley scheint sich sehr unter Kontrolle zu haben, aber diese anderen Elfen, mein Vater … Schaudernd ziehe ich mich aus, schnappe mir wieder den ekelhaften blutverschmierten Waschlappen und drehe damit den Wasserhahn auf. Als ich in die Dusche steige, bete ich darum, dass das warme Wasser all meine Zweifel und Ängste wegspült. Es fühlt sich zwar gut an, aber es funktioniert nicht richtig. Ich lehne den Kopf gegen die kalte Wand der Duschkabine.
    »Ich werde immer noch ich sein«, sage ich mir, dem Wasser, der Luft, Gott. »Ich werde immer noch gut sein.«
    Ich drücke mir die Daumen. Ich muss.

Elfen-Tipp
    Tatsache: Elfen können ihre Begierden kontrollieren. Drücken wir die Daumen, dass es tatsächlich so ist.
     
    Nachdem ich geduscht habe, ziehe ich mich an und gehe zurück ins Zimmer. Kaum zu glauben, wie lange ich hier mit ihm alleine war. Mein Magen revoltiert. Astley ist mit einem Kamm durch seine blonden Haare gefahren. Ein Muskel an seinem linken Auge zuckt.
    »Gibt es zwischen meinen Stimmungen und deinen auch eine Verbindung?«, frage ich scheinbar beiläufig, während ich mir die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammendrehe, obwohl mein Herz mindestens achthundertmal in der Minute schlägt, weil ich so nervös und verängstigt bin. Aber vielleicht schlagen Elfenherzen auch einfach so.
    »Eigentlich nicht«, sagt er. »Wenn wir miteinander geschlafen hätten, dann schon.«
    Ich hebe die Augenbrauen, um ihm zu bedeuten, dass dies niemals passieren wird, und schiebe eine noch wichtigere Frage nach: »Werde ich anderen etwas antun? Ich meine, werde ich in der Lage sein, mich zu beherrschen?«
    »Nicht alle Elfen sind blutrünstige Monster.«
    »›Nicht alle‹ reicht nicht.« Ich mache mich daran, die zerfetzten Laken vom Boden aufzuheben und sie in die kleinen Plastikpapierkörbe zu stopfen, die man in Hotelzimmern hat. »Ich möchte wissen, ob ich böse sein werde.«
    Er kommt durch das Zimmer zu mir her. Sein Gesicht sieht angespannt aus, vor Sorge vermute ich. »Zara …«
    »Schau dir das an.« Ich halte ihm ein zerfetztes Laken vor die Nase. »Das habe ich gemacht. Gerade eben habe ich im Bad eine Delle in das Waschbecken gehauen. Ich bin wahnsinnig stark, und ich habe gesehen, was Elfen anrichten können, Astley. Sie haben Nick getötet. Sie entführen Jungen. Sie … so darf ich nicht sein!«
    Seine Hände legen sich auf meine Schultern. »Du wirst nicht so sein.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich werde es nicht zulassen.« Seine Hände bewegen sich ein bisschen, aber er hält mich weiterhin fest. Dann wird sein Blick sanfter: »Und was noch viel wichtiger ist: Du selbst wirst nicht zulassen, dass du so wirst. Du bist nicht so, Zara.«
    Eine Minute lang bleiben wir einfach so stehen, ohne uns zu bewegen und ohne zu sprechen. »Glaubst du wirklich?«
    Er lässt eine Schulter los und schiebt ein paar nasse Haarsträhnen hinter mein Ohr. Es ist eine sehr intime Geste, ich weiche ihr trotzdem nicht aus. »Ich verspreche es dir, Zara. Du wirst Begierden haben, aber du kannst sie kontrollieren.«
    »Dann sind meine Freunde sicher, auch wenn ich ihnen nahe bin?«
    »Natürlich.«
    Das leuchtet ein. Auch Megan und Ian aus unserer Schule haben nicht dauernd getötet. Ich erzähle Astley von ihnen, und er setzt sich auf das Bett und zieht einen Fuß auf das Knie des anderen Beins.
    »Das liegt daran, dass ihr Herrscher eine gewisse Kontrolle über seine Begierden hatte. Gelegentlich gibt es einzelne Schurken, die unabhängig sind, und sie werden … sie geben ihren Begierden uneingeschränkt nach, aber normalerweise fangen wir sie schnell ein. Erst wenn ein König die Kontrolle verliert, so wie es deinem Vater passiert ist, entwickeln sich die Dinge tödlich.« Er scheint seine Worte sorgsam zu wählen. »Das wird mir nicht passieren.«
    Ich mustere ihn. »Versprichst du das?«
    Er nickt. »Ich schwöre es.«
    Die Laken in meiner Hand kommen mir schrecklich schwer vor. Ich versuche, sie zusammenzulegen, aber sie sind widerspenstig, zu zerfetzt und steif von getrocknetem Blut, um sich meinen Wünschen zu fügen. »Du musst mich töten, wenn ich böse werde. Das habe ich auch Devyn und Issie gesagt. Ich möchte lieber sterben, als andere Menschen verletzen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dazu fähig bin, dich zu töten, Zara«, flüstert er. Er steht auf und nimmt mir die Laken ab. »Aber ich weiß, dass du niemandem

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