Finsteres Licht
darüber nach , wie wir es anstellen sollten, ihn zu überraschen.
Meine Brust zog sich unangenehm zusammen. Nun, da ich wusste, wie anstrengend die Vorbereitungen und das ständige Training war en , hatte ich keinen Zweifel mehr an meinen körperlichen Fähigkeiten. Ich war mir meiner Kraft bewusst, aber jetzt, wo es ernst wurde, überkam mich doch ein mulmiges Gefühl. Konnten wir es tatsächlich schaffen? Wir waren nur wenige, gegen einen ganzen Hofstaat.
„Können wir Nitsa und Aris da rausholen?“
William schaute mich verständnislos und geschockt an.
„Warum sollten wir?“
„Nitsa ist Aris‘ Mutter und war die beste Freundin von Lilja. Sie hat mir viel von ihr erzählt und … ich mag sie einfach.“
Außerdem hatte sie mich mit Blut versorgt, dass nicht von Blutsklaven brutal gestohlen wurde, was ich William aber nicht verriet. Wahrscheinlich vermutete er, dass ich menschliches Blut trank. Und mich hatte die Tatsache, dass ich nicht zum Junky wurde, wirklich überrascht. Das musste an meiner wharpyrisch en Seite liegen.
„Sie sind Wharpyr e !“, rief er aufgebracht.
„Das bin ich doch auch!“, fuhr ich ihn verärgert an.
„Aber du bist zum Teil v ampyrisch und nicht bösartig.“
Seine Stimmlage wurde ruhiger .
„Das sind sie auch nicht. Nicht einmal Chiara ist . Nitsa und Aris ernähren sich sogar von freiwillig gespendetem Blut. Sie beißen niemanden und töten auch keine Menschen für ihr Blut! Nicht alle Wharpyr e sind böse ! Das habe ich in den letzten Wochen verstanden. Du hast doch Aris mit eigenen Augen gesehen. Wenn er so gefährlich wäre , hätte er uns längst verraten oder bekämpft.“
William schaute nachdenklich auf den Boden und suchte unerbittlich nach einem hieb- und stichfesten Grund, meine Bitte auszuschlagen.
„Ich werde sie nicht im Stich lassen. Nicht nach allem was sie für mich getan haben.“ Mit diesen Worten beendete er seine Suche nach einem schlagfertigen Argument.
Er seufzte.
„Ich hoffe, dass es kein Fehler ist.“
„Das ist es nicht. Ich verspreche es“, sagte ich dankbar und erleichtert darüber, nicht weiter mit ihm darüber diskutieren zu müssen.
„Ich muss trotzdem vorher mit Jeremy und den anderen darüber sprechen.“
„Egal was sie dazu sagen. Meine Entscheidung wird sich diesbezüglich nicht ändern“, machte ich nochmal klar.
Wir unterhielten uns über die Positionen der Wachen und über alle weiteren Gefahren, die Constantin bereit hielt. Ich nannte William jeden Namen den ich kannte und die Zuständigkeiten der jeweiligen Personen. Als ich ihn über die Lage und die Organisation im und rund um die Burg informiert hatte , trennten wir uns. William ging zurück zu unseren Freunden um alles mit ihnen zu besprechen. Wir vereinbarten einen Treffpunkt im Wald, um unseren Angriff nach Sonnenaufgang zu starten. Zwar wa r es zu dieser Zeit schwieriger sich verborgen zu halten, doch es gab weniger Wachleute , da die meisten Aktivitäten nachts stattfanden , was uns weniger Nachteile verschaffte. Und die hatten wir zur Genüge.
Bevor wir getrennte Wege gingen, kamen wir um einen innigen Kuss und eine lange Umarmung nicht herum. Ein wohltuender Schauer lief mir den Rücken hinunter, als er mit seinen Händen meine Wirbelsäule entlang strich und mit seinen süßen Lippen die meinen liebkoste. In mir regten sich tausende Schmetterlinge, für die ich dankbar war, dass ich sie wieder hatte. Träge und mit einem Widerwillen, der mir durch Mark und Bein fuhr , löste William sich von mir.
„Wir haben einiges nachzuholen“, flüsterte er mir verlockend ins Ohr und entfachte damit ein ungeduldiges Feuer in mir.
Wie konnte ich nur diese Stimme vergessen? Constantin und Levana hatten mich nicht nur meiner Erinnerung beraubt. Sie hat ten mir das genommen, was mich g anz machte. Meine grenzenlose Liebe und Verbundenheit mit William. Wenn Constantins Plan wirklich gelungen wäre, hätte er Williams und mein Leben zerstört. Und bei dem Gedanken daran, wie groß das Leid für William sein musste, der zudem von seinem Verlust wusste, da ihm seine Erinnerungen geblieben wären, entfachte der Hass auf Constantin und Levana eine alles verzehrende Kälte in mir. In mir brodelte der unnatürliche Drang, die beiden für das büßen zu lassen, was sie uns in den letzten Wochen angetan hatten. Für das, was sie uns hätten antun können. Und für das, was sie ihren eigenen Leuten und den Menschen Jahrhunderte lang angetan hatten.
Schwermütig schaute ich
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